Phänologisch imkern im Vollfrühling

Bild zeigt den Blühbeginn des Apfels in Südtirol am 07.04.2023

Phänologisch Imkern im Vollfrühling ist ein Beitrag in der zehnteiligen Serie zur Bienenhaltung nach dem phänologischen Kalender. Mit dem Beginn des Vollfrühlings beginnt die Schwarmstimmung. Den Bienen stehen Obsttrachten zur Verfügung
Das Titelbild zeigt eine Apfelblüte in Südtirol nahe Meran am 07.04.2024.

13.03.2024

Andere Beiträge der Serie:

Phänologisch Imkern im Winter

Phänologisch Imkern im Vorfrühling

Phänologisch imkern im Erstfrühling

Weitere folgen.

Übersicht Vollfrühling

In den ersten beiden Abschnitten erfahren Sie, was Bienen im Vollfrühling tun und welche Aufgaben auf die Imkerin und den Imker zukommen. Weiter hintern sehen Sie, wie sich das phänologische Jahr gliedert, wie das letzte Jahr war und wo wir aktuell stehen im Jahresverlauf. Auch die Wildbienen werden angesprochen, hier Sandbienen.

Was tun Bienen im Vollfrühling?

Schwarmstimmung

Je nach Veranlagung und Versorgungslage können Bienen in Schwarmstimmung geraten. An Wabenrändern bauen sie spezielle vertikal ausgerichtete Zellen, aus den dorthinein gelegten Eiern schlüpfen Larven, die von den Arbeiterinnen mehr und besonderes Futter erhalten. Die Zellen werden zu Weiselzellen, die Larven entwickeln sich zu Königinnen. Vor dem Schlupf der ersten Junkkönigin zieht die Hälfte der Bienen mit der Altkönigin aus – das Volk schwärmt.

Dem Schwärmen geht eine Abnahme des Brutgeschäftes und der Bautätigkeit voraus. Die Altkönigin wird von den Arbeiterinnen auf Diät gesetzt, damit sie wieder flugfähig wird.

Die Vorgänge in Binenstock während des  Schwarmgeschehens ist oft von deutlich hörbaren Geräuschen (Tuten und Quaken) begleitet.

 

Was tun Imker im Vollfrühling?

Schwarmkontrolle

Durch verschiedene Maßnahmen versuchen viele Imker, den Schwarmtrieb zu mindern. Neben den wirtschaftlichen Einbußen für die Imker hat ein Schwarm in Deutschland ohne imkerliche Fürsorge nur wenig Überlebenschancen. Methoden der Schwarminderung sind das Schröpfen und Erzeugen von Ablegern. Als Notmaßnahme wird die wiederholte Zerstörung von Weiselzellen eingesetzt.

Schwarmfang

Wenige Stunden nach dem Auszug eines Schwarrms aus dem Nest ist noch Gelegenheit, den Schwarm einzufangen. In dieser Phase des Schwarmaktes sammeln sich die Bienen, Kundschafterinnen erkunden neue Nistgelegenheiten in der Nähe, und durch Schwänzeltanz auf der Schwarmtraube wird der beste neue Standort ausgehandelt (Seeley). Haben sich die Bienen erst einmal für eine neue Bleibe entschieden – wie schlecht die Wahl auch immer ausgefallen sein mag – sind sie kaum noch von dem Umzug dorthin abzuhalten.

Varroakontrolle

Die Varroaentwicklung wird beobachtet, Eine einfachen Methode ist das Zählen von gefallenen Varoamilben auf dem Schieber unter dem Gitter. Wird eine Schwelle überschritten und ist die Tracht schon geerntet, kann ein Volk gegen Varroa behandelt werden. Auch biotechnologischen Methoden sind möglich: Entfernen von verdeckelten Drohnenlarven, Herstellung eine brutfreien Zustandes über eine gewisse Zeit.

Völkervermehrung

Durch Ablegerbildung gewinnt ein Imker neue Bienenvölker. Die Ablegerbildung dient auch der Schwarmkontrolle sowie der Varroareduktion.

Honigräume aufsetzen

Bei starken Völkern können (weitere) Honigräume aufgesetzt werden.

Wie funktioniert der phänologische Kalender im Vollfrühling?

Phänologie

Die Phänologie befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen. Da Pflanzen keinen Kalender haben, orientieren sie sich am Temperaturverlauf („Wärmesummen„) und an den Lichtverhältnissen im Jahr. Phänologen unterscheiden – statt vier – zehn Jahreszeiten, vom Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling bis hin zum Winter. Das Wort „Phänologie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Lehre von den Erscheinungen“. Die Entwicklung bestimmter Zeigerpflanzen wie Schneeglöckchen, Haselnuss, Forsythie, Holunder und Eiche definiert den phänologischen Kalender und bestimmt den Wechsel der phänologischen Jahreszeiten.

Wodurch ist der phänologische Vollfrühling gekennzeichnet?

Der phänologische Vollfrühling ist an kein festes Datum gebunden. Die Phänologie erfasst den Jahreslauf nach periodisch wiederkehrenden Erscheinungen wie dem Entwicklungsstand der Pflanzen. Der phänologischer Vollfrühling beginnt mit der Apfelblüte (Abb. 1) und endet mit dem Beginn der Holunderblüte. Im langjährigen Mittel startet der Vollfrühling nach dem 26. April. In 2024 startete der Vollfrühling am xx.xx Der Vollfrühling dauert im Durchschnitt 29 Tage und deckt somit die Zeit bis Ende Mai ab. Der Apfel blüht bei einer Grünlandtemperatursumme von etwa 700 Gradtagen.

So wie Kirschen und Plaumen gehören Äpfel zu den Rosengewächsen (Rosacea) und sind am Niederrhein, im Alten Land und in Südtirol eine bedeutende Tracht. Sind keine Apflebäume verfügbar, kann alternativ die Blattentfaltung der Stieleiche den Vollfrühling anzeigen (Ritter 2021).

Auch der Flieder blüht, wird aber eher nur bei feuchter Witterung von Insekten besucht.

 

Wildbienen im phänologischen Vollfrühling

Im Vollfrühling lassen die die Aschgraue Sandbiene (Andrena cineraria) und die Fuchsrote Sandbiene (Andrena fulva) beobachten.

Wo stehen wir heute im phänologischen Kalender?

Aus den Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien kann das phänologische Jahr konstruiert und in einer sogenannten Phänologischen Uhr darstellt werden. Der Stand der Vegetationsstadien basiert auf Meldungen von Beobachtern,  Der Deutsche Wetterdienst sammelt die Beobachtungen und bereitet sie in einer phänologischen Doppeluhr auf (Abb. 2). Im äußeren Ring der phänologischen Doppeluhr ist der langjährige mittlere Verlauf der phänologischen Jahreszeiten dargestellt. Im Vergleich dazu ist der aktuelle Verlauf der phänologischen Jahreszeiten im inneren Ring abgebildet. Die Dauer einer phänologischen Jahreszeit (in Tagen) wird sowohl beim äußeren als auch beim inneren Ring direkt im Ring bzw. im jeweiligen Ringabschnitt angegeben. Der Deutsche Wetterdienst aktualisiert die phänologische Uhr wird einmal in der Woche am Dienstag.

Abb. 3: Die aktuelle phänologische Uhr. Quelle: Deutscher Wetterdienst

Wie verlief das letzte phänologische Jahr?

Abb. 4: Die phänologische Uhr für das vergangene Jahr. Quelle: Deutscher Wetterdienst

Anhang

Quellen zum Weiterlesen

Bienefeld, Kaspar (2005) Imkern Schritt für Schritt. Kosmos, Stuttgart.

Deutscher Wetterdienst (o.J) Phänologische Uhr. Online Ressource. https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_uhr/phaenouhr.html

Klein, Adelheit Maria (2023) Der Vollfrühling. In: bienen & natur 04/2023 S. 38-39

Neff, Mirja (o.J.) Wildbienengarten. Online Ressource, https://www.wildbienengarten.de/wildbienen/wildbienen-im-jahresverlauf/

Pohl, Friedrich (2017) 1×1 des Imkerns – Das Praxisbuch. Kosmos, Stuttgart.

Ritter, Wolfgang (2014) Bienen naturgemäß halten. Ulmer, Hohenheim.

Ritter, Wolfgang, Schneider-Ritter, Ute (2021) Das Bienenjahr – Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur. 1. korrigierter Nachdruck. Hohenheim. Insbes. S. 68-87

 

 

Glossar

 

Autor und Lizenz

Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Biene40AI4Bee
Lizenz: CC BY

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