Phänologisch imkern im Erstfrühling

Bilöd zeigt eine Blutpflaumen Blüte. Der Blühbeginn war am 23.02.2024. By Claus Brell

Phänologisch Imkern im Erstfrühling ist ein Beitrag in der zehnteiligen Serie zur Bienenhaltung nach dem phänologischen Kalender. Mit dem Beginn des Erstfrühlings intensivieren die Honigbienen ihr Brutgeschäft und benötigen mehr Pollen
Das Titelbild zeigt eine Blutpflaume am Niederrhein, die in 2024 schon am 23. Februar zu Blühen begann.

13.03.2024

Andere Beiträge der Serie:

Phänologisch Imkern im Winter

Phänologisch Imkern im Vorfrühling

Phänologisch imkern im Vollfrühling

Weitere folgen.

Übersicht Erstfrühling

In den ersten beiden Abschnitten erfahren Sie, was Bienen im Vorfrühling tun und welche Aufgaben auf die Imkerin und den Imker zukommen. Weiter hintern sehen Sie, wie sich das phänologische Jahr gliedert, wie das letzte Jahr war und wo wir aktuell stehen im Jahresverlauf. Auch die Wildbienen werden angesprochen, hier die Rostrote Mauerbiene.

Was tun Bienen im Erstfrühling?

Polleneintrag

Die Bienen tragen im Erstfrühling viel Pollen ein. Der Pollen wird in der Nähe des Brutnest eingelagert. Die Bienen versuchen so, ihren Logistikaufwand für die Versorgung der Brut zu minimieren. Wenn das Brutnest löchrig ist, kann es sein, dass die Bienen dort auch Pollen einlagern. Pollen tragen die Bienen – im Gegensatz zum Nektar – innerhalb des Nests nicht um. Wird der Pollen im Brutnest nicht verbraucht, bleibt das Brutnest löchrig und die Bienen brauchen mehr Energie, um die Brut warm zu halten.

Wachstum des Volkes

Das Bienenvolk – gute Versorgung insbesondere mit frischem Pollen vorausgesetzt – wächst nun stark. War der Varroaschieber eingelegt, lässt sich dunkles abgeschrotetes Wachs unter dem Brutnest beobachten.
Ab 15°C Außentemperatur legt die Königin stärker, ab 20°C wächst das Brutnest rasant.

Varroa

Mit der Größe des Brutnests wächst auch die Varroenzahl. Normalerweise läuft die Entwicklung eines leistungsfähigen Volkes der Varroenentwicklung davon.

Was tun Imker im Erstfrühling?

Durchsichten

Aufgrund der höheren Temperaturen sind nun Durchsichten für die Bienen weniger belastend. Unschöne Waben können entnommen werden. Da die Bienen viel Pollen eintragen müssen, sollten evtl. vorhandene Mäusegitter entfernt werden.

Brutnest erweitern

Zargenimker (in kleinen Bruträumen wie Zander) können eine zweite Zarge aufsetzen, wenn das Volk einzargig war und sich gut entwickelt hat. Rahmenimker (in Dadant) versetzen das Schied und sorgen so für mehr Platz im Brutnest. Wer mit Mittelwänden arbeiten, kann schon einen Baurahmen geben.
Klein(2023) empfiehlt ein „Wärmebrett) auf dem Gitterboden unterhalb der Brut

Futtervorräte

Ritter empfiehlt einen Futtervorrat von 3kg bis 5 kg. Herrscht Futtermange, so sollte gefüttert werden. 

Völker vereinigen

Mit starken Völkern imkert es sich leichter. Zwei schwache Völker können zu einem Volk zusammengelegt werden. Die Bienen aus zwei Völkern müssen sich aneinander gewöhnen – Zargenimker verwenden hierzu Zeitungspapier zwischen den Zargen, das die Binen erst zerschreddern müssen. Die Zeit dafür genügt, dass sie sich an den jeweis anderen Geruch gewöhnen.

Honigräume aufsetzen

Bei starken Völkern können schon Honigräume aufgesetzt werden. Ist es noch kalt oder vor der Kirschblüte, empfiehlt Klein (2023), eine Zeitung zwischen Brut- und Honigraum mit einem kleinen freien Spalt zu legen. Die Zeitung mindert zunächst die Konvektion, die Biene zerschreddern die Zeitung, wenn sie stört.

 

Wie funktioniert der phänologische Kalender im Erstfrühling?

Phänologie

Die Phänologie befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen. Da Pflanzen keinen Kalender haben, orientieren sie sich am Temperaturverlauf („Wärmesummen„) und an den Lichtverhältnissen im Jahr. Phänologen unterscheiden – statt vier – zehn Jahreszeiten, vom Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling bis hin zum Winter. Das Wort „Phänologie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Lehre von den Erscheinungen“. Die Entwicklung bestimmter Zeigerpflanzen wie Schneeglöckchen, Haselnuss, Forsythie, Holunder und Eiche definiert den phänologischen Kalender und bestimmt den Wechsel der phänologischen Jahreszeiten.

Wodurch ist der phänologische Erstfrühling gekennzeichnet?

Der phänologische Erstfrühling ist an kein festes Datum gebunden. Die Phänologie erfasst den Jahreslauf nach periodisch wiederkehrenden Erscheinungen wie dem Entwicklungsstand der Pflanzen. Der phänologischer Erstfrühling beginnt mit der Forsythienblüte (Abb. 1) und endet mit dem beginn der Apfelblüte. Ist keine Forsythie zum bebobachten vorhanden, kann hilfsweise die Blattentfaltung der Stachenbeere als Indikator herangezogen werden. Im langjährigen Mittel startet der Erstfrühling nach dem 25. März. In 2024 startete der Vorfrühling am 03. März Der Vorfrühling dauert im Durchschnitt 32 Tage und deckt somit die Zeit bis Ende April ab.

Im Vorfrühling blühen Forsythie (die für Bienen allerdings recht uninteressant ist), Buschwindröschen, Löwenzahn als guter Nektar- und vor allem Pollenspender, Duftveilchen, Schlehe und Spitzahorn. Die Salweide als gute Bienen-Nahrungsquelle sollte immer noch blühen. Die rote Johannisbeere und die Stachelbeere liefern für Bienen Läppertrachten. Süßkirsche und Winterraps sind die Blühpflanzen mit den höchsten Nektar- und Pollenwerten, sie stellen die erste Massentracht dar.

Bild zeigt eine Nahaufnahme einer Forsythienblüte by Claus Brell

Abb. 1: Forsytienblüte in einem Garten in Willich am Niederrhein, in 2024 schon am … Februar. Der Standort liegt relativ windig, aber auf der Südseite einer rotbraun geklinkerten Garage.

Abb. 2: Weiter Pflanzenn, die früh blühen und erste Blütenknospen zeigen (in 2024 am 27. Februar). Scheinquitte erste Blütenknospen (unten) und Mandelbäumchen (oben)

Die Blüten von Kirschen (Prunus avium) und Pflaumen (Prunus domestica), beides Rosengewächse (Rosacea), folgen bald der Forsythienblüte. Blüten von Pflaumen und Kirschen sind schwer auseinanderzuhalten, sie haben fünf weiße Blütenblätter, einen grünen Griffel und kleine weiße Stengel mit gelben Staubgefäßen.

Wildbienen im phänologischen Erstfrühling

Im Erstfrühling lassen sich die ersten Männchen der rostroten Mauerbienen beobachten. Sie patrouillieren im Erstfrühling vor den Brutröhchen und warten auf die Weibchen.

Bild einer Rostroten Mauerbiene auf einer Nisthilfe

Abb. 2: Eine Rostrote Mauerbiene. Die Wildbienen bevorzugen Nistgelegenheiten von 8mm Durchmesser und sind in Deutschland nicht selten. Ihr püscheliger Habitus und die gemütliche Färbung machen sie zu einer beliebten Gartenbiene, deren Puppen man gar im Versandhadel kaufen kann. Hier ist ein Männchen abgelichtet. Die Männchen erkennt man an den weißen Stirnpüscheln.

Verschiedene Erd- und Sandbienen können auch schon gesichtet werden.

Wo stehen wir heute im phänologischen Kalender?

Aus den Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien kann das phänologische Jahr konstruiert und in einer sogenannten Phänologischen Uhr darstellt werden. Der Stand der Vegetationsstadien basiert auf Meldungen von Beobachtern,  Der Deutsche Wetterdienst sammelt die Beobachtungen und bereitet sie in einer phänologischen Doppeluhr auf (Abb. 2). Im äußeren Ring der phänologischen Doppeluhr ist der langjährige mittlere Verlauf der phänologischen Jahreszeiten dargestellt. Im Vergleich dazu ist der aktuelle Verlauf der phänologischen Jahreszeiten im inneren Ring abgebildet. Die Dauer einer phänologischen Jahreszeit (in Tagen) wird sowohl beim äußeren als auch beim inneren Ring direkt im Ring bzw. im jeweiligen Ringabschnitt angegeben. Der Deutsche Wetterdienst aktualisiert die phänologische Uhr wird einmal in der Woche am Dienstag.

Abb. 3: Die aktuelle phänologische Uhr. Quelle: Deutscher Wetterdienst

Wie verlief das letzte phänologische Jahr?

Abb. 4: Die phänologische Uhr für das vergangene Jahr. Quelle: Deutscher Wetterdienst

Anhang

Quellen zum Weiterlesen

Alles, Ralf (2024) Thermoschiede selbst gebaut. In: bienen & natur 02/2024 S. 25

Bienefeld, Kaspar (2005) Imkern Schritt für Schritt. Kosmos, Stuttgart.

Deutscher Wetterdienst (o.J) Phänologische Uhr. Online Ressource. https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_uhr/phaenouhr.html

Klein, Adelheit Maria (2023) Der Erstfrühling. In: bienen & natur 02/2023 S. 30-31

Klein, Adelheit Maria (2024a) Schieden im Jahresverlauf. In: bienen & natur 02/2024 S. 20-23

Klein, Adelheit Maria (2024b) Ein oder zwei Schiede? In: bienen & natur 02/2024 S. 24

Pohl, Friedrich (2017) 1×1 des Imkerns – Das Praxisbuch. Kosmos, Stuttgart.

Ritter, Wolfgang (2014) Bienen naturgemäß halten. Ulmer, Hohenheim.

Ritter, Wolfgang, Schneider-Ritter, Ute (2021) Das Bienenjahr – Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur. 1. korrigierter Nachdruck. Hohenheim. Insbes. S. 24-43

Videos

Selmaier, Gottfried („Der Bienen Bastler“) Dadant die Serie (11) Schieden im Dezember. Video auf youtube. https://www.youtube.com/watch?v=hWSbYS5fPHg (Das ist noch vor dem Vorfrühling, erklärt aber das Arbeiten mit mehreren Schieden sehr schön)

 

Glossar

Baurahmen

Ein Baurahmen ist ein leeres Rähmchen ohne Mittelwand, das die Bienen nach ihren Vorstellungen ausbauen können. Wird der Baurahmen in Fluglochnähe gehangen, so werden die Bienen vornehmlich große Drohnenzellen darin errichten. Mit dem Baurahmen kann schon – je nach Konzept – die Varroabehandlung starten, bei der z.B. ein Teil der verdeckelten Drohnenbrut (mit den Varroamilben darin) entnommen wird und so temporär die Varroalast im Volk sinkt.

Autor und Lizenz

Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Biene40AI4Bee
Lizenz: CC BY

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