Selbstbestimmungstheorie der Motivation nach Deci und Ryan

Autonomie erleben - Aspekt der Selbstbestimmungstheorie der Motivation

Die Selbstbestimmungstheorie erklärt einen in anderen Theorien fehlenden Aspekt der Motivation: Den des Autonomiestrebens mancher Personen. Insbesondere bei Gamification-Ansätzen in Lehr-Lern-Szenarios erweist sich die Theorie als leistungsfähig.

Grundkonzept der Selbstbestimmungstheorie

Edward Deci und Richard Ryan (1993, 2000) entwickelten in der Selbstbestimmungstheorie ein Konzept von drei universellen psychologischen Grundbedürfnissen, die Anpassungsmechanismen des Individuums an sein sozio-kulturelles Umfeld repräsentieren:

  1. Streben nach Kompetenz (effectancy),
  2. Streben nach sozialer Eingebundenheit (affiliation) und
  3. Streben nach Autonomie (autonomy) .

Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass (intrinsische) Motivation für an sich interessante Tätigkeiten durch (extrinsische) Belohnungen häufig nicht etwa gesteigert, sondern im Gegenteil abgesenkt wird. Die intrinsische Motivation ist die natürliche Tendenz, Herausforderungen zu suchen und die eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. (Deci & Ryan, 2000). Geschieht eine Handlung hingegen, um eine Belohnung zu erhalten, um einer Strafe zu entgehen oder aus anderen Gründen, die nichts direkt mit der Aufgabe zu tun haben, spricht man von extrinsischer Motivation.

Kompetenz

Menschen mit ausgeprägtem Bedürfnis nach Kompetenzerleben wollen sich erproben und sich als erfolgreich erleben. Sie haben oft eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Unter Selbstwirksamkeit versteht man die Überzeugung, schwierige Aufgaben aufgrund eigener Fähigkeiten bewältigen zu können. Ein Mensch mit hoher Selbstwirksamkeit ist zuversichtlich bei allen Aufgabenstellungen und hat die Überzeugung, dass er das schaffen kann, was es sich vorgenommen hat.

Soziale Eingebundenheit

Menschen wollen (unterschiedlich stark ausgeprägt) dazu gehören und sich im Kontext mit anderen erleben.

Autonomie

Menschen haben ein (mehr oder minder stark ausgeprägtes) psychologisches Grundbedürfnis, sich als Verursacher ihrer eigenen Handlungen zu erleben. Menschen wollen selbst bestimmen, was sie tun und insbesondere wie sie es tun, wollen nicht fremd gesteuert (heteronom), sondern selbst gesteuert (autonom) agieren.

Zusammenhang mit anderen Motivationstheorien

Wenig überraschend ist, dass es einen relativ großen Überlapp zwischen den Motivationstheorien gibt. Grundsätzlich lasst sich die Selbstbestimmungstheorie auch die Maslowsche Bedürfnispyramide abbilden (Dass sich die Theorie von Maslow der empirischen Überprüfung verweigert, weis hier einmal hinten angestellt).

So haben fast alle Motivationstheorien das Bedürfnis nach sozialem Austausch – jeweils anders benannt – gemeinsam. Die soziale Eingebundenheit heißt bei McClelland „Anschlussbedürfnis“, bei Maslow „soziale Bedürfnisse“ oder „Anschlussmotiv“. Das Bedürfnis nach Kompetenzerleben (Deci und Ryan)  und der Bedarf, Leistung zu bringen (McClelland), sollte auch gemeinsame latente Faktoren haben.

 

Quellen zur Selbstbestimmungstheorie

  1. Deci, Edward. L. & Ryan, Richard. M. (2000) The „What“ and „Why“ of Goal Pursuits: Human Needs and the Self-Determination of Behavior. In: Psychological Inquiry 11(4), 227–268.
    Link: https://www.researchgate.net/publication/284515746_Deci_and_Ryan’s_self-determination_theory_A_view_from_the_hierarchical_model_of_intrinsic_and_extrinsic_motivation
  2. Deci, Edward L. & Ryan, Richard M. (1993) Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Paedagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik, 39 (1993) 2, S. 223-238.

Weitere Motivationstheorien neben der Selbstbestimmungstheorie sind

Theorie der erlernten Motivation nach McClelland

Zwei Faktoren Theorie nach Herzberg

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