Phänologisch Imkern im Frühsommer

Das Bild zeigt eine Honigbiene auf falscher Akazie

Phänologisch Imkern im Frühsommer ist ein Beitrag in der zehnteiligen Serie zur Bienenhaltung nach dem phänologischen Kalender. Mit dem Beginn des Fühsommers setzt sich die  Schwarmstimmung fort. Erster Honig kann geerntet werden.
Das Titelbild zeigt eine Honigbiene auf Robinienblüten. Diese gelten neben Holunder als Zeiger für den Frühsommer. Honigbienen meiden allerdings Holunderblüten, da sie keinen Nektar liefern.

07.04.2025

Andere Beiträge der Serie:

Phänologisch Imkern im Winter

Phänologisch Imkern im Vorfrühling

Phänologisch imkern im Erstfrühling

Phänologisch imkern im Vollfrühling

Weitere folgen.

Übersicht Frühsommer

In den ersten beiden Abschnitten erfahren Sie, was Bienen im Frühsommer tun und welche Aufgaben auf die Imkerin und den Imker zukommen. Weiter hintern sehen Sie, wie sich das phänologische Jahr gliedert, wie das letzte Jahr war und wo wir aktuell stehen im Jahresverlauf. Auch die Wildbienen werden angesprochen – hier Wollbienen.

Was tun Bienen im Frühsommer?

Anhaltende Schwarmstimmung

Je nach Veranlagung und Versorgungslage bleiben Bienen in Schwarmstimmung (Zum Beginn der Schwarmstimmung siehe Vollfrühling).  Insbesondere Wirtschaftsvölker mit einer nicht ganz jungen Königin sind schwarmgefährdet.

Wabenbau und Vorratshaltung bei Jungvölkern

Noch wird ein Teil des eingetragenen Nektars für den Ausbau von Waben verwendet, zunehmend beginnen die Bienen, Vorräte für den Winter einzulagern.

Anhaltendes Brutgeschäft bis zur Sommersonnenwende

Erst zur Sommersonnenwende am 21. Juni, die im Hochsommer liegen kann, nimmt das Brutgeschäft ab.

Mehr Varroamilben in der Arbeiterinnenbrut

Die Varroamilbe folgt der Volksentwicklung der Bienen. Varroamilben bevorzugen Drohnenbrut, sie reproduzieren sich nun auch vermehrt in Arbeiterinnenbrut.

Durchfallerkrankungen durch Nosema sollte im Frühsommer eher selten auftreten, wenn, dann ist der Erreger eher Nosema cerana als Nosema Apis

Was tun Imker im Frühsommer?

Schwarmkontrolle

Methoden der Schwarminderung sind das Schröpfen und Erzeugen von Ablegern. Als Notmaßnahme wird die wiederholte Zerstörung von Weiselzellen eingesetzt.

Varroakontrolle

Die Varroaentwicklung wird beobachtet, Eine einfachen Methode ist das Zählen von gefallenen Varoamilben auf dem Schieber unter dem Gitter. Ablegerbildung, Kunstschwarm und Co wären biotechnologische Verfahren, um en passant die Milbenlast zu senken.

Völkervermehrung

Durch Ablegerbildung gewinnt ein Imker neue Bienenvölker. Die Ablegerbildung dient auch der Schwarmkontrolle sowie der Varroareduktion. Vermehrung kann auf verschiedene Weisen erfolgen:

Vorwegnahme eines Schwarms durch Brutling und Flugling.

Die Völkervermehrung steht in den meisten Fällen einer üppigen Honigernte entgegen.

Honig ernten

Den Bienen Platz oberhalb des Brutnets geben, um Nektar einzulagern, kann den Schwarmtrieb senken  (Betriebsweise von Guido Eich). Eine frühe Gabe eines neuen Honigraums verhindert, dass die Bienen einen geschlossenen (!) Futterkranz über dem Brutnest aufbauen und den Eindruck gewinnen, sie „wären fertig und sollten sich mal vermehren“.

Vollgetragene und verdeckelte Frühtracht-Zargen bekommt man mit einer Bienenflucht bienenschonenden und Imker-schonend bienenfrei (zum youtube Video „Selbstgebaute Bienenflucht im Mini Plus Überwinterungs-System“)

Wie funktioniert der phänologische Kalender im Frühsommer?

Phänologie

Die Phänologie befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen. Da Pflanzen keinen Kalender haben, orientieren sie sich am Temperaturverlauf („Wärmesummen„) und an den Lichtverhältnissen im Jahr. Phänologen unterscheiden – statt vier – zehn Jahreszeiten, vom Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling bis hin zum Winter. Das Wort „Phänologie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Lehre von den Erscheinungen“. Die Entwicklung bestimmter Zeigerpflanzen wie Schneeglöckchen, Haselnuss, Forsythie, Holunder und Eiche definiert den phänologischen Kalender und bestimmt den Wechsel der phänologischen Jahreszeiten.

Wodurch ist der phänologische Frühsommer gekennzeichnet?

Der phänologische Frühsommer ist an kein festes Datum gebunden. Der phänologischer Frühsommer beginnt mit der der Holunderblüte und endet mit der Lindenblüte. Im langjährigen Mittel startet der Frühsommer nach dem 25. Mail. In 2024 startete der Frühsommer am 12. Mail Der Frühsommer dauert im Durchschnitt 23 Tage und deckt somit die Zeit bis fast zur Sommersonnenwende ab.

Eine alternative Zeigerpflanze für den Frühsommer ist die Robinie, die auch für Honigbienen interessant ist.

Wildbienen im phänologischen Frühsommer

Im Frühsommer lassen die die Große Wollbiene und Gewöhnliche Löcherbiene  beobachten.
Die Große Wollbiene ist eine Bienenart aus der Gattung der Harz- und Wollbienen (Anthidium) und gehört zur Familie der Bauchsammlerbienen (Megachilidae). Sie sammeln Pollen nicht in Pollenhöschen, sondern in der Behaarung des Bauchs. Die Männchen sind mit 16mm größer als die Weibchen, die Männchen sieht man erst im September.

 

Wo stehen wir heute im phänologischen Kalender?

Aus den Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien kann das phänologische Jahr konstruiert und in einer sogenannten Phänologischen Uhr darstellt werden. Der Stand der Vegetationsstadien basiert auf Meldungen von Beobachtern,  Der Deutsche Wetterdienst sammelt die Beobachtungen und bereitet sie in einer phänologischen Doppeluhr auf (Abb. 2). Im äußeren Ring der phänologischen Doppeluhr ist der langjährige mittlere Verlauf der phänologischen Jahreszeiten dargestellt. Im Vergleich dazu ist der aktuelle Verlauf der phänologischen Jahreszeiten im inneren Ring abgebildet. Die Dauer einer phänologischen Jahreszeit (in Tagen) wird sowohl beim äußeren als auch beim inneren Ring direkt im Ring bzw. im jeweiligen Ringabschnitt angegeben. Der Deutsche Wetterdienst aktualisiert die phänologische Uhr wird einmal in der Woche am Dienstag.

Abb. 3: Die aktuelle phänologische Uhr. Quelle: Deutscher Wetterdienst

Wie verlief das letzte phänologische Jahr?

Abb. 4: Die phänologische Uhr für das vergangene Jahr. Quelle: Deutscher Wetterdienst

Anhang

Quellen zum Weiterlesen

Bienefeld, Kaspar (2005) Imkern Schritt für Schritt. Kosmos, Stuttgart.

Deutscher Wetterdienst (o.J) Phänologische Uhr. Online Ressource. https://www.dwd.de/DE/leistungen/phaeno_uhr/phaenouhr.html

Klein, Adelheit Maria (2023) Der Vollfrühling. In: bienen & natur 04/2023 S. 38-39

Neff, Mirja (o.J.) Wildbienengarten. Online Ressource, https://www.wildbienengarten.de/wildbienen/wildbienen-im-jahresverlauf/

Pohl, Friedrich (2017) 1×1 des Imkerns – Das Praxisbuch. Kosmos, Stuttgart.

Ritter, Wolfgang (2014) Bienen naturgemäß halten. Ulmer, Hohenheim.

Ritter, Wolfgang, Schneider-Ritter, Ute (2021) Das Bienenjahr – Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur. 1. korrigierter Nachdruck. Hohenheim. Insbes. S. 68-87

Glossar

 

Autor und Lizenz

Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Biene40, Steel4Bees
Lizenz: CC BY

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