An dieser Stelle ist ein Faktensammlung Honigbienen aus der Literatur zu verschiedenen Themen der Bienenhaltung zusammengetragen.
Übersicht:
Netktar- und Pollenumsatz
Varroa
Energieumsatz
CO2 Fußabdruck
Stand 21.09.2023
Nektar- und Pollenumsatz
Nektar und Sammelflug
- Eine Sammelbiene transportiert im Honigmagen zwischen 20 und 40 mg Nektar.
- Eine Sammelbiene unternimmt 3 bis 10 Ausflüge täglich.
- Eine Sammelbiene fliegt in ihrem Leben an 10 bis 20 Tagen.
- Die Flugweite der Arbeiterin beträgt 1 bis 2 km.
- Eine Biene fliegt täglich 7 bis 15 mal aus.
- Eine Ausflugsdauer beträgt jeweils 25 bis 45 Minuten.
- Der Zwischenaufenthalt im Stock dauert 5 Minuten.
- Die Bine erreich eine Fluggeschwindigkeit von 20 bis 25 km/h.
- Ein Wirtschaftsvolk kann in einem Sommer 100.000 bis 200.000 Sammelbienen erzeugen.
Durch Dreisatz kommt man auf eine Untergrenze von 60 kg Nektar und eine Obergrenze von 1600 kg Nektar, das entspricht einer Spannbreite bei Honig von 30 kg bis 800 kg. Der „wahre Wert“ wird irgendwo dazwischen liegen (Tautz 2012, S. 68).
Die Biene füllt ihre Honigblase (50 bis 60 mm³) mit dem Besuch von 15 bis 100 Blüten.
Für die Erzeugung von 1 kg Honig sind etwa 3 kg Nektar zu sammeln. Das entspricht 60 000 Honigblasenfüllungen bei einer Gesamt-Flugstrecke von 40 000 km ( etwa Erddumfang).
Pollen und Propolis
- Das Volk sammelt im Jahr etwa 30 kg Pollen und ein paar 100 g Propolis (Tautz 2012, S. 69)
- Eine Pollenladung ist das Ergebnis von ca. 100 Blütenbesuchen.
- Etwa 20 Pollenladungen sind für die Füllung einer Pollenzelle erforderlich.
Bienenbrot
Pollen wird beim Einlagern und Verdichten mit etwas Honig und Drüsensekreten versetzt, die einen Fermentationsprozess einleiten und aus dem Pollen „Bienenbrot“ machen (Radetzki & Eckoldt 2020). Die Fermentation ähnelt der Haltbarmachung durch Milchsäurevergärung beim Sauerkraut.
Varroa bei Honigbienen
Varroabelastung ist geringer, wenn die Bienenvölker nicht in größeren Kolonien zusammen stehen
Seley und Smith untersuchten in einem Kontrollexperiment zwei Gruppen in Kolonien, die eng beisammen bzw. verstreut lagen, hinsichtlich der Effekte auf Varroabelastung und Schwarmverhalten. Im Frühsommer entwickelten die Kolonien, die nicht schwärmten, hohe Milbenzahlen, und zwar in beiden Untersuchungsgruppen. Die Kolonien, die schwärmten, behielten niedrige Milbenzahlen bei. Im Spätsommer entwickelten in der Gruppe, die in einer Kolonie eng beisammenstanden, aber nicht in der zerstreuten Gruppe, auch die Kolonien, die schwärmten, hohe Milbenzahlen. Alle Kolonien mit hohen Milbenzahlen im Spätsommer starben über den Winter; alle Kolonien mit niedrigen Milbenzahlen im Spätsommer überlebten den Winter. Das Schwärmen reduziert die Milbenlast. Wenn aber die Kolonien von Bienenstöcken eng zusammenstehen und ein „Bienenaustausch“ zwischen den Völkern möglich ist, ist die schwarmbedingte Milbenlastreduzierung z.B. durch Räuberei (Reinfektion) nicht dauerhaft. (Seeley & Smith 2015)
Informationen zur Varroa-Toleranzzucht
An vielen Stellen versuchen sich Imkergruppen daran, varroatolerante Völker durch gezielte Zucht zu erschaffen. Es gibt ermutigende Hinweise, ein Durchbruch, der ein Aussetzen aller Maßnahmen zur Varroadezimierung erlaubt, ist nicht sichtbar.
Institutionen, die sich um Varroatoleranz bemühen:
Bienenzuchtgruppe Oberösterreich Salzburg, https://bienenzuchtgruppe.at/wp-content/uploads/2021/01/Varroatoleranzzucht-in-der-Praxis_05_01_21.pdf
Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht https://www.toleranzzucht.de/zuchtprogramm/toleranzbelegstellen/ kommt zu der Erkenntnis, dass infizierte Drohnen einen deutlich geringeren Fortpflanzungserfolg haben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass nur unbehandelte Völker Drohnen liefern können, die in der Nachzucht varroatoleranz befördern. da von diesen Völkern befallene Drohnen und damit „schlechte“ Erbgutlieferanten nicht zum Erfolg kommen, bei behandelten Völkern tragen auch Drohnen ohne Varroatoleranzgenetik zur Vermehrung bei.
Energieumsatz von Honigbienen
Glukose- und Energiebedarf einer einzelnen Arbeiterin / Arbeitsbiene
Experimentelle Untersuchungen zum Energieverbrauch von Nutztieren werden bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert angestellt (Trevarianis 1832, Pharon 1909). Untersuchungen an Bienen werden meist in der Form durchgeführt, das wenige hundert Tiere in einem Behältnis luftdicht ausgeschlossen werden und der Sauerstoffumsatz bzw. die Kohlendioxidproduktion im Gaswechsel ermittelt wird. Zander (1921) und Armbruster (1931) haben diese Untersuchungen kritisiert, die zur Kritik gereichenden Arbeiten wurden jedoch nicht publiziert. Kosmin et. al. (1932) haben den Sauerstoffverbrauch von Bienen in Abhängigkeit von der Aktivität gemessen und daraus den Energieumsatz berechnet. Im Ergebnis liegt der Energieumsatz je Arbeitsbiene zwischen 1 (Kleinhenß) und 50 (Tautz) MilliWatt. (vgl. Tab. 1).
Tätigkeit | O2 ml/min | Glykose mg/h | Leistung kcal/h | Leistung mW | Honigbedarf g/d |
---|---|---|---|---|---|
fliegt innerhalb des Gefäß | 460 | 35,15 | 139,4 | 153,3 | 0,622 |
Tab. 1: Energie- und Stoffumsatz einer Arbeitsbiene in Abhängigkeit von der Aktivität. Teilweise eigene Berechnung.
Auf 1 km Flug verbraucht eine Biene etwa 2 mg Zucker.
Eine Arbeitsbiene wiegt 0,1 g. Eine heimkehrende Sammlerin wiegt um die Hälfte mehr durch Nektar oder um ein Drittel mehr durch Pollen.
40 000 Bienen brauchen täglich etwa 40 g Wasser. 6000 Brutzellen brauchen weitere 140 g Wasser. Für 180 g Wasser sind 18 000 Flüge zur Tränke erforderlich. Eine Wasserholerin führt 50 Ausflüge pro Tag durch. So müssen 360 Arbeiterinnen ganztägig Wasser heranschaffen.
Temperaturen im Bienenvolk
Die Temperatur in der Kiste (Beute) ist nicht das Entscheidende. Wichtig sind die Temperaturen, die die Bienen in verschiedenen Lebensphasen benötigen. Eine erste Übersicht gibt Tab. 2.
Bienensituation typ. Temperatur Bienen auf Brutwabe 36°C Schwarmzellen(*) 35°C Bienen in Wintertraube 10°C, bis zu 25°C(**) zwei Wabengassen neben den Bienen fast Außentemperatur (***) Tab. 2: Übersicht der Temperaturen im Bienenvolk
(*) Die Zahlen basieren auf eignen Messungen. Während es in der Mitte einer Brutwabe körperwarm (36°C) werden kann, ist das nur für Nachbeschaffungszellen interessant. Am Wabenrand (unten und an der Seite, wo „reguläre“ Königinnen entstehen) haben wir niedrigerer Temperaturen gemessen.
(**) Zu beobachten ist, dass Bienen in der Wintertraube hin und wieder kurz (wenige halbe Stunden) hochheizen, vermutlich, um das Futter anzuwärmen.
(***) Das gilt dann ,wenn die Bienen in der Wintertraube sitzen und die Bienen nicht die gesamte Beute ausfüllen. Sobald sich die Schwarmtraube auflöst und sich die Bienen verteilen, ist in der Temperatur starke Fluktuation zu beobachten
Populationsschätzung
Es ist schwer möglich, die Bienen auf allen Waben zu zählen. Daher bietet sich ein Schätzverfahren an, das den belegten Flächenanteil erfasst und mit der Anzahl pro qcm multipliziert. Zur einfachen Durchführung sind hier die Kennzahlen für einige Wabenflächen der Rähmchenmaße angegeben:
Beutensystem Wabenfläche einseitig in qcm Außenmaß in mm x mm |
aufsitzende Bienen | Arbeiterinnen-Brutzellen | Drohnen-Brutzellen | Futter g |
Zander 800 420 x 220 |
1000 | 3200 | 1000 | |
Dadant 1027 |
1284 | 4108 | 1284 | |
Deutsch Normal 733 370 x 223 |
917 | 2932 | 800 | |
Mini Plus 290 248 x 159 |
363 | 1160 | 325 |
Tab.: Mengen in/auf Waben. Die Zahlen stammen aus verschiedenen Quellen, teilweise aus eigenen Messungen und sind daher noch nicht vollständig konsistent.
Quellen für die Schätzungen
Wirtschaft
Honigimporte nach Deutschland, Hauptimportländer
2021
- Ukraine 13.498 Tonnen
- Mexiko 11.219 Tonnen
- Argentinien 9.095 Tonnen
2020
- Ukraine 16.307 Tonnen
- Mexiko 13.613 Tonnen
- Argentinien 12.755 Tonnen
Insgesamt werden laut Statista in 2020 88.000 Tonnen Honig gesamt importiert. Der DIB gibt die durchschnittliche Honigmenge je Volk in 2021 mit 15 kg an. Bei 1 Mio. Völkern in Deutschland wären das 15.000 Tonnen. Demgegenüber beziffert Statista die in Deutschland erzeugte Honigmenge für 2020 mit 29.200 Tonnen.
Zum Vergleich: In 2020 wurde in Deutschland 4,3 Millionen Tonnen Zucker, meist aus Zuckerrüben, produziert. Mit eigenem Honig können davon lediglich 0,7% substituiert werden (Quelle eigene Rechnung).
CO2 Fußabdruck von Bienenhonig
Der CO2 Fußabdruck von Bienenhonig im Glas ist 2,0 kg CO2-Äq. / kg Lebensmittel (Reinhard et.al. 2020, S. 15. Zur Methodik siehe ebenda). Zum Vergleich: der Fußabdruck von Rübenzucker ist mit 0,7 kg CO2-Äq. / kg Lebensmittel geringer. Der Gesamt-CO2 Fußabdruck des in Deutschland produzierten Honigs beträgt demnach 58,4 Mio kg CO2-Äq., im Vergleich der des Rübenzuckers 2380 Mio kg CO2-Äq.
Um ein Gespür für die Größenordnung zu bekommen: Ein Einfamilienhaus mit Gasheizung erzeugt durch Heizung etwa 4 Tonnen CO2 (Verbraucherzentrale 2022). Der CO2 Fußabdruck des in Deutschland produzierten Honigs entspricht demnach der Heizleistung von 14.600 Einfamilienhäusern. (Quelle eigene Rechnung)
Internetquellen
Länderinstitut für Bienenkunde, Hohenheim.
Reinhard, Guide; Gärtner, Sven; Wagner, Tobias (2020) Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Heidelberg. online ressource, zuletzt abgerufen 13.03.2022 https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Reinhardt-Gaertner-Wagner-2020-Oekologische-Fu%C3%9Fabdruecke-von-Lebensmitteln-und-Gerichten-in-Deutschland-ifeu-2020.pdf
Verbraucherzenrale (2022) Klimapaket: Was bedeutet es für Mieter und Hausbesitzer? online Ressource, zuletzt abgerufen 14.03.2022 https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/heizen-und-warmwasser/klimapaket-was-bedeutet-es-fuer-mieter-und-hausbesitzer-43806
Quellen zur Faktensammlung Honigbienen
Kosmin, W. P., Alpatov, W. W., Resnitschenko , M (1932) Zur Kenntnis des Gaswechsels und des Energieverbrauchs der Biene in Beziehung zu deren Aktivität. Biometrisches Laboratorium des Zoologischen Museums und des Zoologischen Instituts der Universität Moskau
Radetzki, Thomas & Eckoldt, Matthias (2020) Inspiration Biene. Stuttgart. Aurelia Stiftung / Klett.
Seeley, T.D. & Smith, M.L. (2015) Crowding honeybee colonies in apiaries can increase their vulnerability to the deadly ectoparasite Varroa destructor . Apidologie 46, 716–727. https://doi.org/10.1007/s13592-015-0361-2
Tautz, Jürgen (2012) Phänomen Honigbiene. Berlin/Heidelberg. Springer-Spektrum.