Honigzarge für Mini Plus Überwinterungssystem selber bauen

Bild von zwei selbstgebauten Honigzargen für das Mini Plus Überwinterungssystem

Für das Mini Plus Beutensystem gibt es Honigzargen am Markt, manchmal haben diese jedoch Lieferzeiten und Sie brauchen sie vielleicht gerade „jetzt gleich am Wochenende“. Wirtschaftlich lohnt ein Selbstbau kaum, allerdings, es ist einfach und geht schnell – wenn Sie spontan eine Honigzarge benötigen benötigen ist Honigzarge für Mini Plus Überwinterungssystem selber bauen eine Option. Der Beitrag zeigt, mit welchem Trick Sie Ihren Selbstbau auch mit 19-mm-Platten aus dem Baumarkt zu Marktprodukten kompatibel halten.

Und: Die Konstruktion kommt ohne Schrauben aus, die Bienen leben bei Ihnen also fortan im Honigraum „metallfrei“.

Eine Übersicht über (alle meine) Mini Plus Beiträge finden Sie hier.

Stand 24.06.2023

Bedarf – warum selber bauen

Auch wenn eine Honigernte im Mini Plus Überwinterungssystem überschaubar bleibt, ist die Anschaffung einer Honigzarge sinnvoll. Hierin Können Sie schon beizeiten die Bienen „sauberes“ Winterfutter anlegen lassen. Oder, wenn Sie mit Naturwabenbau arbeiten, lassen Sie die Bienen die Rähmchen in Ruhe ausbauen, ohne dass die Königin das Brutnest zu weit verteilt anlegt.

Wenn der Raps blüht (Ende Mai) die Linde honigt (Ende Juni), besteht die Gefahr, dass die Bienen den Brutraum mit Nektar füllen und der Königin wenig Platz zum stiften (die Eiablage) bleibt. Eine Raumgabe über eine mit Absperrgitter getrennte Honigzarge schafft Raum für die Bienen und senkt im Nebeneffekt die Schwarmlaune.

Wenn dann eine Zarge zu wenig in Ihrem Lager ist und der Fachhandel vor Ort spontan keine Honigzarge vorrätig hat – bauen Sie mit der folgenden Anleitung eifach eine selber.

Konstruktion und Designprinzip der Honigzarge

Nur wenige unterschiedliche Teile sind nötig. Das Designkonzept ist: Einfach, schnell und mit material aus jedem Holzhandel machbar.

Die Innenmaße orientieren sich an Systemen am Markt. Damit bleibt der Selbstbau kompatibel.

Der Aufbau benötigt keine Spezialwerkzeuge und ist für jeden Heimwerker (Maker) machbar.

Material

Fichte 3-S-Platten 19mm im Zuschnitt, alle Angaben in cm
Anzahl Länge x Breite x Dicke 
2      47,1  x 15,3   x 1,9
2      27,4  x 18,8   x 1,9
Kiefer-Recheckleisten
Anzahl Länge x Breite x Dicke 
2      47,1  x 1,5   x 1,0
2      47,1. x 2,0   x 0,5 

reichlich Weißleim wasserfest
Leinöl-Firnis

Abb. 1: Die Materialliste. Die Gesamt-Materialkosten liegen bei etwa 15,- Euro. Für wenig mehr bekommen Sie schon fertige Zargen.

Das Material sollten Sie in jeder Holzhandlung oder Baumarkt bekommen. Schöner wäre es, die Zargen aus 22mm Weymouth-Kiefer zu bauen, allerdings ist z.B. am Niederrhein der Baustoff kaum zu bekommen. Dreischicht-Fichtenplatten – sie firmieren auch unter 3-S-Platten – haben sich in der Vergangenheit als recht witterungsbeständig gezeigt. Auch reißen sie nicht und verziehen sich kaum.

Die Kiefern-Leisten kompensieren zwei Umstände:

  1. Sie besitzen ggf. keine Fräse. Die wird nicht benötigt, anstatt die Auflage in die Platten zu fräsen, wird die Seitenwand einfach etwas weniger hoch bemessen und eine 10mm x 15mm Leiste aufgeklebt.
    Der beespace wird mit 15 mm etwas knapp, 16 mm Leisten sind vermutlich ohne Aufwand nicht zu bekommen. Es funtioniert aber auch mit 15 mm gut.
  2. die Innenmaße orientieren sich an Systemen am Markt. Damit gäbe es aufgrund der unterschiedlichen Holzstärke (19 mm statt 22 mm) am Übergang Honigzarge zur Bienenflucht bzw Honigzarge zur Brutzarge einen 2mm Balkon, der der Witterung sprich regen ausgesetzt wäre. Daher wird unten außen eine dünne Leiste als „Wetterschutz“ aufgeklebt.

Werkzeug

Zwei lange Leimzwingen erleichtern das Arbeiten. Es gehr auch ohne, alternativ können Sie „hochkant“ arbeiten und zur Verleimung Milchpackungen als Beschwerung verwenden

Eine Bohrmaschine und ein 4-cm-Förstner-Bohrer für das Anfertigen der Griff-Vertiefungen (As geht auch ohne)

120er Schmirgelpapier, um für das Finish die Kanten zu brechen.

Arbeitsablauf

Übersicht

  1. Innenmaß auf den Stirnplatten anzeichnen (Markierung, um Seitenteile anzuleimen)
  2. Zwei Vertiefungen (halbe Holzstärke):  Bohren Sie mittig nebeneinander zwei Löcher an (nicht durch) in die Stirnseiten, an denen Sie die Kiste später gut packen können. Dieser Arbeitsschritt dient der späteren Bequemlichkeit und kann auch entfallen.
  3. Kiste: Leimen Sie aus den vier Platten nun die Kiste zusammen. Richten Sie dabei die langen Platten an der Markierung auf den Stirnplatten aus. Lassen Sie dem Holzleim Zeit, gut abzubinden.
  4. Kiefernleisten / Rechteckleisten ablängen
  5. Rähmchen-Auflage: 1,0 x 1,5 Rechteckeisten oben auf die langen Platten kleben, so dass sich oben eine Auflage für die Rähmchen bildet und die Kiste nun „dicht“ eingebaut werden kann (Abb. 3),
  6. Seitenteil-Auflage: Leimen Sie außen unten die dünnen Rechteck-Leisten auf, so dass die Brutzarge später besser vor Regen geschützt ist. (Abb. 3)
  7. Wetterschutz-Verdickung: Verstärken Sie die Seitenplatten unten außen und leimen Sie die dünnen Leisten auf.

Wenn der Leim getrocknet ist (bei warmen Wetter nach wenigen Stunden), können Sie die Kanten brechen (mit 120er Schmirgel) und die Zargen einmal mit Leinölfirnis streichen. Auch dieser Schritt kann entfallen, da Sie in der Regel die Honigzargen nur wenige Wochen im Jahr – und dann zur schönen Jahreszeit – draußen verwenden. Ich habe Meisen-Nistkästen bereits seit 2005 ohne Anstrich der vertikalen Wände im Außenbetrieb …

Abb. 1: Die Honigzarge ist fertig. Vorne und hinten sind mittels Förstner-Bohrer Vertiefungen angebracht, um sie besser heben zu können.

Abb. 2: Die Honigzarge auf einem Überwinterungs-Brutraum. Die Innenmaße sind an den Seitenflächen innen bündig.

Mini Plus Honigzarge - Trick: Rechteckleiste statt Falz fräsen.

Abb. 3: Statt mit der Oberfräse eine Falz für die Rähmchenauflage zu fertigen, wird eine Rechteckleiste aufgeklebt. Das erfordert weniger Spezialwerkzeug. Die Leist wird so aufgeleimt, dass sie 7 mm auf der Seitenwand aufliegt und so die Gesamt-Außenbreite von 27,4 cm eingehalten wird.

Mini Plus Honigzarge von unten

Abb. 4: Eine zusätzliche Kiefernleiste als Wetterschutz für die Brutzarge.  Da die Bretter nur 22 mm dick sind, würde sonst eine horizontale 3mm Kante der Brutzarge der Witterung ausgesetzt

 

Glossar zu Honigzarge für Mini Plus Überwinterungssystem selber bauen

Absperrgitter

Ein Absperrgitter ist ein Hilfsmittel, um den Bewegungsbereich der Bienen innerhalb des Bienenstocks zu begrenzen. Es besteht aus einem Rahmen mit einem Gitter aus Metall oder Kunststoff. Das Gitter hat  eine Maschenweite, die groß genug ist, um Arbeitsbienen hindurch zu lassen, aber klein genug, um die größere Königin davon abzuhalten, hindurchzugehen. Mit Hilfe des Absperrgitters wird eine Honigzarge brutfrei gehalten.

Bienenflucht

Eine Bienenflucht ist eine Bienen-schonende und Imker:in-schonende Vorrichtung, die Bienen aus einer Honigzarge hinaus in die Brutzarge hinein leitet. Sie beinhaltet eine Art Einweg-Labyrinth. Die Bienen finden aus der Honigzarge hinaus, aber nicht mehr in die Honigzarge hinein. Oft ist dadurch der Honigraum schon nach 12 Stunden bienenfrei.

Die Bienenflucht besteht in der Regel aus einem Plastik- oder MetallKanal. Die Bienenflucht wird zwischen dem Honigraum, in dem sich der zu erntende Honig befindet, und dem Brutraum platziert. Die Bienen werden vom Geruch der Königin angezogen – da die Bienen der Königin folgen, verlassen sie den Honigraum durch die Bienenflucht, um zu der Königin im Brutraum zu gelangen. Auf diese Weise kann Imker:in nach wenigen Stunden den Honigraum öffnen und Honigwaben entnehmen, ohne die Bienen zu stören.

Honigraum

Ein Honigraum ist ein Bereich in einem Bienenstock, in den Bienen Honig einlagern und – oft – die Königin durch ein Absperrgitter davon abgehalten wird, dort ihr Brutnest auszuweiten.

Quellen und Links

Imker-Glossar

Mini Plus Honigzarge am Markt (Wagner Imkertechnik)

 

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