Dieser Beitrag stellt das Mini Plus Beutensystem vor. Gedacht ist es als Zusatz für die Königinnenvermehrung und häufig genutzt von Dadant-Imkern, Es lassen sich auch mehrjährig Bienen darin halten. Da es so klein und leicht ist, lassen sich die Völker gut transportieren. Man braucht keinen Pickup, ein Polo genügt …
„Wenn es das Mini Plus System nicht gäbe, müsste es erfunden werden“ – Imkermeister Johann van den Bongard, Willich 2017.
Das Titelbild zeigt drei einzargige Mini Plus Beuten auf einer Palette. Das Solarpanel dient der Stromversorgung von Sensoren im Bienenstock. Ich arbeite mit Mini Plus Styroporzargen auf Bieno natura Holzböden.
NEU; Die Mini Plus Erklärbeute im youtube Video in 3 Minuten erklärt https://youtu.be/mnrL7p8Ow04
Stand 04.04.2025
Was ist das Mini Plus Beutensystem?
Mini Plus ist ein Beutensystem (Wohnungen für Honigbienen) mit Rähmchen, die mit einem Innenmaß (Wabenfläche) von 17 x 16 qcm halb so groß sind wie Dadant Honigraumrähmchen. Dabei ist Mini Plus eine vollständige Magazinbeute, für die es nahezu alle üblichen Imkereizubehörteile gibt. Im Zubehörhandel wird Mini Plus oft unter den „Ablegerkästen“ geführt.
Mini Plus Beutenteile gibt es aus isolierendem Kunststoff (verdichter Polystyrolschaum von Stehr/Nordpor, aber auch aus Polyurethan mit Nylonverstärkungen) und aus Holz (z.B. aus leichtem Palownia-Holz von Bieno natura).
Die Styroporzargen haben quadratische Außenabmessungen 30 x 30 qcm und 18 cm hoch. Eine solche Zarge fasst sechs Rähmchen. Die Zargen haben einen Falz und können stabil übereinander gestapelt werden. Auch der Deckel ist aus Styropor. Ab zwei Zargen kann darin ein Jungvolk gut überwintert werden. Der Futterverzehr in Mini Plus ist im Winter deutlich geringer als in anderen Beutensystemen. Die Frühjahrsentwicklung ist zügig und bedarf wegen des geringen Rauminhaltes häufiger Aufmerksamkeit.
Es gibt sogenannte Überwinterungssysteme, die 51 cm lang sind und zwölf Rähmchen fassen.
Wie unterscheiden sich die Rähmchenmaße in verschiedenen Beutensystemen?
Beutensystem | Breite in mm | Höhe in mm |
---|---|---|
Mini Plus Beutensystem | 217 | 159 |
Apidea | 105 | 100 |
Kieler Begattungskästchen | 170 | 90 |
Dadant modifiziert (US), Honigraum | 448 | 159 |
Deutsch Normal, 1,5 | 370 | 338 |
Deutsch Normal, ganz | 370 | 223 |
Deutsch Normal, flach | 370 | 159 |
Deutsch Normal, halb | 370 | 110 |
Langstroth | 448 | 232 |
Zander, 1,5 | 420 | 330 |
ZaDant | 420 | 285 |
Zander, ganz 1/1 | 420 | 220 |
Zander, flach | 420 | 159 |
Zander, halb | 420 | 110 |
Wie viele Mini Plus Völkchen sollte man haben?
Als Faustregel gilt: für jedes Wirtschaftsvolk sollte man ein Reservevölkchen in Mini Plus haben. So sind immer Ersatzköniginnen vorhanden, wenn einmal eine Königin aus einem Wirtschaftsvolk zu Schaden kommt oder ungünstige Eigenschaften zeigt.
Für Anfänger, die mit Mini Plus starten wollen, gilt: Man braucht mindestens zwei Völker, eins zum arbeiten und eins zum totgucken. Was zunächst zynisch klingt, hat sich leider in der Praxis bewährt. Ich empfehle drei Völkchen in Mini Plus. So erfährt ein Imkereineuling sehr schnell, dass jedes Bienenvolk etwas individuelles ist und keines dem anderen gleicht. Bei drei Völkchen ist es zudem wahrscheinlich, dass – bei guter Unterstützung im Verein – mindestens zwei bis zum Frühjahr überleben.
Die Völkervermehrung ist relativ einfach. So musste ich aktiv daran arbeiten, nicht mehr als neun Mini Plus Völker (eine willkürlich selbstgesetzte Grenze) zu haben.
Kann man Mini Plus Bienenvölker einfach sich selber überlassen?
Nein. Weniger noch als Bienenvölker in großen Beutensystemen. Auch Mini Plus Völkchen brauchen ein Varroamanagement, sie brauchen eine sorgfältige Planung und Überwachung des Winterfutters, und wenn man sie lässt, werden sie abschwärmen.
Welchen Vorteil haben Mini Plus Bienenvölker?
Bienenvölker in Mini Plus sind leicht zu transportieren. Das ist insbesondere bei schwierigen Standorten (Garagendach …) günstig.
Bienenvölker in Mini Plus machen dem Nachbarn weniger Angst. Das Argument „sieht diese kleine niedliche Kiste gefährlich aus?“ hat schon funktioniert.
Mini Plus ist teilweise als Begattungseinheit auf Belegstellen zugelassen.
Kleine Styroporkisten und Bienen-Wärmemanagment
„Bienen heizen sich und nicht die Kiste“ hört man schon seit 1905 von Ferdinand Gerstung, Karl Kehrle (Bruder Adam) und von Dr. Pia Aumeier. Aumeier vertritt diese Haltung in ihren Lehrgängen, und viele Imker arbeiten erfolgreich nach dieser Devise. Bruder Adam hat herausgefunden, dass Völker in gedämmten Kisten trotz personalstärkerem Start aus dem Winter gar eine mittelfristig schlechtere Frühjahrsentwicklung zeigen. Dr. Gerhard Liebig und Dr. Pia Aumeier haben insbesondere die Einwinterungsstärke von gedämmten ind nicht gedämmten Völkern empirisch untersucht und keinen überzufälligen Effekt gefunden, also keinerlei Vorteil für gedämmte Kisten.
Andererseits berichten auch Berufsimker, dass Ableger in Styrpor besser und früher durchstarten.
Bienen lieben warme Stellen. Meine eigenen Untersuchungen zur räumlich und zeitlich aufgelösten Temperaturverteilung (in den geförderten Projekten Biene40, AI4Bee und Steel4Bees) zeigen, dass Bienen sehr wohl „Wärmeverlustvermeidungstechniken“ in ihr Verhalten einbauen: So folgen sie veränderlich angebrachten Wärmepads auf dem Oberträger, sie haben es leichter, die Waben im Warmbau zu wechseln, wenn der Deckel massiv gedämmt ist. In größeren Holzkisten vermeidet die Wintertraube den Kontakt zur (kalten) Außenwand, in Styropor wird die Außenwand als Teil der äußeren Wintertraubenhülle mit genutzt.
Gedämmte Kisten können Futter sparen. Der Futterverbrauch im Winter ist geringer, insgesamt ist die Gefahr eines Futterabrisses so geringer. Dazu trägt aus bei, dass die Bienen im eher baumhöhlenartigen vertikalen Format Mini Plus in der Lage sind, Konvektion von unten nach Bedarf mit wenig Bienenmasse zu steuern. In lateral großen Kisten bleibt nur Gegenheizen und ein massiver Futterverbrauch.
Es sind vor allem Einzelfallbetrachtungen und theoretische Überlegungen, die kleinen Styroporbeuten einen Vorteil für Ableger nachsagen.
Wo kann ich mehr zu Mini Plus nachlesen?
Imkern in Mini Plus nach Kaufmann und Friedrich
Eine längere Darstellung findet sich hier:
Imkern in Mini Plus nach Schwarz
Schwarz, Reiner (2015) Imkern in Dadant und Mini-Plus. Marquartstein, Selbstverlag.
van den Bongard, Johann (2018) Meine Betriebsweise mit der modifizierten 12er-Dadantbeute. Herten. Mini Plus s. 63ff
LWG (o.J) Völkerführung in der Standard Mini Plus Beute. Online Ressource, https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/bienen/dateien/v%C3%B6lkerf%C3%BChrung_mini_plus.pdf
Anhang
Glossar
Mini Plus
Mini Plus ist ein kleines Beuten- und Rähmchenformat, das insbesondere für die Königinnenvermehrung eingesetzt wird. In der Mini-Plus-Beute können Königinnen schlüpfen, begattet und auch überwintert werden – das ist das Haupt-Einsatzgebiet. Mit Einschränkungen lässt sich in Mini Plus auch Honig, Pollen und Propolis gewinnen. Für die Dadant-Imkerei wird empfohlen, je Wirtschaftsvolk ein zusätzlichen Völkchen in Mini Plus zu halten. Mini Plus Beuten gibt es in Styropor (Stehr) und in Holz (Bieno natura, Wagner), einige Hersteller bieten Beuten in Polyurethan an. Zuderm ist reichhaltiges Zubehör erhältlich.
Rähmchen
Ein Rähmchen, ist ein Bilderrahmen-ähnliches Konstrukt meist aus Holz. Ein Rämchen hängt beweglich in einer Mazazinbeute und erleichtert dem Imker das Arbeiten mit den Bienen. Die Bienen bauen das Rähmchen mit ihrem Wabenwerk aus Bienenwachs aus. Der Ausbau mit Wachs heißt Wabe. In den Zellen der Wabe speichern die Bienen Nektar – der zu Honig wird – und Pollen, außerdem ziehen sie ihre Brut darin auf.
Das gesamte Imker-Glossar finden Sie hier …
Danksagung
Dank sei gesagt den Imkerkollegen in den Vereinen Imkerverein Viersen Stadt und Imkerverein Krefeld, die immer zu einer kritischen Reflektion über das Mini Plus System bereit sind.
Autor und Lizenz
Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Biene40, Steel4Bees
Lizenz: CC BY
Inhalte des Beitrages können Sie entsprechen der Lizenz verwenden. Unter dieser Lizenz veröffentlichte Werke darf jedermann für private, gewerbliche und sonstige Zwecke nutzen verändern und auch neu ohne CC-Lizenz vermarkten. Als Urheber mache ich keine Rechte geltend.