Imkern in Mini Plus nach Kaufmann und Friedrich ist der zweite Beitrag zu einer Serie über das Arbeiten mit dem Mini Plus Beutensystem bzw. das, was andere Autoren – hier Bruno Kaufmann und Rita Friedrich – dazu sagen. Gedacht ist Mini-Plus als zusätzliches System zur Königinnen-Vermehrung. Durch seinen Aufbau als kleine Magazinbeute bietet Mini-Plus viele weitere Möglichkeiten bis hin zum ausschließlichen Imkern in Mini Plus. (Ich selbst arbeite seit 2018 nur in Mini Plus)
Im Text weiter unten finden sich in Klammern Anmerkungen – das sind (meine) Erläuterungen, die so explizit nicht im Beitrag von Kaufmann und Friedrich stehen.
Stand 29.05.2024
Zur Übersicht zum Imkern in Mini Plus: Imkern in Mini Plus – Übersicht der Beiträge von Claus Brell
Zum ersten Beitrag Imkern in Mini Plus nach Schwarz
Wer sind Bruno Kaufmann und Rita Friedrich?
Rita Friedrich (geb. 1950) ist Imkerin in dritter Generation, Königinnenzüchterin, Goldsiegelimkerin und Aktuarin des Imkervereins Surental. 2013 hatte sie sieben Wirtschaftsvölker und 11 Mini Plus Völker.
Bruno Kaufmann, (geb. 1963) imkert seit 1975 und züchtet Königinnen seit 1980. Er imkert in 100 Wirtschaftsvölkern und betreibt 100 Mini Plus Völkchen.
1980 kam der Einstieg in die eigene Königinnenzucht. Bruno ist Stand-, Wander- und Zuchtimker. Im Imkerverein Surental war er Zuchtchef und vermittelt sein Wissen an andere Imker und schreibt für www.landlive.de.
Das Surental liegt in der Schweiz im Kanton Luzern, die Autoren imkern dort, wo andere Wanderurlaub machen.
Warum schreiben Kaufmann und Friedrich zu Mini Plus?
Dem Arbeiten mit Mini Plus widmen sich Kaufmann und Friedrich in einem Beitrag im Umfang von 39 Seiten, eine Zusammenstellung im „Arbeitskalender“ des Imkervereins Surental. Die Autoren vertreten die These, dass man zu jedem Wirtschaftsvolk – unabhängig davon, in welchem Beutensystem das Volk wohn, ein zusätzliches Mini-Plus-Völkchen halten sollte.
Was ist Mini Plus?
Mini-Plus ist ein kleines Magazin-System mit Rähmchen, die etwa einem halben Dadant Honig Rähmchen entsprechen. Es gibt Mini Plus in hochverdichtetem Styropor – z. B. von der Fa. Stehr – und in Holz – z.B. von Bieno-natura. Das Styropor ist so fest, dass die Bienen es nicht anknabbern. Mit Mini Plus lassen sich auch große Völker aufbauen – dann werden bis zu 7 Zargen übereinander benötigt. Das Arbeiten damit solchen Stapeln ist spannend, aber kaum mehr praktisch. Kaufmann und Friedrich beschreiben Mini-Plus-Türmchen mit bis zu 6 Zargen.
Das Mini Plus System von Stehr hat Außenmaße von 30cm x 30cm. Die Deckel und Böden sind ebenfalls aus Styropor, es gibt Fütterer, Absperrgitter und alles weitere Zubehör zum Imkern. Es passen 6 Rähmchen in eine Zarge.
Die Styropor-Zargen (mit Pfalz) lassen sich mit dem Holzböden (ohne Pfalz) kombinieren, wenn man die Böden mit 20mm x 10mm Holzleisten aufdoppelt.
Es gibt ein Mini Plus Überwinterungssystem (z.B. von Wagner Imkereitechnik), das 12 Rähmchen fasst und auch gestapelt werden kann.
Eckpunkte zu Mini Plus nach Kaufmann und Friedrich
Grundsätzliches
Der Start mit Mini Plus
Eine Mini Plus Imkerei kann und sollte mit 3 Völkchen begonnen werden: Eins für Notfälle, eins zum Verwerten und eins für das nächste Frühjahr.
Vorteile von Mini Plus
Durch weniger Bienen sind Mini Plus Völkchen insbesondere für Jungimker geeignet.
Weitere Vorteile sind der geringe Platzbedarf (Anmerkung: … am Stand, sie passen auch auf einen Balkon) und das geringe Gewicht, wodurch sie einfach transportiert werden können.
Zur Betriebsweise
Die Raumgröße und damit Anpassung des Brutraums erfolgt zargenweise (Anmerkung: normalerweise arbeitet man in Großraumbeuten (Dadant) mit Schieden, erweitert also rähmchenweise. In kleineren Beutensystemen (DN) wird normalerweise nicht geschiedet und durch die Gabe ganzer Zargen erweitert).
Ein Mini Plus Türmchen nach Kaufmann und Friedrich besteht aus
1 Boden aus Holz* (vorzugsweise Selbstbau) (Anmerkung: Die Holzboden von Bieno-Natura sind preiswerte und gut und lassen sich durch einfaches Anbringen von vier Leisten mit den Styroporzargen verwenden. Ein Selbstbau ist nicht unbedingt wirtschaftlich)
3 Zargen (Stypropor)
1 Futterzarge (Styropor 2,5 Liter)
18 Rähmchen ohne Hoffmann (Anmerkung: Beim häufigen Transport haben sich bei mir Hoffmann-Rähmchen als bienenschonder herausgestellt)
1 Absperrgitter
1 Dämmplatte (Weichfaser)
1 Styro-Deckel
(*) Die Begründung für die Holzböden: Die Kunststoff-Bodengitter sind nicht mäusesicher.
Arbeiten im Jahresverlauf
Arbeiten im Februar
Kaufmann und Friedrich empfehlen, im Februar noch keine Arbeiten an den Mini Plus Völkchen durchzuführen (Anmerkung: Das gilt für die Schweiz. Am Niederrhein mit frühem Brutbeginn schon um Weihnachten können durchaus schon Eingriffe notwendig sein.)
Arbeiten im März
Bei Weisellosigkeit eines Wirtschaftsvolkes kann dieses mit einer Mini Plus Einheit vereinigt werden. Die Autoren tun dies mit einem Willy-Rahmen im Schweizerkasten.
Zusetzen in eine Magazinbeute: Auf die Brutzarge kommt eine leere Honigzarge. Die Mini Plus Rähmchen werden auf zwei Lagerhölzer in die Honigzarge gestellt.
Futtermanagement: Im März erfolgt der Futternachschub nur durch den Tausch von Futterwaben aus überversorgten Völkern. Eine volle Futterwabe versorgt ein Mini Plus Völkchen für etwa zwei Wochen.
Volksstärke: Mini Plus Völker werden nach Stärke bewertet:
x = schwaches Volk (weniger als zwei Handvoll Bienen)
xx = mittleres Volk
xxx = starkes Volk
Wabenhygiene: Bei zweizargig überwinterten Völkern kann – wenn nicht besetzt – die untere Zarge mit dunklen Waben entfernt werden.
Brutmenge: Ein Mini Plus Völkchen sollte 2-4 Waben Brut haben.
Schnell arbeiten: Der Tausch einer Königin im März sollte in 10 Minuten abgeschlossen sein, da die Königin noch unzureichend Pheromone produziert.
Arbeiten im April
Pollen sammeln: Von April bis Juli kann man in Mini Plus Pollen sammeln (lassen). Bei Schlechtwetterperioden empfiehlt sich eine Sammelpause. Der Plan für eine Pollenfalle nach Martin Baumgartner wird bereit gestellt. Die Pollenfalle ist im Prinzip ein Kamm mit einem Steg. Die Pollenschublade muss jeden Abend mit Alkohol gereinigt werden. Pro Tag können 100-250g Pollen je Volk geerntet werden – so kommen 2-3 kg zusammen. Das Trocknen von Pollen beschreibt die Schweizerische Pollenimkervereinigung.
Honigbewirtschaftung: Um Honig zu sammeln, werden drei Brutzargen benötigt. Darauf kommen schrittweise bis zu drei Honigzargen. Neue Honigzargen werden immer aufgesetzt, nicht untergesetzt.
Arbeiten im Mai
Honigbewirtschaftung: Zu Beginn der Kirschblüte werden die Honigzargen aufgesetzt.
Schwarmkontrolle: Wie z.B. in Zanderbeuten kann mit Kippkontrolle gearbeitet werden. Es wird nur die dritte Brutzarge kontrolliert. Sind keine Schwarzellen sichtbar, ist das Volk nicht in Schwarmstimmung.
Königinnenvermehrung und „Expresszucht“: Expresszucht ist geeignet für Imker mit wenig Zeit und wenig Fachwissen. Es werden 2 Brutwaben mit der Königin entnommen, mit zwei Mittelwänden und zwei Futterwaben in eine neue Zarge etwas abseits des Standes gestellt. Das weisellose (Rest-)Volk soll nun nachziehen, am 9. Tag wird das kontrolliert. Aus den Weiselzellen werden wieder neue Mini Plus Einheiten zusammengebaut: Jede erhält 3 Brutwaben, 1 Mittelwand und 2 Futterwaben sowie eine großzügig ausgeschnittene Weiselzelle. Nach 14 Tagen können die Ableger gegen Varroa behandelt werden.
Königinnen mit Starter und Finisher nachziehen:
– Einen Starter bereitstellen (Starter = Anbrüter = starkes Volk auf 3 Brutzargen und 3 Honigzargen).
– Honigzargen abnehmen, Brutzargen abseits stellen, das Flugloch in jeweils eine andere Richtung.
– 1 Honigzarge am ursprünglichen Platz des Starters aufstellen („fliegendes Starter Volk“).
– Bienen von Brutwaben zukehren, bis die Zarge überquillt.
– Umgelarvte Zellen einhängen und anpflegen lassen.
– Nach 10-24 Stunden angepflegte Weiselzellen zur Endpflege in weiselrichtige Völker hängen.
– Zum Abschluss Muttervolk und Starter wieder zusammensetzen.
Arbeiten im Juni
Bei Mini Plus ist die Gefahr groß, dass zu wenig Flugbienen vorhanden sind. Daher sollten Mini Plus Völker immer gefüttert werden. Hungernde Völker stellen die Bruttätigkeit ein. Füttern mit Sirup löst weniger Räuberei aus. Mit Zuckerwasser allenfalls nur abends füttern.
Füttern mit dem Futtergeschirr: Das Futtergeschirr wird aufgesetzt – mit Aufstieg gegenüber dem Flugloch. Futterwaben werden beidseitig angeritzt und auf Holzklötzchen in das Futtergeschirr gelegt.
Kunstschwärme bilden und Königinnen aus Mini Plus einweiseln: Die Suche nach der Königin beginnt bei der untersten Brutzarge. Ist sie gefunden, kommt die Wabe mit der Königin zunächst in eine separate Zarge. Aus 3 Mini Plus Völkern kann ein Kunstschwarm gebildet werden (Je 5 Bruträhmchen abkehren, ergibt etwa 1,5 kg Bienen). Nach zwei Stunden wird die Königin im Zusetzer hinzugegeben. Der Kunstschwarm kommt 3 Tage in den Keller und wird mit 0,7 L. Zuckerwasser gefüttert. Danach wird der Kunstschwarm einlogiert und 8 Tage später mit Oxalsäure gegen Varroa behandelt.
Arbeiten im Juli
Kaufmann und Friedrich sehen als Arbeitspakete im Juli das Zeichnen der Königinnen, die Kontrolle des Futtervorrats und der Bienengesundheit sowie den Beginn der Varroabehandlung.
Die Völker sollen auf jeweils eine Zarge verkleinert werden – sie wachsen dann bis Oktober wieder auf bis zu 3 Zargen auf.
Jede Wabe wird auf Faulbrut, Sauerbrut, Sackbrut und Kalkbrut kontrolliert.
Der Varroa-Befall wird anhand des Falls der toten Milben auf dem Varroaschieber beurteilt. Bis 5 Milben pro Tag besteht keine Gefahr für die Völker. Mehr als 10 Milben indizieren eine Behandlung, bei mehr als 30 Milben empfehlen Kaufmann und Friedrich, das Volk abzuschwefeln.
Mitte bis Ende Juli soll eine Langzeitbehandlung mit Thymovar-Plättchen erfolgen (Anmerkung: Der Leitfaden stammt aus 2013. Inwieweit die Maßnahmen in Deutschland und heute noch durchgeführt werden können bzw. dürfen, ist im Einzelfall zu prüfen)
Arbeiten im Herbst
(Anmerkung: die beschriebenen Arbeiten unterscheiden sich kaum von den Arbeiten mit Wirtschaftsvölkern – einen spezifischen Mini Plus Bezug konnte ich nicht erkennen.)
Der Abwehr von Mäusen widmen Kaufmann und Friedrich besondere Aufmerksamkeit. Fluglöcher sollen auf 5mm Höhe eingestellt werden, so dass Mäuse nicht hinein können.
Anhang
Quellen und Weiterlesen
Dei Ausführungen in diesem Beitrag stützen sich auf:
https://bienen-affoltern.ch/wp-content/uploads/2020/02/MiniPlus2013.pdf
Eine übersichtliche Darstellung der Bienenkrankheiten findet man unter
https://www.bienen-gesundheit.com/bienenkrankheiten-diagnose-und-behandlung/
Glossar
Räuberei
Räuberei ist der Vorgang, wenn Bienen eines (meist starken) Volkes den Vorrat einer anderen (meist schwachen) Volkes aus der Beute holen. Räuberei beobachtet man vor allem in Trachtlücken im Sommer und Herbst. Es ist ein natürlicher Vorgang, Es ist energieeffizienter für die Bienen, schwächeren Völkern den Vorrat abzunehmen, als selber welchen aufzubauen. Imker sollten Räuberei vermeiden, weil die ausgeräuberten Völker sterben und Krankheiten durch die Räuber verbreitet werden können. Räuberei kann eine Ursache für eine Varroa-Reinvasion sein. Räubern die Bienen erst einmal, ist es nicht leicht, sie wieder zu stoppen. Kleckerei (mit Futter oder Honig) am Stand oder offen herumstehende Waben können der Auslöser für Räuberei sein. Gegenmaßnahmen gegen Räuberei sind strikte Sauberkeit, enge Fluglöcher, zeitgleiches Füttern aller Völker am Stand und möglichst gleich starke Völker an einem Stand.
Sackbrut
Sackbrut ist eine Brutkrankheit und wird bei den Larven durch das Sackbrutvirus ausgelöst. Erwachsene Bienen zeigen keine Symptome. Das Virus wird beim Reinigen der Brutzellen von den Putzbienen aufgenommen. Später übertragen die Ammenbienen die Viren beim Füttern der Larven. Mit Sackbrut infizierte Larven verfärben sich von weiß über grau nach schwarz und sterben schließlich. Die toten Larven zerfallen danach zu einem sackförmigen Gebilde, in dem sich eine bräunliche Flüssigkeit sammelt.
Danksagung
Dank sei gesagt den Imkerkollegen in den Vereinen Imkerverein Viersen Stadt und Imkerverein Krefeld, die immer zu einer kritischen Reflektion über das Mini Plus System bereit sind.
Autor und Lizenz
Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Biene40, AI4Bee
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