Ein Bienenstock beherbergt nicht nur bis zu 60.000 Honigbienen, sondern ist auch Biotop für eine Vielzahl anderer kleiner und kleinster Lebewesen. Diese Seite stellt ein paar dieser Lebewesen, einige kleiner als einen halben Millimeter lang, vor. Möglich sind die Beobachtungen im Rahmen einer Messreihe zur Vorbereitung des Forschungsprojektes biene40, bei der sich das Bienenstockleben ohne Eingriff mit chemischen Mitteln entwickeln kann.
Versuchsbedingungen
Für Untersuchungen des zeitaufgelösten Varroafalls sind zwei Völker seit Beginn des Bienenjahres 2020 (Januar) Varroa-behandlungsfrei. Die beiden Volker stehen etwa 10 m voneinander entfernt in einem Privatgarten. In der Umgebung von etwa 500 m stehen keine weiteren Bienenstöcke, so dass Belastung anderer Imker durch diesen Versuch minimiert ist. Beide Bienenvölker leben in dreizargigem Mini-Plus aus Styropor mit einem angepassten Holzboden, Edelstahlgitter und Varroaschieber. Das Flugloch ist nach Osten ausgerichtet. Die Bienen stehen windgeschützt, auf der Nordseite jeweils durch Hauswand, sonst durch 2m hohe Efeuhecken. Im Zeitraum November bis Dezember 2020 wurde jeweils in beiden Völkern morgens und abends die Varroaschieber fotografiert und die Varroen gezählt. Der hieraus entstanden Datensatz steht bald auch für andere Forscher zur Verfügung (open data).
Aufnahme- und Messtechnik für die Erkundung des Bienenstocklebens
An einem Volk wurde Außentemperatur sowie Beuten-Innentemperatur an drei Stellen kontrolliert. Die Fotos und Videos entstehen mit Hilfe eines Ipad Pro und zwei Makro-Vorsatzobjektiven. Die Makro-Vorsatzobjektive stellt clabremo GmbH, Mönchengladbach, zur Verfügung.
Kleinstlebewesen vorgestellt
Noch fehlen bei den meisten kleinen Tieren die Namen. Lediglich die Staublaus hat sich offenbart. Für eine mail mit einem Hinweis, um was für ein Tier es sich handeln könnte, bin ich dankbar (claus.brell(at)hs-niederrhein.de).
Staublaus
Abb. 1: Eine Staublaus, etwa 2 mm lang
Staubläuse interessieren sich nicht für die anderen kleinen Tiere, sie weiden etwas – vielleicht den Bakterienrasen – auf der Kunststoffbeschichtung des Varroa-Schiebers ab (siehe Video). Werden sie bedroht, können sie bis zu 5 cm weit springen – das ist das 25-fache der Körperlänge.
Kleiner Krabbler
Abb. 2: So klein und fast durchsichtig. Der Vergleich zum Markstück zeigt: etwa 1/2 mm lang.
Schneller Käfer
Abb. 3: Ein schnelles Tier. Überquert die Varroaschublade mit 25 cm in wenigen Sekunden.
Je nach Lichteinfall schimmern die Deckflügel des Käfers grün oder blaugrün metallisch. Abb. 4 zeigt gleich zwei Käfer neben einer Varroa-Milbe. Die Käfer sehen dunkler aus. Abb. 4 stammt ebenfalls aus einer dreizargigen Mini-Plus, allerdings von einem anderen Standort.
Abb. 4: Zwei Käfer neben Varroa-Milbe
Geringelte Larve
Eine Larve mit strukturiertem Körper, aber einheitlicher Färbung. Das Tier bewegt sich sehr langsam, was aber ggf. der Außentemperatur von etwa 1 Grad zuzuschreiben ist. Ober rechts im Bild ein frisches Wachsschüppchen.
Abb. 5: geringelte Larve, 1,8 mm lang
Varroa
Meist sind erwachsene Varroen auf dem Varroa-Schieber. Sie sind braun bis fast schwarz. Es sind weibliche Tiere, die männlichen verlassen die Brutzellen nicht freiwilig. Wenn das Bienenvolk unbehandelt ist, lasen sich auch oft noch lebende Varroen finden.
Abb. 6: Eine Varroa Milbe von oben, etwa 1 mm groß, neben Markstück zum Größenvergleich. Und eine Tropfen. Varroen haben Haare auf dem Panzer und sind keinesfalls glatt. Einige Varroen leben auch noch – siehe Videos.
Abb. 7: Eine Varroa-Milbe von unten.
Äußerst selten lasen sich Varroen im zweiten Entwicklungsstadion, sog. Deutonymphen, finden. Sie sind hellgelb bis weiß, können Nahrung aufnehmen, müssen jedoch noch die Geschlechtsorgane ausbilden.
Abb. 8: Eine juvenile Varroa, Deutonymphe
Liste der Kurzvideos
- Bienenstockleben – lebende Varroa krallt sich an Wachsstückchen
Aufnahme am 26.12.2020 - Bienenstockleben: Staublaus weidet auf Varroaschieber neben lebender Varroa Milbe
Aufnahme am 26.12.2020
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Quellen