Varroa Behandlungskonzept für Mini Plus Bienenvölker – Spätsommerbehandlung

Bild zeigt zwei Varroamilben in Mini Plus Makroaufnahme

Noch haben wir flächendeckend keine varroaresistenten Bienenvölker, und irgend eine Form der Behandlung wird meist erforderlich sein, um Bienenvölker vor einem Varroaschaden – verbunden meist mit dem Untergang des Volkes – zu bewahren. In Mini Plus werden Bienenvölkchen i.d.R. nur unterjährig gehalten, oft sind es Ableger des gleichen Jahres, um Königinnen vorrätig zu haben. Wenn die Völker zeitnah verwertet werden, tritt die Varroaproblematik erst im Standmaß auf. Hält man Bienen mehrjährig in Mini Plus und IST Mini Plus das Standmaß, ist allerdings ein Varroa-Behandlungskonzept erforderlich, das auf die Besonderheiten des kleinen Beutenformats Rücksicht nimmt. In mehreren Jahren habe ich verschiedene Methoden erprobt, die im Weiteren vorgestellte Methode hat sich bewährt. Allerdings – wie immer in der Imkerei – ist nichts in Stein gemeißelt, so werden ich das Konzept immer wieder testen, durchdenken und ggf. auch anpassen.

Stand 25.09.2024

Gesamtbehandlungskonzept

Das Varroa Behandlungskonzept für Mini Plus Bienenvölker für die  Spätsommerbehandlung fügt sich in ein Gesamtkonzept (Abb. 1) ein, dass an dieser Stelle nur stichpunktartig angerissen werden soll:
– Im Frühjahr durch Teilen, Ablegerbilden und der verbundenen Brutentnahme findet eine Varroadezimierung en passant statt. Dadurch steigt die Varroalast im Sommer erst spät an.
– Spätsommerbehandlung mit Ameisensäure oder Thymol je nach Volksstärke und Beutenvolumen. Darum geht es hier in diesem Beitrag
– Winterbehandlung des brutfreien Volkes mit Oxalsäure.

Abb.1: Varroa Gesamtbehandlungskonzept für Mini Plus als Schaubild. Die Spätsommerbehandlung mit Formic Pro oder Thymovar ist hier fettgedruckt, das Schaubild soll den Überblick und die Einordnung der Spätsommerbehandlung in das Gesamtkonzept zeigen.

Varroazählen und befallsorientierte (schadschwellenorientierte) Behandlung?

Allein aus Erkenntnisinteresse zähle ich regelmäßig den Varroafall. Viele behandeln schadschwellenorientiert und sind damit erfolgreich. Mir ist das nur eingeschränkt gelungen, Völker sind in der Vergangenheit an unentdeckten Varroaschäden eingegangen. Durch den Übergang auf eine Behandlung unabhängig von Schadschwellen habe ich diese Völkerverluste nun nicht mehr. Heißt: Gute Erfahrung habe ich damit gemacht, den Befall zu kontrollieren und Varroen zu zählen, aber grundsätzlich zu behandeln. Namhafte Imkerreiexpertinnen mit deutlich mehr Erfahrung als ich vertreten auch den Standtpunkt, aus einem Bienenstand nur die Völker oberhalb einer Schadschwelle zu behandeln. Das aus der Bienenseuchenverordnung abzuleiten ist, dass bei Befall alle Völker an einem Stand zu behandeln sind, kann ich der Argumentation inhaltlich folgen, möchte es selber aber aufgrund der Rechtslage nicht tun.

Behandlung mit Ameisensäure

Ameisensäure hat sich als überaus wirksam in der Varroabekämpfung gezeigt. Ameisensäure ist weder für den Imker noch für die Bienen angenehm. Das Erstere lässt sich durch den Einsatz von fertigen Ameisensäurestreifen mildern (Formica Pro, früher MAQS). Das Zweite ist insbesondere in kleinen Beutenformaten ein Problem. Formica Pro ist nicht für die Anwendung in Mini Plus empfohlen. Bei der Verwendung von Formica Pro nach Anleitung in Mini Plus ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Volk nachher brutfrei und königinnenfrei – im Extremfall bienenfrei – ist, hoch. Mit einer kleinen Modifikation ist es allerdings leicht möglich, eine Formica Pro Behandlung an Mini Plus anzupassen.

Formic Pro in Mini Plus

Bei kleinem Beutenvolumen kann der Strom an dampfförmiger Ameisensäure aus Formica Pro zu groß sein. Eben kann die Gesamtmenge (eines Streifens) für das jeweilige Beutenvolumen zu groß sein. Um den Strom zu begrenzen, lässt sich ein Formica Pro Streifen in Papier-Butterbrotstütchen packen. Um die Gesamtmenge zu begrenzen, kann man einen Formica Pro Streifen mit der Schere durchschneiden. Mit diesen beiden Vorgehensweisen gelingt es, wirksam und „ohne Bienentöten“ auch in Mini Plus mit Formica Pro zu behandeln und die Vorteile für den Imker zu erlangen.
Achtung: Diese Art der Anwendung ist nach der der neuen Rechtslage nicht exakt so im Rahmen der Zulassung für Formic Pro. Aber sie funktioniert gut. Während der Übergangszeit bis 2027 sollte man damit arbeiten dürfen. Und vielleicht geht es dann danach weiter wie mit der Oxalsäureverdampfung, die lange in Deutschland verboten war.

Behandlung mit Thymovar

Die Behandlung mit Thymovar ist bienenschonend und zugelassen, kann aber zu Rückständen im Wachs führen. Wer hier Bedenken hat, möge noch einmal recherchieren. Thymovar ist empfohlen für einen mittleren bis geringen Befall. Thymovar setze ich dann ein, wenn das Beutenvolumen oder die Volksgöße so gering ist, dass eine Dosierung der Ameisensäure mit Formica Pro schwierig wird.
Die Behandlung mit Thymovar steht bei mir auch noch „auf dem Prüfstand“ – im Moment sehe ich es ein wenig als Alternative zum „nicht behandeln“.  Mir sich auch die Empfehlungen bekannt, dass man „eigentlich“ mit Thymol früher mit der Behandlung beginnen sollte.

Behandlungskonzept nach Volks- und Beutengröße

Um einen Behandlungsplan aufsetzen zu können, teile ich meine Mini-Plus-Völker in drei Gruppen ein, die dann abgestuft mit Formica Pro oder Thymovar behandelt werden.

Gruppe 1

Kleines Volk mit weniger als 12 beidseitig besetzten Mini Plus Rähmchen. Heißt: das Völkchen füllt zwei 6er Mini Plus Zargen nicht aus oder bewohnt in mehrfarbigen Stapeln weniger als 12 Rähmchen.

Das Volk wird mit einem Streifen Thymovar behandelt (nach Anleitung). Die Behandlung muss einmal wiederholt werden

Gruppe 2

Mittleres Volk mit mehr als 12 , aber weniger als 21 beidseitig besetzten Mini Plus Rähmchen leben. Das können Völkchen sein, die drei Stehr Styropor Zargen  oder zwei Zargen des Mini Plus Überwinterungssystems gut füllen.

Das Volk wird mit einem halben Streifen Formica Pro in einem Papier-Butterbrotstütchen behandelt. Die Behandlungsdauer ist 8 bis 10 Tage, danach fühlt sich der Formica Pro Streifen trocken an und die Bienen beginnen, das Butterbrotstütchen zu zerschreddern.

Gruppe 2

Stärkeres Volk ab 21 beidseitig besetzten Mini Plus Rähmchen. Das können Völker sein, die „Meterbiene“ (eine von mir entwickelte tragartige Beute mit 21 Mini Plus Rähmchen) oder einen Stapel von vier Stehr Styropor Zargen oder drei Mini Plus Überwinterungssystem Zargen gut besetzen.

Das Volk wird mit einem ganzen Streifen Formica Pro in zwei Papier-Butterbrotstütchen behandelt. Die Behandlungsdauer ist 8 bis 10 Tage, danach fühlt sich der Formica Pro Streifen trocken an und die Bienen beginnen, die Butterbrotstütchen zu zerschreddern.

Rechtliche Grundlagen

Maßgeblich ist die Bienenseuchenverordnung (BienSeuchV) und in NRW die Verwaltungsvorschriften zur Bienenseuchenverordnung (Runderlass des Umweltministeriums vom 25.10.2026). In der Gliederungsnummer V. Schutzmaßregeln gegen die Varroatose (= altertümliches Behördendeutsch, gemeint ist Varroose), §15, Zitat:

„(1) Ist ein Bienenstand mit Varroamilben befallen, so hat der Besitzer alle Bienenvölker des Bienenstandes jährlich gegen Varroatose zu behandeln, soweit nicht eine Behandlung nach Absatz 2 angeordnet worden ist.
(2) Die zuständige Behörde kann, soweit es zum Schutz gegen die Varroatose erforderlich ist, anordnen, dass in einem von ihr bestimmten Gebiet innerhalb einer von ihr bestimmten Frist alle Bienenvölker gegen Varroamilben zu behandeln sind; sie kann dabei die Art der Behandlung bestimmen.“

Die Verwaltungsvorschrift führt dazu erläuternd aus, Zitat:

„Zu §§ 14 und 15 Bienenseuchen-Verordnung
Zur Behandlung von Bienenvölkern dürfen nur vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zugelassene Tierarzneimittel angewendet werden. Bei der Anwendung der Mittel sind die Anwendungshinweise des Herstellers zu beachten.“

Es ist an keiner Stelle geregelt, dass eine Behandlung nur erfolgen darf, wenn ein Befall festgestellt wurde. Das heißt im Imkerklartext (nach meiner persönlichen Rechtsauffassung):

A: Ein Imker kann und darf eines oder mehrere seine Völker gegen Varroose behandeln

B: Ein Imker muss alle seine Völker an einem Bienenstand behandeln, wenn ein oder mehr Völker an dem Bienenstand von Varroose befallen sind.

C: Im Falle einer Behandlung darf ein Imker nur zugelassene Arzneimittel nach Maßgabe des Herstellers verwenden.

Anhang

Literatur

bienen & Natur Sonderheft 02/2022 Varroa – richtig behandeln, Bienen gesund halten, alle Methoden im Überblick. dlv.

Pohl, Friedrich (2023) Varroa-Milbe – einfach und sicher bekämpfen. KOSMOS, Stuttgart

Quellen und Links

Mini Plus Beutensystem von Stehr: https://www.zschopautaler-imker.de/Mini-Plus-Magazinbeute-komplet-Ablegerkasten-und-Begattungseinheit-in-einem

Mini Plus Überwinterungssystem (Bieno natura): https://www.holtermann-shop.de/Ablegerkaesten/Ueberwinterungsmagazin-Mini-Plus/

Mini Plus Überwinterungssystem (Wagner Imkertechnik): https://www.imkertechnik-wagner.de/mini-plus-ueberwinterungssystem-komplett.html

Bienenseuchenverordnung: https://www.gesetze-im-internet.de/bienseuchv/BJNR005940972.html

Verwaltungsvorschrift zur Bienenseuchenverordnung (NRW): https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_text?anw_nr=1&gld_nr=7&ugl_nr=7831&bes_id=1184&val=1184&ver=7&sg=0&aufgehoben=J&menu=1

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Varroa Behandlung in Mini Plus 3(8) Mini Plus Überwinterung Holzsperrgitter

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