Varroa behandeln – TBE und TuB im Vergleich

Sinnbild / Icon für diue Gegenüberstellung von TBE und TuB (Totale Brutentnahme, Teilen und Behandeln)

Wenige Imker:innen können von sich behaupten, lange ohne Varroa-Behandlungsmaßnahmen auszukommen. Zurzeit geht ein unbehandeltes Bienenvolk voraussichtlich zugrunde, wenn auch nicht im ersten Jahr. In der Vergangenheit haben Imker:innen verschiedene Möglichkeiten gefunden, gegen Varroa vorzugehen. Die Methoden TBE (Totale Brut-Entnahme) und TuB (Teilen und Behandeln) weisen ein paar Gemeinsamkeiten auf, jedoch auch  Unterschiede, die insbesondere Imkerei-Neulinge verwirren. Daher gibt es hier TBE und TuB im Vergleich.

Zitierung: Brell, Claus (2023) Varroa behandeln – TBE und TuB im Vergleich. online Ressource, abrufbar unter https://cbrell.de/blog/varroa-behandeln-tbe-und-tub-im-vergleich/

Stand 31.08.2023

Warum TBE oder TuB?

Die Behandlung von Bienenvölkern mit Ameisensäure ist  wirksam, jedoch weder angenehm (für Bienen und Imker:in) noch voraussetzungsfrei. Insbesondere das Wetter muss stimmen. Daher haben Imker und Bienenwissenschaftler in den letzten 40 Jahren viele alternative Behandlungsmöglichkeiten untersucht  und für die Praxis aufbereitet. Zwei dieser Methoden sind TBE (Totale Brut-Entnahme) und TuB (Teilen und Behandeln). Beide Verfahren beruhen darauf, dass ein brutfreier Zustand im Bienenvolk entsteht und so eine wirksame Behandlung ausschließlich der geschlüpften Bienen möglich ist.

Grundzüge von TBE

Beginn:

Etwa zwei Wochen vor Trachtende.

Voraussetzung:

  • Es muss Tracht geben.(1)
  • Ein zweiter Standplatz wird benötigt.
  • TBE stellt Ansprüche an die imkerliche Erfahrung.

Material:

  • Eine odere mehrere Beuten für Sammelbrutableger (falls Varroalast nur moderat*)

Vorgehen:

  • Sämtliche Brutwaben werden mit wenig aufsitzenden Bienen entnommen
    und in einen Sammelbrutableger  mit ausreichend Futterwaben gegeben.
  • Der Sammelbrutableger kommt auf einen Stand außerhalb des
    Flugkreises (IV). Je nach Varroadruck kann sofort
    oder nach dem Auslaufen der Brut im Sammelbrutableger eine Varroabehandlung(**)
    vorgenommen werden.
  • Die Königin verbleibt im Volk am Standplatz, das Volk wird ggf. eingeengt, der Honigraum verbleibt über Absperrgitter auf diesem Volk, das Volk funktioniert weiterhin als Wirtschaftsvolk (***).

(*) Varroafall unter 10 Varroen pro Tag. Bei einem höheren Befall schmelzen Sie die die Brutwaben besser ein und verwenden sie nicht für Brutableger  (Bücheler 2023)

(**) Die Varroabehandlung erfolgt mit Oxalsäure, Milchsäure oder Varroamed, aber erst nach Trachtende und nachdem Honigraum abgeräumt ist. Manche Autoren benennen die Fangwabe als alternatives Verfahren. Das kann bereits während der Tracht eingesetzt werden, siehe (***)

(***) Manche nehmen noch eine  Wabe mit offener Brut (als „Fangwabe“) in das Wirtschaftsvolk. Die Fangwabe im Wirtschaftsvolk wird nach neun Tagen entnommen und eingeschmolzen (Sie enthält für eine Weiterverwertung zu viele Varroen, hat diese quasi „gefangen“).

(IV) Der Sammelbrutableger bei TBE hat wenig Personal und kann sich daher nicht gut gegen Räuberei verteidigen. Ebenso wäre es ungünstig, wenn noch weitere Bienen zum Wirtschaftsvolk / Flugling zurückfliegen.

Ergebnis:

Wenn alles funktioniert, existieren nachher so viele Völker mehr wie es (Sammel-) Brutableger gegeben hat. Die weisellosen Bienen ziehen sich eine Königin nach.

Bild: Ablauf der TBE Totale Brut-Entnahme

Abb. 1: Grafische Darstellung Totale Brut-Entnahme. Der Flugling ist eher eine Weiterführung des Wirtschaftsvolkes und wird aus Konsistenzgründen mit TBE hier so genannt. Als Varroabehandlung des Wirtschaftsvolkes kommen während der Trachtsituation nur biotechnische Verfahren (Fangwabe) in Frage

Grundzüge von TuB

Beginn:

Nach der letzten Honigernte / nach Trachtende

Voraussetzungen: 

  • Die Königin muss gefunden werden.
  • Damit alle Flugbienen nach der Teilung des Volkes vom Brutling in den Flugling abfliegen können, sollte am Tag der Teilung – und auch am folgenden Tag – Flugwetter herrschen. (Aumeier 2020)
  • Die Varroalast sollte nicht zu hoch sein (Varroafall kleiner 10 Milben pro Tag). Bei höherer Last ist eine Behandlung mit Ameisensäure erfogversprechender.

Material:

  • Für jedes Volk einen zusätzlichen Boden und Deckel

Vorgehen: 

Der ausgeschleuderte Honigraum wird nochmals aufgesetzt – die Bienen säubern ihn („ausschlecken lassen“), Das veringert später die Räubereigefahr, der saubere Honigraum ist die Basis für den Flugling und wird neuer Brutraum. 24 Stunden (mindestens) nach dem Aufsetzen des Honigraums wird das Volk aufgeteilt in Flugling und Brutling (siehe Abb. 2)

Flugling:

  • Der (nun saubere) Honigraum kommt auf den ursprünglichen Boden (damit die Flugbienen ihn wiederfinden) am ursprünglichen Ort,
  • Die Königin wird gesucht und kommt in den sauberen Honigraum.
  • Eine volle Futterwabe zuhängen.
  • Bevor die erste Brut verdeckelt wird, den Flugling mit Oxalsäure behandeln (möglich, da kein Honigraum).

Brutling:

  • Der weisellose Brutkörper bekommt einen separaten (neuen) Boden und wird am Stand abseits aufgestellt (Variante siehe Anhang Besonderheiten 4)
  • Fluglöcher einengen (wg. Räubereigefahr)
  • Der Brutling wird nach dem Auslaufen der Brut mit Oxalsäure behandelt.

Wabenhygiene: Die dunklen Brutwaben entnehmen und einschmelzen.

Ergebnis:

Nach der Behandlung: Im Prinzip gibt es nach der Aktion doppelt so viele Völker, im Brutling haben sich die Bienen eine neue Königin herangezogen (***).
Die beiden Volksteile können später wieder rückvereinigt oder als separate Völker weitergeführt werden.

Der Flugling hat von beiden Teilvölkern die geringere Varroalast, da die Varroen eher auf den Ammenbienen sitzen.

(***) Falls nicht, werden die Bienen aus dem ehemaligen Brutling am Flugloch des ehemaligen Fluglings abgefegt.

Abb. 2: grafische Darstellung Teilen und Behandeln . 24 Stunden Wartezeit zum Ausschlecken des Honigraums ist Minimum. Er kann auch deutlich länger auf dem Brutraum bleiben.

Vergleich

Gemeinsamkeiten von TBE und TuB

Die Königin kann weiterhin stiften (Eier legen), das Bienenvolk entwickelt sich wenig gehindert und normal weiter.

Beide Methoden beruhen auf Herbeiführung eines brutfreien Zustandes zur effektiven Behandlung (… ohne Ameisensäure)

Unterschiede von TBE und TuB

  • Bei TBE fällt die „Materialschlacht“ evtl. etwas geringer aus (wenn die Brutwaben aus mehreren Völkern in sogenannte „Brutscheunen“ zusammengefügt werden.)
  • Bei TBE muss die Königin muss nicht gesucht (und nicht gefunden) werden. Sie darf allerdings nicht mit in den (Sammel-) Brutableger geraten.
  • TBE ist weniger „witterungssensitiv“
  • Bei TBE ist eine Behandlung ohne Medikament möglich (z.B. nur mit einer Fangwabe in der Zarge mit der Königin)
  • Zeitpunkt: Bei TBE muss Tracht herrschen, idealerweise zwei Wochen vor Trachtende (Anfang bis Mitte Juli). TuB beginnt nach der letzten Honigernte und damit nachTrachtende (Mitte Juli bis August).

Tabellarische Gegenüberstellung TBE und TuB

 

Aspekt TBE TuB
Start vor Trachtende nach Trachtende
Materialbedarf hoch sehr hoch
Königin stiftet … weiter weiter
Völkermehrung Bestandteil optional
Wabenerneuerung Neuaufbau Honigwaben
Rähmchenformat alle nur gleiche im Honigraum und Brutraum
Honigeintrag wird fortgesetzt unterbrochen
Königin finden geht auch ohne erforderlich
Standerfordernis separater Stand gleicher Stand

 Fazit TBE und TuB im Vergleich

TBE und TuB sind Varroa-Behandlungsmethoden, die ohne Ameisensäure auskommen. Für Imkerneulinge sind sie geeignet, wenn ein Imkerpate hilft und/oder die Bereitschaft besteht, sich mit einem engen Zeitplan zu befassen und das Verfahren genau zu befolgen.

Quellen

Aumeier, Pia, Liebig, Gerd; Boecking, Otto (2027) Teilen und behandeln. DNB 07/2017, online unter https://imker.felser.ch/imkerwiki/lib/exe/fetch.php?media=teilen_behandeln_dnb_juli2017.pdf

Aumeier, Pia (2020) Teilen und behandeln Teil 1&2: 16 Fehler (und wie man sie vermeidet). In: Bienenjournal. – online Ressource

Bücheler, Boris (2023) Totale Brutentnahme: Varroabekämpfung und Bauerneuerung. In: Bienen und Natur – online Ressource

Kustermann, Thomas (2021) Infobrief von Ihrem Fachberater für Imkerei am Regierungspräsidium Stuttgart  (zu TBE und TuB) – online Ressource

o.A. (o.J) Biotechnik Varroa – online Ressource

Odemer, Franiska (o.J.) Das Konzept „Teilen und Behandeln“. Die erfolgreiche Varroa-Bekämpfung zur Spätsommerpflege. Laves Institut. – online Ressource

Anhang

Besonderheiten

Diese Unterlage TBE und TuB im Vergleich ist bewusst einfach gehalten. Besonderheiten der Form „wenn das, dann eher das“ tragen nicht zum Verständnis insbesondere bei Imkerei-Neulingen bei. Einige dieser Punkte, die sich auch aus der Diskussion mit anderen Autoren ergeben, fasse ich hier begleitend zusammen.

(1) TBE und Tracht: Es gibt Autoren, die mit Erfolg nach Trachtende TBE durchführen. Hierbei ist großzügiges Füttern entscheidend.

(2) TuB und Käfigen der Königin: Bei der Teilung (TuB) könnten Sie auf den Zusetzkäfig verzichten, wenn viele Bienen im Honigraum sind.  Ist er eher leer, sollten Sie einen Zusetzkäfig mit Futterteigverschluss nutzen – das ist grundsätzlich die sichere Variante. Der Grund ist, dass die Gefahr besteht, dass die Königin, wenn sie nicht sofort von Bienen gepflegt wird, die Beute verlässt.

(3) Nachbehandeln: In wenigen Fällen (bis zu 10%) kann TuB nicht zum gewünschten Erfolg führen. Eine Kontrolle des Milbenfalls nach der Behandlung ist also sinnvoll. Ist die Milbenlast zu hoch, kann eine zusätzliche Behandlung mit Ameisensäure notwendig sein.

(4) TuB und abseitige Aufstellung des Brutlings: Manche Autoren stellen den Brutling nicht abseits, sondern komplett auf den Flugling. Insbesondere wenn eine Rückvereinigung geplant ist, kann später der Brutling mit der jungen Königin einfach auf den Flugling aufgesetzt werden.

Danksagung

Dank sei folgenden Personen gesagt, die sich in den Diskurs bei der Abfassung dieses Beitrages eingebracht haben:

André Eßer, Bienensachverständiger Kreis Viersen, Imkerei Imkerverein Viersen Stadt https://imker-viersen.de/

Marco Messelken, Bienensachverständiger Rhein-Kreis-Neuss, Imkerverein Krefeld https://www.imkerverein-krefeld.de/

Autor und Lizenz

Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Biene40AI4Bee
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