Mini Plus Bienenvölker in der Trachtlücke füttern

Bienen in Mini Plus an einer Futtertasche

Trachtlücke ist neuerdings immer – zumindest gefühlt. Bienen in Mini Plus sind meist Ableger, und die benötigen hinsichtlich der Futterversorgung besondere Aufmerksamkeit. Hier stelle ich meinen Prozess zum „in der Trachtlücke füttern“ vor,

14.06.2024

Warum in der Trachtlücke füttern?

Der Gewichtsverlauf einer „Zeiger-Trachtwaage“ zeigt, dass Bienen es auch in einer – eigentlichen – Trachtzeit schwer haben können (Abb. 1). Kontinuierlich nimmt das Gewicht zwischen den Fütteraktionen ab. Dabei ging während des beobachteten Gewichtsabfalls die Linde auf. Die Bienen trugen dennoch nicht mehr ein, als sie verbrauchten. Insbesondere in kleinen Beutenformaten wie Mini Plus mit zwangsweise kleineren Völkchen kann das zum Problem werden.

Gewichtsverlauf in Mini Plus. Der Abfall zeigt:  in einer Trachtlücke füttern kann erforderlich sein.

Abb. 1: Screenshot einer Trachtwaage mit einem Mini Plus Volk. Das Volk sitzt auf 18 Rähmchen und brütet fleißig. Der steile Anstieg in der Gewichtskurve hat seine Ursache von einer Futtergabe in eine Futtertasche. Die Trachtwaage ist ein Beelogger-Eigenbau eines Vereinskollegen (André Esser).

Wie kann man grundsätzlich Bienen in einer Trachtlücke füttern?

Grundsätzlich gibt es folgende Möglichkeiten, um einen Futterverzehr auszugleichen – zwei Varianten, die keine speziellen Behältnisse erfordern und drei Varianten mit Flüssigfutter, die eine Futtertasche oder ein sonstiges geeignetes Futtergeschirr benötigen:

Futterwaben tauschen

Von überversorgten, gesunden Völkern am gleichen Stand werden Futterwaben entnommen und den Notleidenden gegeben. Das ist die Luxuslösung, die nur funktioniert, wenn es ein überversorgtes Volk gibt. In den meisten Fällen wird das nicht möglich sein.

Futterteig

Futtereig ist bequem und kann z.B. auf den Oberträger aufgelegt werden. Futterteig gibt es beispielsweise von Nordzucker (Ambrosia) oder von Südzucker (Apifonda). Futterteig ist unkritisch in der Anwendung und befördert normalerweise keine Räuberei. Bei größeren Mengen kann die Fütterung mit Futterteig arbeitsintensiv werden. Futterteig wird von den Bienen weniger schnell abgenommen als Flüssigfutter.

Sirup

Sirup hat einen hohen Zuckergehalt (72%). I.d.R. ist der Sirup schon invertiert, das heißt, ein Teil des Doppelzuckers (Sacharose) ist schon in Fruchtzucker (Fruktose) und Traubenzucker (Glukose) aufgespalten. Für die Gabe benötigt man ein Futtergeschirr – wie eine Futtertasche oder einen Adam-Fütterer. Sirup wird von den Bienen schnell und Gern abgenommen. Sirup verdirbt nicht schnell.

Zuckerwasser 2:3

Zuckerwasser 2:3 kann man selber mischen aus 3 Gewichtsteilen Haushaltszucker (Saccharose)  und 1 Teil Leitungswasser. Im Gegensatz zum kommerziellen Sirup müssen die Bienen das Zuckerwasser selber invertieren – es fordert ihnen etwas mehr Stoffwechselarbeit ab. Die Bienen stellen dazu selber ein Enzym her (Invertase). Das Enzym herzustellen erfordert eine gute Eiweißversorgung, das heißt, die Bienen sollten Zugang zu Pollen haben. Zuckerwasser 2:3 hat mit 66% fast den gleichen Gesamtzuckergehalt wie Sirup und ist im Vergleich, auch bezogen auf die reine Zuckermenge,  billiger. Nachteil: Zuckerwasser kann nicht lange gelagert werden und verdirbt schneller als Sirup.

Zuckerwasser 1:1

Zuckerwasser 1:1 kann man ebenfalls sehr einfach selber mischen aus 1 Gewichstteil Haushaltszucker und 1 Teil Leitungswasser. Zuckerwasser 1:1 gilt als Reizfutter, dass die Bienen dazu animieren soll, schneller Waben auszubauen. Alles, was für Zuckerwasser 2:3 gilt, gilt auch für Zuckerwasser 1:1, bis auf den geringeren Zuckergehalt mit 50%.

Wie arbeite ich: Mini Plus Bienenvölker in der Trachtlücke füttern?

Wie arbeite ich mit Mini Plus?

Vorab sei angemerkt, dass ich Bienen seit 2018 ausschließlich auf Mini Plus Rähmchen halte. Damit wird kein Honig für den Verkauf erzeugt. Die Bienenvölker stellen die Probanden für Forschungsprojekte zur Digitalisierung der Bienenhaltung und dürfen ihren Honig meist behalten.

Ich verwende Styroporbeuten (Zargen und Deckel) von Stehr, die allerdings auf modifizierten Holzböden von Bieno-natura stehen. Das fühlt sich fast an wie „richtige“ Magazinbeuten. Dazu verwende ich geren das sogenannte Mini Plus Überwinterungssystem in Holz von Bieno-natura und Wagner-Imkertechnik. Eine Zarge fasst im Überwinterungssystem 12 Rähmchen. Überwinterung in Mini Plus Standardsystem mit 6 Rähmchen funktioniert auch mit 2 Zargen, sehr gut mit 3 oder 4 Zargen.

Seit eineinhalb Jahren habe ich ein selbstentwickeltes System mit 21 Rähmchen in einer langen Zarge im Warmbau im Test. Das ist quasi eine Trogbeute im Mobilbau. Die Überwinterung funktioniert am Niederrhein sehr gut, ich arbeite darin wie in einer Großraumbeuten mit Thermoschieden. Je nach Jahreszeit und Bedarf habe ich 5 bis maximal 9 Völkchen an drei Ständen.

Zuckerwasser bevorzugt

Wenn möglich, füttere ich meine Bienen mit Zuckerwasser 1:1. Zuckerwasser 1:1 hat den Vorteil, dass kleine Mengen gefertigt werden können und der Zuckerbedarf spontan beim Discounter gedeckt werden kann.

Futtergeschirr. In Mini Plus Einheiten mit mehr als einer Zarge oder mehr als 10 besetzte Wabengassen verwende ich eine Doppel-Holz-Futtertasche, die etwa 1,6 kg Zuckerwasser fasst. Die Holz-Futtertasche belegt den Platz von zwei Rähmchen. In kleineren, z.B. einzargigen Völkchen verwende ich schmale Kunststoff-Futtertaschen (z.B. von Imgut), die den Platz von einem Rähmchen belegen. Entgegen der Darstellung in vielen Büchern benötige ich keine Korken oder ähnliches, nur sehr wenige vereinzelte Bienen ertrinken. Für die Kunststoff-Futtertaschen verwende ich leichte farbige Schwimmer aus dem 3-D-Drucker. Das erleichtert die Füllstandskontrolle, und die Bienen halten sich gern daran fest. Futtertaschen verbleiben in den Völkern, nur wenn sie verbaut sind, werden sie herausgenommen und gereinigt. Für die Wintereinfütterung verwende ich gern Adam-Fütterer und dann auch höhere Zuckerkonzentrationen – das spart Fahrtzeiten und den Bienen das Trocknen des Futters..

Zuckerwasser 1:1 anmischen

Leere 10-Liter-Sirupkanister eigenen sich gut, um selber Zuckerwasser aunzumischen. Meine Wölkchen stehen teilweise auf Labortischen – also hoch – und es fällt mir mittlerweile schwer, mit mehr als 7 kg kontrolliert auf Schulterhöhe zu schütten. Daher – un wegen des schnellen Verderbs – mische ich Portionen von 6 kg aus 3 kg Haushaltszucker und 3 Liter Wasser. Es werden zwei Kanister im Wechsel verwendet, damit immer frisches Zuckerwasser vorhanden ist (Abb. 3). Neu angemischtes Zuckerwasser erhält ein farbiges Bändchen. ist der andere Kanister leer, so wechselt das Bändchen auf den leeren Kanister und es wird aus dem frischen Kanister gefüttert. Der leere Kanister mit dem Bändchen wird sorgfältig ausgespült und erhält eine neue 6 kg Füllung. Für das Einfüllen des Zuckers verwend ich einen großen lebensmittelechten Trichter, den man im Landwirtschaftshandel für die Milchverarbeitung bekommt (Abb. 2). Das Wasser messe ich mit einem Haushalts-Messbecher ab.

Das Bild zeigt die Utensilien zur Herstellung von Zuckerwasser.

Abb. 2: Herstellung des Zuckerwassers

Abb. 3: Zwei Futterkanister für die wechselnde Anfertigung und Transport von Zuckerwasser. Das farbige Bändchen kennzeichnet entweder den frischen oder den leeren Kanister, so dass das Zuckerwasser nicht alt wird.

 

Futterabnahmegeschwindigkeit

Fütterexpertimente (Abb. 3) mit jeweils 500g Zuckerwasser 1:1 im Juni 2024 zeigten Abnahmegeschwindikeiten von 23 Stunden (einzargiger neuer Ableger) über 7 Stunden (kräftiges Volk in 24 Rähmchen Mini Plus Überwinterung mit 2 Zargen, das Volk konnte zeitgleich eine Linde anfliegen) bis zu 5 Stunden (dreizargiger neuer aber kräftiger Ableger auf 16 Rähmchen).

Bild einer Futtertasche mit Markierungen, um die Abnahmegeschwindigkeit von Zuckerwasser kontrollieren zu können.

Abb. 4: Ein Fütterexperiment zur Anbahmegeschwindigkeit von Zuckerwasser mit Supplementierung. Die Futtertaschen haben drei Kammern, bis zum oberen Markierungsstrich passen 250g Zuckerwasser 1:1 in die Kammer.

Anhang

Quellen und Weiterlesen

beelogger, die Selbstbau-Trachtwaage

Trachten im Jahresverlauf bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau

Mini-Plus für den Winter einfüttern – was sollen Beuten wiegen?

Imkern in Mini Plus nach Kaufmann und Friedrich

Glossar

Trachtwaage

Eine Trachtwaage ist eine Wiegeeinrichtung für Bienenstöcke. Oft sind Trachtwaagen an das Internet angeschlossen und lassen so eine Ferndiagnose zu, ob ein Bienenvolk Nektar einträgt oder aber mehr Futter verzehrt.

Trachtlücke

Eine Trachtlücke ist das Fehlen eines ausreichenden Angebotes an an Futter in der Natur für Honigbienen während der Vegetationsperiode. Meist ist eine Trachtlücke wetterbedingt. Natürlicherweise gibt es von März bis Oktober eine kontinuierliche Abfolge von Blühperioden der unterschiedlichen Pflanzenarten. Sie bilden das sogenannte Trachtfließband, das die Bienen versorgt. Eine Trachtlücke hat Folgen für das Bienenvolk, z.B. kann die Königin weniger Eier legen oder die Brut wird unzureichend versorgt. Außerdem fällt der Ernteerfolg für den Imker geringer aus.

Danksagung

Dank sei gesagt den Imkerkollegen in den Vereinen Imkerverein Viersen Stadt und Imkerverein Krefeld, die immer zu einer kritischen Reflektion über das Mini Plus System bereit sind.

Danke an André Esser, der eine seiner beelogger-Trachtwaagen zur Verfügung gestellt hat.

Autor und Lizenz

Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Biene40AI4Bee
Lizenz: CC BY

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