Die Haselblüte markiert den Beginn des Vorfrühlings, die erste der zehn phänologischen Jahreszeiten. Nach der Winterruhe ist die Haselblüte auch der erste Pollenlieferant für Honigbienen. Mit dem Pollen aus der Haselblüte als erste Pollenquelle können Bienen wieder mit dem Brutgeschäft beginnen. Mit der Veränderung des Klimas verändert sich auch der Zeitpunkt der Haselblüte. Beginnend zum Jahreswechsel 2024 / 2025 sollen in diesem Beitrag auch regionale Unterschiede des Beginns der Haselblüte beleuchtet werden.
Das Titelbild zeigt eine weibliche Haselblüte (von Klaus Heidel – Achtsamkeit im Wald)
Stand: 10.02.2025
Die Haselblüte
Die Haselblüte (Corylus avellana) ist ein frühes Anzeichen des Frühlings. Die Blüten erscheinen oft schon zwischen Ende Dezember und März, abhängig von den klimatischen Bedingungen der Region.
Morphologie und Aufbau
Die Haselblüte weist eine besondere Morphologie. Die Hasel ist ein einhäusiger Strauch: sowohl männliche als auch weibliche Blüten können auf derselben Pflanze vorkommen.
- Männliche Blüten erscheinen in Form von langen, hängenden Kätzchen mit goldgelber Farbe. Die Kätzchen bestehen aus zahlreichen kleinen, dicht gepackten Blüten, die große Mengen an Pollen produzieren und daher für Bestäuberinsekten wie Honigbienen wertvoll sind.
- Weibliche Blüten sind unscheinbarer und befinden sich in kleinen, roten Büscheln an den Zweigen. Sie haben eine auffällige Narbe, die aus der Knospe herausragt und die Bestäubung ermöglicht. Die weiblichen Blüten locken Insekten nicht an.
Bestäubung und Fortpflanzung
Die Haselblüte ist windbestäubt und somit nicht von Bienen abhängig. Pollen wird mittels Luftbewegung von den männlichen Kätzchen zu den weiblichen Blüten getragen wird. Dies geschieht häufig noch vor der Laubbildung, so dass die Pollenverbreitung nicht durch Blätter behindert wird.
Ökologische Bedeutung
Die Haselblüte spielt eine wichtige Rolle in der Ökologie und bietet früh im Jahr die erste Nahrungs- bzw. Eiweißquelle für Bienen und andere Bestäuber. Grundsätzlich trägt die Hasel zur Biodiversität bei und bietet Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tierarten.
Anpassungen an den Klimawandel
Die Blühzeit der Hasel ist ein empfindlicher Indikator für klimatische Veränderungen. In den letzten Jahren wurde beobachtet, dass die Blütezeiten aufgrund milder Wintertemperaturen zunehmend früher einsetzen, was zu neuen Herausforderungen für die Ökosysteme – auch für Bienenvölker – führen kann.
Blühmeldungen – die Abfrage
Für die Erstellung der reginalen Verteilung der Blühmeldungen dienen – so wie beim phänologischen Kalender des Deutschen Wetterdienstes – Meldungen von freiwilligen Beobachtern. Hier wurden insbesondere Imker befragt:
- aus dem Imkerverein Krefeld
- aus dem Imkerverein Viersen Stadt
- aus der WhatsApp-Gruppe der neuen Bienensachverständigen des Imkerverbandes Rheinland aus 2024
Es wurden u Meldungen mit Angabe des Zeitpunktes, des Ortes und möglichst mit einem Foto gebeten.
Die meisten Fotos zeig im Übrigen die männlichen Blütenstände, die schon deutlich früher als die weiblichen erscheinen.
Blühmeldungen in 2025
tabellarische Darstellung
Datum | Melder | Ort | Zustand |
---|---|---|---|
06.01.2025 | Ludwig | Südlohn | unbekannt, GTS 12,0 |
08.01.2025 | Christian | Mönchengladbach Hehn | teilweise offen |
10.01.2025 | Harald (BSV) | Krefeld, Untergath | Blüten auf, GTS 15,2 |
09.-10-2025 | Matthias | Viersen | geschlossen, Blütenstände leicht rötlich |
13.01.2025 | Claus | Herrenshoff, Pumpengelände | teilweise offen, GTS 18,8 |
14.01.2025 | Roger | Mönchengladbach Neuwerk | geschlossen bei 0 Grad, GTS 18,9 |
25.01.2025 | Christoph (BSV) | Oberbruch bei Baden-Baden | mänliche und weibliche Blüten leicht geöffnet, GTS 37,8 |
29.01.2025 | Melanie (BSV) | Krefeld | mänliche und weibliche Blüten leicht geöffnet, GTS 42,3 |
08.02.2025 | Claus | Herrenshoff | mänliche und weibliche Blüten geöffnet, GTS 58,6 °Cd |
Bilder
Abb.: 09.01.2025 Haselblüte, geschlossen, in Viersen. Im Hintergrund sind noch Schneereste zu erkennen.
Abb.: 12.01.2025 Teilweise offen Blüte in Mönchengladbach.
Abb.: 14.01.2025 – Eine teilweise schon offene Haselblüte in Herrenshoff neben „verdorbenen“ Blütenansätzen. Seit mehreren tagen ist es nachts unter 0°C
Abb.: 14.01.2025 – Eine offene Haselblüte in Herrenshoff, Nahaufnahme.
Abb.: 14.01.2025 Herrenshoff. Die hohen Blüten scheinen teilweise auf, es lässt sich auf dem Foto schwer erkennen.
Abb.: 14.01.2025 – Ein Bienenvolk am Standort Herrenshoff. Während nebenan die Hasel blüht, sitzen die Bienen noch in der Wintertraube. Auch tagsüber steigt die Temperatur kaum über 0°C und die Bienen können und wollen nicht fliegen.
Abb. 14.01.2025 – Noch geschlossene Haselblüte in Mönchengladbach Neuwerk
Abb.: 25.02.2025 männliche und weibliche Blüten, gesehen von BSV-Kollegen Christoph in Oberbruch bei Baden-Baden, GTS 37,8
Abb. : 29.01.2025 Weibliche und männliche Blüten an einem Haselstrauch in Krefeld Hüls, gesehen bei GTS 42,3 von BSV-Kollegin Melanie.
Abb.: Nicht verwechseln sollte man die Haselblüte mit der Schwarzerlenblüte. Die Schwarzerle hat oft noch deutlich erkennbare alte Fruchtstände.
Abb.: Bilderbuch-Haselblüten in Herrenshoff am Niederrhein bei einer GTS von 58,6 °Cd. An diesem Stand sind viele Haselsträucher, die alle blühen. Die Bienen an diesem Stand sitzen noch in der Wintertraube und fliegen nicht aus. Links ist ein Ausschnitt der Blüte, rechts die ganze Blüte abgebildet. Die roten weiblichen Blüten sind für Bienen uninteressant, die Hasel ist ein Windbestäuber. Die männlichen Blüten sind ein guter Pollenlieferant.
Anhang
Quellen
Haselblüte bei Wikipedia: Gemeiner Hasel. Man beachte insbesondere das unterschiedliche Aussehen von männlichen und weiblichen Blüten, die an einem Strauch vorkommen können.
Glossar
Bienenbrot
in Zellen verdichteter Pollen, oft mit etwas Honig vermischt und milchsauer vergoren (fermentiert).
Phänologie
Das griechische Wort „phainein“ bedeutet „sichtbar machen“. Phänologie die Lehre vom Sichtbaren, also die Lehre von den Erscheinungen. Gemeint sind die Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von Pflanzen und Tieren. Pflanzen sind leichter zu beobachten, daher fußen Kategorienesysteme wie der Phänologische Kalender auf der Beobachtung von Pflanzen: Charakteristischer Wachstumsstufen, zum Beispiel der Beginn der Blüte oder der Blattfall. Der Beginn der Phänologie liegt vermutlich im Jahr 705 in Japen bei der Beobachtung der Kirschblüte. In Deutschland wurde 1936 ein umfangreiches phänologisches Beobachtungsnetz aufgestellt.
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