Bienenflucht für Mini Plus Überwinterungs-System selber bauen

Bild Bienenflucht selbstgebaut im Mini Plus Überwinterungssystem

Für das Mini Plus Beutensystem gibt es fast alles, leider keine Bienenfluchten für das sonst sehr praktische Überwinterungs-System, in dem ich mehrjährig Bienen halte. Eine Bienenflucht selber bauen für das Mini Plus Überwinterungs-System schafft hier Abhilfe. Auch mit nur wenig handwerklichem Geschick gelingt das schnell. Der Beitrag zeigt, wie das geht.

Das Titelbild zeigt zwei Mini Plus Überwinterungszargen mit dazwischngelegter Bienenflucht.

Zitierung: Brell, Claus (2023) Bienenflucht für Mini Plus Überwinterungs-System selber bauen. online Ressource, abrufbar unter https://cbrell.de/blog/bienenflucht-selber-bauen-fuer-mini-plus-ueberwinterungs-system/

Stand 04.06.2023

Update 21.03.2025 (vereinfachte Bauform, weniger Material, Beschreibung Porter Bienenflucht)

Zu diesem Beitrag gibt es ein youtube-Video „Selbstgebaute Bienenflucht in Mini Plus Überwinterungs-System“

Wie funktioniert eine Bienenflucht?

Die Bienenflucht als Bienen-Einweg-Ventil

Die Bienenflucht besteht aus eine Trennplatte, die zwischen Zargen kommt, und einem Bauteil, das Bienen nur in einer Richtung (gut) durchlässt. Das funktioniert heute bei den meisten Bienenfluchten mit spitz zulaufenden Gängen. Sie sind anfangs breit und werden zum Ende hin immer enger. Das macht es für die Bienen leicht, hineinzulaufen, erschwert ihnen jedoch den Rückweg. Damit die Bienen den Eingang finden, sind gegenüber des Eingangs oft kleine Löcher angebracht, so dass Bienen die Königin riechen können. Sind sie erst mal im Eingang, ist der Luft- und Pheromonstrom aus Richtung des Ausgangs noch stärker, so dass sie in dies Richtung laufen. Prinzipiell könnten Bienen auch zurück, aber i.d.R. haben sie dafür wenig Veranlassung, somit bekommt man mit einer Bienenflucht eine Honigzarge in 12-24 Stunden fast bienenfrei.

Heute sind die Bienenfluchten aus Kunststoff.  Erfunden hat sie Rufus Porter, die ersten Versionen waren aus Metall.

Porter Bee Escape, Porter-Bienenflucht, Prinzipskizze by Claus Brell

Abb. 1: Das Grundprinzip einer Bienenflucht

Bienenflucht nach Porter

Bei der Porter-Bienenflucht aus dem Jahr 1891, patentiert von Rufus Porter 1893 Patent No. 489,254, kamen zum Beispiel dünne Metallfedern zum Einsatz, die die Bienen beim Passieren etwas auseinanderdrückten. Diese mussten vor jedem Einsatz noch passgenau eingestellt werden. War die Öffnung zu eng, verstopfte sie schnell, war sie zu weit, konnten die Bienen zurück gelangen. Manche Imker bohrten zusätzlich ein paar kleine Löcher in den metallenen Fluchtaufsatz, damit der Stockgeruch besser hindurch dringen konnte – und daraus entstanden die heutigen Bienenfluchten aus Kunststoff.

Das Bild zeigt einen Auszug aus dem Patent von Rufus Porter Bienenflucht

Abb. 1: Zungenventil für Bienen, aus der Patentschrift von Rufus Porter

Ausgangslage

Bedarf

Nur wenige imkern „richtig“ im Mini Plus Überwinterungssystem, eine Honigernte bleibt überschaubar.

Jedoch habe ich – in der erlebnisorientierten Imkerei – Bedarf an Futterwaben, die ich zum Ende des Winters den Bienen zurück geben kann. Dazu friere ich die Waben ein. Da ich mit Naturbau arbeite, schmeckt der Wabenhonig sehr gut und hin und wieder entnehme ich ein Rähmchen mit Honig für den Eigenbedarf. Das macht mehr Freude mit unbebrüteten Waben, daher setze ich auch in Mini Plus Absperrgitter ein. Die Entnahme der kleinen Honigzargen ist für Bienen und Imker:in schonender, wenn eine Bienenflucht eingesetzt wird. Honigzargen für das Mini Plus Überwinterungssystem kann man auch selber bauen.

Konstruktionsprinzip

Nur wenige unterschiedliche Teile sind nötig.

Der Aufbau benötigt keine Spezialwerkzeuge und ist für jeden Heimwerker (Maker) machbar.

Oberhalb und unterhalb der Bienenflucht ist ein beespace implementiert.

Material

Bild Material Bienenflucht selber bauen

Abb. 2: Die Einzelteile vor dem Verleimen.

Benötigt werden:

  1. 1 Sperrholzbrett (Pappel) 50,9cm x 27,4cm x Dicke 8mm (mit 6mm funktioniert es auch)
  2. 4 Rechteck-Kiefernleisten 10mm x 20mm x Länge 48,9cm (2 für die vereinfachte Variante)
  3. 4 Rechteck- Kiefernleisten 10mm x 20mm x Länge 25,4cm (2 für die einfachte Variante)
  4. 2 Imgut Bienenfluchteinsätze klein.
  5. etwas Weißleim wasserfest (ich verwende gerne Ponal)
  6. Etwas Leinöl-Firniss, um die Außenkanten wetterfester zu machen. Pappel-Sperrholz sollte nicht unbehandelt der Witterung ausgesetzt werden. Alternativ können die Außenkanten auch mit wasserfestem Leim versiegelt werden. Fensterlasur oder Acryl-Lack funktionieren auch.

vereinfachte Bauform, Update 20.03.2025

Die Mini Plus Überwinterungszargen z.B. von Wagner oder Bieno natur haben den Beespace in der Zarge an der Rähmchenauflage, Dadurch kann man den unteren Leistensatz (zum Brutraum) weglassen. Die Bienenflucht verzieht sich trotzdem nicht. Die Rechteckleisten auf der Oberseite der Bienenflucht sind weiterhin erforderlich, da die Rähmchen in den Zargen mit dem Unterträger unten bündig abscließen. Die oben beschriebene Versiegelung der dem Wetter ausgesetzten Kanten hat sich bewährt,  für mich wäre es jedoch einfacher, auf dem ersten Blick von weitem zu erkennen, wo ich eine Bienenflucht untergesetzt habe. Bei der vereinfachten Variante habe ich die Außenkanten des Pappelsperrholzes mit einer klaren Fensterlasur (Sikkens) stabilisiert und mit farbigem Acryl-Lack  – hier rot . gekennzeichnet. Absperrgitter bekommen einen hellgelben Kantenanstrich.

Das Bild zeigt eine Bienenflucht für das Mini Plus Überwinterungssystem in einer vereinfachten Bauform

Abb. 3. Die Bienenflucht in einer vereinfachten Bauform. Die Rechteckleisten sind nur noch nach oben zum Honigraum hin. Die Kanten sind rot angestrichen – so erkennt man sofort, wo Bienenfluchten untergesetzt sind, der Lack bietet außerdem einen zusätzlichen Verwitterungsschutz.

 

Werkzeug

  1. Es gehr auch ohne, aber einfache Leimklemmen zum Fixieren sind praktisch und sparen Nerven beim Zusammenleimen.
  2. Eine Puksäge, um die Kiefernleisten zu längen.
  3. Ein Fuchsschwanz für die geraden Sägeschnitte, um  ggf.  Pappel-Restsperrholz zu sägen.
  4. Eine Stichsäge, um den runden Ausschnitt für die Aufnahme der Bienenfluchteinsätze zu fertigen.
  5. 80er Schmirgelpapier

Arbeitsablauf

  1. Kiefernleisten ablängen
  2. Pappelsperrholz zurechtsägen, sofern nicht im Zuschnitt beschafft.
  3. Runde Ausschnitte mit dem Zirkel anzeichnen.
  4. Mit einem 8er Bohrer innen an der kante der zukünftigen Ausschnitte bohren.
  5. Beginnend am Bohrloch die runden Ausschnitte mit der Stichsäge fertigen. Hier rentiert sich Sorgfalt, bei präzisem Sägeschnitt können die Binenfluchteinsätze einfach eingesteckt werden und sie halten von selbst.
  6. Eine Seite der Holzplatte mit den Rechteckleisten versehen. Leim etwa 40 Minuzten trocknen lassen.
  7. Die andere Seite mit den Rechteck-Leiten versehen. Nun insgesamt 4 Stunden trocknen lassen.
  8. Alle Außenkanten mit Schmirgelpapier brechen und glätten.
  9. Bienenfluchteinsätze in die Ausschnitte drücken.

Bild Bienenflucht fertig

Abb. 4: Die fertige Bienenflucht.

Glossar zu Bienenflucht selber bauen

Absperrgitter

Ein Absperrgitter ist ein Hilfsmittel, um den Bewegungsbereich der Bienen innerhalb des Bienenstocks zu begrenzen. Es besteht aus einem Rahmen mit einem Gitter aus Metall oder Kunststoff. Das Gitter hat  eine Maschenweite, die groß genug ist, um Arbeitsbienen hindurch zu lassen, aber klein genug, um die größere Königin davon abzuhalten, hindurchzugehen. Mit Hilfe des Absperrgitters wird eine Honigzarge brutfrei gehalten.

Bienenflucht

Eine Bienenflucht ist eine Bienen-schonende und Imker:in-schonende Vorrichtung, die Bienen aus einer Honigzarge hinaus in die Brutzarge hinein leitet. Sie beinhaltet eine Art Einweg-Labyrinth. Die Bienen finden aus der Honigzarge hinaus, aber nicht mehr in die Honigzarge hinein. Oft ist dadurch der Honigraum schon nach 12 Stunden bienenfrei.

Die Bienenflucht besteht in der Regel aus einem Plastik- oder MetallKanal. Die Bienenflucht wird zwischen dem Honigraum, in dem sich der zu erntende Honig befindet, und dem Brutraum platziert. Die Bienen werden vom Geruch der Königin angezogen – da die Bienen der Königin folgen, verlassen sie den Honigraum durch die Bienenflucht, um zu der Königin im Brutraum zu gelangen. Auf diese Weise kann Imker:in nach wenigen Stunden den Honigraum öffnen und Honigwaben entnehmen, ohne die Bienen zu stören.

Quellen und Links

Imker-Glossar

Ein Hersteller des Mini Plus Überwinterungssystem

Die Patentschrift bee-escape von Rufus Porter aus 1893

Eine Bezusquelle (Holtermann) für Bienenflucht-Einsätze von Imgut, die bei mir gut funktionieren. Die Einsätze gibt es bei fast allen Versendern von Imkereizubehör, auch im stationären Handel.

Autor und Lizenz

Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Steel4Bees, Biene40, AI4Bee, Bienensachverständiger NRW, Obmann für neue Methoden der Bienenhaltung im Imkerkreisverband Krefeld/Viersen
Lizenz: CC BY
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