Nach der Knie-OP (Arthroskopie, Knorpelglättung, Meniskusrettung oder -Entfernung) ist vor der Therapie, und gerne wollen (Hobby-) Sportler schnell wieder „ins Rennen“ kommen. Bei den vielfältigen heilversprechenden Verfahren der Physiotherapie scheint eine Ultraschall-Therapie in der Nachsorge naheliegend, allerdings scheint die Evidenz fraglich. Dieser Beitrag ist der Beginn einer Recherche zur Wirksamkeit von Behandlungsmethoden und adressiert die Behandlung von (Knie-) Gelenken mit Ultraschall.
Stand 29.02.2025
Motivation
Auslöser für diesen Beitrag ist die eigene Betroffenheit – nach einem Hinterhorn-Komplexriss scheiterten alle Versuche, ohne chirurgishen Eingriff zu genesen, und ein Teil des Innemeniskus musste resiziert werden. Ziel ist, ein möglichst großes Spektrum der sonstigen Ausdauer-Betätigungen (Montainbike-Fahren, Bergwandern, leichte Ausdauerläufe bis zum Halbmarathon) schnell wieder aufzunehmen.
Anmerkung: Ich bin selbst kein Mediziner, vor allem kein Orthopäde, lediglich ein interessierter Laie. Die Zusammenstellungen in diesem Beitrag sind subjektiv ausgewählt, sollen beim Leser die eigene Meinungsbildung anstoßen, stellen aber keinesfalls eine medizinische Beratung dar.
Ultraschall-Therapie
Was ist Ultraschall-Therapie?
Die Ultraschalltherapie ist eine Art der physikalischen Therapie, zählt zu den konservativen Therapien und wird zur Behandlung von Schmerzen und zur Unterstützung der Selbstheilung eingesetzt. Vor allem Beschwerden des Bewegungsapparates wie Sehnenscheidenentzündungen, Arthrose oder Muskelverspannungen sollen mittels Ultraschalltherapie behandelbar sein.
Wie funktioniert Ultraschall-Therapie?
Für die Anwendung setzt der Arzt den Ultraschallkopf lokal direkt auf die betroffene Körperregion. Die Schallwellen gehen durch die Haut und erzeugen Wärme und Vibrationen im Gewebe. Ultraschallwellen erzeugen einen Druckwechsel im Gewebe (mechanische Vibrationswirkung) und werden zum Teil in eine Wärmewirkung umgesetzt. Sie soll schmerzlindernd, durchblutungsfördernd und muskelentspannend wirken. Die Ultraschalltherapie soll die Geweberegeneration und die Knochenbruchheilung anregen. Die Eindringtiefe und Wärmewirkung der Ultraschallwellen sind frequenzabhängig (0,7 MHz bis 3 MHz).
Ein Kopf mit einem Ultraschallsender wird mit einem Kontaktgel auf die betreffende Stelle gesetzt, und die Ultraschallwellen werden so 2 Minuten bis 10 Minuten appliziert. Die Leistung pro Fläche des Gerätes liegt bei etwa 0,05 W/cm² und 1,00 W/cm².
Vorläufige Überlegungen zur Wirksamkeit der Ultraschall-Therapie
Eine Recherche ergab viel Meinung, reichlich Produktangebote und vergleichsweise wenig Evidenz. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Ultraschall-Therapie i.d.R. nicht. Eine Übersichtsarbeit findet eher keinen Beleg für die Wirksamkeit.
Allerdings scheint die Ultraschall-Therapie auch nicht zu schaden.
Übersetzung der Schlussfolgerung einer Übersichtsarbeit zur Ultraschall-Therapie
Ergebnisse
26 randomisierte kontrollierte Studien mit einer mittleren Stichprobengröße von 30 (Spanne 8-501) wurden eingeschlossen. Die zuverlässigste Evidenz stammte aus vier Studien mit geringem Risiko einer Verzerrung, die Patienten mit Schienbein- oder Schlüsselbeinfrakturen einschlossen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verkürzte LIPUS nicht die Zeit bis zur Rückkehr an den Arbeitsplatz (prozentualer Unterschied: 2,7 % später mit LIPUS, 95 % Konfidenzintervall 7,7 % früher bis 14,3 % später; mäßige Sicherheit) oder die Anzahl der Folgeoperationen (Risikoverhältnis 0,80, 95 % Konfidenzintervall 0,55 bis 1,16; mäßige Sicherheit). Bei Schmerzen, Tagen bis zur Gewichtsbelastung und der röntgenologischen Heilung waren die Auswirkungen in den einzelnen Studien sehr unterschiedlich. Für alle drei Endpunkte konnten Studien mit geringem Verzerrungsrisiko keinen Nutzen von LIPUS nachweisen, während Studien mit hohem Verzerrungsrisiko einen Nutzen nahelegten (Interaktion P<0,001). Wenn nur Studien mit geringem Verzerrungsrisiko berücksichtigt wurden, reduzierte LIPUS weder die Tage bis zur Gewichtsbelastung (4,8 % später, 4,0 % früher bis 14,4 % später; hohe Sicherheit) noch die Schmerzen nach vier bis sechs Wochen (mittlerer Unterschied auf der visuellen Analogskala 0-100: 0,93 niedriger, 2,51 niedriger bis 0,64 höher; hohe Gewissheit) und Tage bis zur röntgenologischen Heilung (1,7 % früher, 11,2 % früher bis 8,8 % später; mäßige Gewissheit).
Schlussfolgerungen
Auf der Grundlage mäßiger bis hochwertiger Belege aus Studien bei Patienten mit frischen Frakturen verbessert LIPUS die für die Patienten wichtigen Ergebnisse nicht und hat wahrscheinlich keine Auswirkungen auf die röntgenologische Knochenheilung. Die Anwendbarkeit auf andere Arten von Frakturen oder Osteotomien ist umstritten.
Quelle
Schandelmaier S, Kaushal A, Lytvyn L, Heels-Ansdell D, Siemieniuk RA, Agoritsas T, Guyatt GH, Vandvik PO, Couban R, Mollon B, Busse JW. Low intensity pulsed ultrasound for bone healing: systematic review of randomized controlled trials. BMJ. 2017 Feb 22;356:j656. doi: 10.1136/bmj.j656. PMID: 28348110; PMCID: PMC5484179.
Link: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5484179/
Weitere unkommentierte Quellen
Dr. Roland Celoud, Therapeutischer Ulraschall, https://www.universimed.com/ch/article/orthopaedie-traumatologie/therapeutischer-ultraschall-2104052