Schreiben fällt schwer – insbesondere in den Anfangssemestern. Vermeiden Sie Fallen mit der Beachtung einfacher Schreibregeln – und erreichen Sie schon mit der ersten eigenen Seminararbeit auf eine gute Note. Dabei ist eine Seminararbeit an einer Hochschule eben kein Deutschaufsatz („mein schönstes Ferienerlebnis“) sondern unterliegt anderen Regeln.
Zitiervorschlag: Brell, Claus (2023) Schreibregeln für Abschluss- und Seminararbeiten. Online Ressource, abrufbar unter https://cbrell.de/blog/schreibregeln/
Stand: 26.11.2023
Merkregeln (und Checkliste)
- Die Form ist wichtig, es kommt nicht nur auf den Inhalt an.
- Tippfehler und Grammatikfehler machen einen schlechten Eindruck. Wenig Sorgfalt in der Form … wenig Sorgfalt im Inhalt.
- Stoppworte: In (deutschen) Seminararbeiten haben folgende Worte nichts zu suchen: „ich“, „wir“, „sehr“, „natürlich“, „gewisse“.
- In den Abschnitten „Persönliche Motivation“ und „Lessons Learned“ dürfen „ich“ und „wir“ vorkommen.
- Keine Superlative: Superlative gehören nicht in eine Seminararbeit (nicht: „am optimalsten“, „das beste“…)
- Keine Synonyme: Eine Seminararbeit ist kein Deutschaufsatz: Gleiche Dinge werden immer mit dem gleichen Substantiv benannt.
- Adjektive schreddern: jedes Adjektiv prüfen, ob es weggelassen werden kann. Wenn ja, weglassen.
- Konkret werden: statt „viele“ oder „einige“: „184“ oder „3“.
- Keine Metaphern wie „auf der Hand liegen“ oder „am Puls der Zeit“. Das ist journalistisch.
- Keine Aussage ohne Beleg (alles, was nicht Allgemeinwissen ist, muss durch einen Quellenangabe / Zitat untermauert werden).
- Einheitliche Zitiertechnik (Claus Brell mag die Havard-Zitierweise. Im Text: (Brell 2020), im Quellenverzeichnis: Brell, Claus (2020) Genug Futter im Stock? – Temperaturmessung zeigt`s an. In: bienen&natur 03.2019, München. S. 36-37.)
- Abbildungen sind wichtig. Selbst erstellte Abbildungen werden positiv gesehen.
- Abbildungen, die nur Dekoration sind und nicht zur Klärung beitragen, werden negativ beurteilt.
- Jede Abbildung hat eine Abbildungsunterschrift, z.B. „Abb. 25: Beispiel Temperaturverlauf im Bienenstock nach Störung“.
- Jede Abbildung muss im Text auch erwähnt werden, sonst braucht man sie nicht. Beispiel: „Bei der Gabe von Rauch ändert sich die vertikale Temperaturschichtung (Abb. 25)“
- Redundanzen sind schädlich. Alles, was zu sagen ist, wird nur einmal und an der richtigen Stelle gesagt.
- Vorwärtsverweise sind Anzeichen für eine undurchdachte Struktur. Möglichst wenige davon.
- Wenn es eine Vorlage / Template gibt, nutze sie.
Zusatztipps
Vor dem Schreiben kommt das Lesen – insbesondere bei wissenschaftlichen Arbeiten. Dazu gehört, die „richtigen“ Quellen ausfindig zu machen. Wie das geht ist hier: Literaturrecherche planen und durchführen – mit Checkliste beschrieben.
Unterstützung beim Schreiben durch künstiche Intelligenz (KI)
Rewriter
Kompakt, gefällig und präzise schreiben ist ein kreativer Akt und erfordert Kraft und Zeit. Hierbei kann sich ein Textschaffender durchaus von Softwaresystemen unterstützen lassen – probieren Sie es aus. DEEPL hat mittlerweile einen sogenannten „rewriter“. Kopieren Sie Ihren Text dort hinein, die KI schlägt Ihnen eine – ggf. andere – Formulierung vor. Noch neigt DEEPL zu Passivsätzen, oft ist jedoch das Ergebnis gefälliger als der eigene Entwurf.
Chatbots
Chatbots wie chatGPT können für Ihren Schreibprozess eine gute Hilfe sein.
Zunächst seinen ein paar Warnungen angemerkt:
- Lassen Sie die Texte aus einem Chatbot nicht unbearbeitet. Jeder Chatbot hat einen Duktus, die Gefahr ist groß, dass ein Prüfer die unreflektierte Nutzung sofort bemerkt und wenig honoriert. Bei der Überarbeitung kann ein Rewriter hilfreich sein.
- Überprüfen Sie die Angaben eines Chatbots inhaltlich. Sie werden oft feststellen, dass der Chatbot „keine Ahnung“ hat. So sind manchmal Beschreibungen unvollständig, manchmal falsch. Im Herbst 2022 wurde sogar „erfundene“ Quellenangaben entdeckt, Autor und Titel waren über keine Literatutdatenbank überprüfbar. Hinweise zur Literaturrecherche finden Sie in einem separatem Beitrag.
- Führen Sie den Chatbot im Dialog. Um die richtigen Antworten herauszukitzeln, sollten sie vertieft nachfragen und den chatbot selber nutzen, um die eigene Aussagen zu überprüfen. Versuchen Sie den Chatbot zu überlisten und zu einer Falschaussage zu bewegen, damit wissen Sie dann, inwieweit Sie sich auf den Chatbot verlassen können.
- Die Ergebnisse aus einem Chatbot-Dialog sind nicht geeignet, fehlendes eigenes Fachwissen zu ersetzen, Allerdings können die Ergebnisse eine große Hilfe sein, das eigen fachwissen zu vergrößern, abzurunden und zu festigen.
Starten Sie den Dialog mit ein paar „Was“ Fragen. Günstig dabei ist, dass z.B. chatGPT den Kontext im Gedächtnis behält. Vertiefen Sie den Dialog mit „Wie könnten man … anders …“ Fragen. Hier bekommen Sie vielleicht Darstellungen, die eher zu Ihrer Arbeit passen. Runden Se den Dialog mit „Warum“ Fragen ab. Versäumen Sie nicht, sich für die Behauptungen des Chatbots Quellen angeben zu lassen. (Beachten Sie, dass ChatGPT manchmal plausibel klingende Quellen schlicht erfindet – Sie sollten sie also nachprüfen).
In ein paar Dialogen ist hier das „Prompt-Engineering“ ausprobiert:
chatGPT und die Literatur zu Imkerei und Honigbienen
Vom Warp-Antrieb zum Imker-Aktivitätenkalender – ein Brainstorming mit chatGPT
Mit chatGPT programmieren in HTML und PHP
Kartoffelkanone bauen mit chatGPT
Quellen für Schreibregeln:
Disterer, Georg (2009) Studienarbeiten schreiben. Berlin. 5. Auflage. DOI 10.1007/978-3-540-88912-0 (Online bei Springer Link über Hochschulbibliotheken erhältlich)
Als Bewertungskriterium werden auch die Gestaltungshinweise für Abschlussarbeiten
https://www.hs-niederrhein.de/fileadmin/dateien/FB08/Pruefungen/GestaltungAbschlussarbeit.pdf
herangezogen – beachten Sie hier die Abschnitte 5 und 7.
Schreiben lernen:
Schneider, Wolf: Deutsch für junge Profis http://www.amazon.de/Deutsch-f%C3%BCr-junge-Profis-lebendig/dp/3499626292/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1396296537&sr=8-2&keywords=wolf+schneider+deutsch+f%C3%BCr+profis
Zitiertechnik: https://www.mentorium.de/ebook/wissenschaftliches-arbeiten/zitieren-zitation-zitierregeln-zitiernormen-tipps/
Author und Lizenz
Autor: Prof. Dr. rer. nat. Claus Brell, aktuelle Projekte: Biene40, AI4Bee
Lizenz: CC BY
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