„Mache aus großen Problemen kleine und dann aus kleinen Problemen keine“ ist eine passable Problemlösestrategie. In der Operationalisierung sind dann gleich Entscheidungen zu treffen – was nicht jedem gleich leicht fällt. Viele Autoren berichten, dass Menschen, die sich schneller entscheiden können, zufriedener sind – ganz gleich, wie gut die Entscheidungen letztendlich waren. Wer sich mit Entscheidungen schwertut, findet in der Sammlung der Entscheidungstechniken vielleicht seine oder ihre Lieblingsmethode.
Stand 20.08.2024
Motivation fürs „schneller entscheiden“
Die folgenden Dinge bereuen Menschen auf dem Sterbebett am meisten [1]:
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- „Ich hätte mehr Mut haben sollen, meine eigenes Leben zu leben“
- „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet“
- „Ich hätte meine Gefühle mutiger ausdrücken sollen“
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- „Ich hätte mehr Kontakt zu Freunden halten sollen“
- Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein“
Allerdings sind die Verhaltensweisen jeweils mit Opportunitätskosten verbunden. Die Betreffenden hätten also in der Vergangenheit eine Entscheidung zu einer Verhaltensänderung treffen müssen – und die Konsequenzen ertragen. Wer sich entscheidet weniger zu arbeiten, verdient weniger Geld und ernten vielleicht Unverständnis in seiner Peergroup.
Auch viele Handlungsoptionen können eine Entscheidung verhindern. Eine beeindruckende betriebswirtschaftlich relevante Studie, die die Kaufbereitschaft bei einem unterschiedlich vielfältigem Angebot von Marmeladen untersucht, findet man bei Iyengar und Lepper. Eine geringere Sortenzahl führte zu einer höheren Kaufbereitschaft.
Meine persönliche Erfahrung: Ist eine Entscheidung erst einmal getroffen (ganz gleich ob optimal oder nur so halb gut) ist der Kopf wieder frei für neue Aufgaben. Nicht getroffene Entscheidungen blockieren, schneller entscheiden beseitigt Blockaden.
Grundsätzliches Vorgehen
Einige Ratgeber empfehlen, sich umfassend über die Handlungsoptionen zu informieren, dann eine Nacht darüber zu schlafen und dann eine Entscheidung aus dem Bauch zu treffen. Man wird feststellen, dass das im Prinzip eine Kombination von mehreren der im Folgenden vorgestellten Techniken ist.
Zunächst ist es sinnvoll, eine anstehende Entscheidung nach drei Kategorien einzuteilen:
- Ist die Relevanz der Entscheidung eher kurz- oder langfristig?
- Hat man viele oder wenige Fakten, auf die die Entscheidung fußen kann?
- Ist die Art der Entscheidung eher eine rationalen oder emotionalen Bereit zuzuordnen?
Um dann zu schnellen Entscheidungen zu kommen, gibt es folgende Herangehensweisen:
- Anzahl der Handlungsoptionen reduzieren (heißt: Ausschlusskriterien finden)
- eher aufs „Bauchgefühl“ hören (Fehlentscheidungen werden weniger oft bereut, wenn es Bauchentscheidungen waren und keine Kopfentscheidungen)
- nicht unter Druck und in Notsituationen entscheiden, ausgeschlafen sein
- Münze werfen, wenn man sich gar nicht entscheiden kann
- nicht entscheiden ist auch eine Entscheidung
Zur Entscheidungsfindung bzw zur Vorbereitung der Entscheidung noch drei Tipps:
- nach verfügbaren Informationen suchen, nicht bei der ersten gefundenen Quelle abbrechen
- die „richtigen Leute“ fragen (andere Menschen können mit unterschiedlichen Sichtweisen vielleicht gute Denk-Impulse geben)
- Handlungsoptionen enttarnen, die von der eigentlichen Entscheidung nur ablenken
Konkrete Techniken
Meine (5) persönlichen Lieblingstechniken
Pro- und Contraliste (Tun oder lassen)
Das ist i.w. eine Visualisierung, ob nun etwas getan werden soll oder nicht. Allein die Anzahl der Argumente Pro oder Contra kann schon aufschlussreich sein.
Entscheidungsmatrix
Das ist geeignet bei mehreren, aber wenigen Handlungsoptionen. Man stelle ein Tabelle auf, in die Spaltenüberschriften kommen die Handlungsoptionen, in die Zeilen Kriterien, die von Bedeutung sein könnten. Ein formales betriebswirtschaftliches Auswahlinstrument, das dem ähnelt, ist die Nutzwertanalyse.
Zweitreise-Methode (10 – 10 – 10)
Überlegen: Was werde ich in 10 Minuten, in 10 Monaten, in 10 Jahren über meine Entscheidung denken? Ähnlich ist das Regnet Minimazation Framework, bei dem man sich fragt: Werde ich ggf. meine Wahl bereuen?
Scheibchen-Methode
Ist eine Entscheidung mehrstufig und kompliziert, so lässst sie sich vielleicht in konsekutive Teilentscheidungen zerlegen, die nacheinander abgearbeitet werden, getreu dem Motto „first things first“. So bleibt das Gefühl, im Gefahrenfall noch Umentscheiden zu können. Das Vorgehen passt zu dem Spruch im Titelbild.
Szenariomethode oder Best-Case/Worst Case Analyse
Für jede Handlungsoption aufschreiben, was im besten Fall oder im schlimmsten Fall konkret passieren könnte.
Weitere Techniken
Nähere Erläuterungen zu den – manchmal ähnlichen – Techniken findet man in [3]
- Benjamin-Franklin-Liste (Dient der Verringerung der Anzahl der Handlungsoptionen)
- Entscheidungsbaum (für eine Vielzahl von Handlungsoptionen)
- Entscheidungs-MindMap(Visualisierungsmethode bei komplexen Auswahlen)
- Consider-all-Facts (Auflistung aller Informationen)
- Consider- the Best (Auflistung nur der relevanten Informationen)
- Standpunktwechsel (Aus dem Entscheidungsproblem heraustreten, was würde man jemanden anderen raten?)
- Entscheidungsfragen
Quellen und weiterlesen
[1] https://www.welt.de/vermischtes/article13851651/Fuenf-Dinge-die-Sterbende-am-meisten-bedauern.html
[2] Iyengar, Sheena & Lepper, Mark (2000). When choice is demotivating: Can one desire too much of a good thing? Journal of Personality and Social Psychology, 79, 995–1006
[3] Entscheidungstechniken in der „Karrierebibel“ https://karrierebibel.de/entscheidung-treffen/