Die Anzahl der Bienenstände hat einen Einfluss auf die imkerlichen Möglichkeiten, aber auch auf die Aufwände in der Imkerei. Gibt es nur einen einzigen Stand, ist die Ablegerbildung ggf. erschwert, gibt es viele Stände, sind mehr Anfahrten nötig. Soll ein digitales Bienenstockmonitoring eingesetzt werden, ist für jeden Stand, der keine WLAN-Versorgung hat, mindestens ein Gateway für Mobilfunk oder LoRaWAN erforderlich. Es stellt sich die Frage: Wie viele Bienenstände hat ein Imker im Durchschnitt?
Zur Abschätzung, wie viele Gateways eine Standardkonfiguration eines Bienenstock-Monitoring-Systems je Imkerei haben sollte, damit mindestens die Hälfte aller Imker damit auskommt, wurde im Herbst 2024 eine Befragung in vier WhatsApp-Gruppen durchgeführt, an der insgesamt 179 Personen teilnahmen. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden (91 von 179) arbeiten mit einem oder zwei Bienenständen, nur 9% haben sechs oder mehr Bienenstände.
Stand: 07.11.2024
Projekte zum Bienenstock-Monitoring:
Biene40 – Entwicklung digitaler vernetzter Sensoren für vitalere Bienen https://clabremo.de/biene40-projekt/
AI4Bee – Künstliche Intelligenz im Bienenstockmonitoring https://ai4bee.de
Steel4Bees – Evaluierung und Marktvorbereitung eines neuartigen Bienenstockwägesystems https://clabremo.de/steel4bees/
Ausgangslage
In Deutschland gibt es nach Schätzungen des deutschen Imkerbundes 137 Tausend organisierte Imker (D.I.B. 2023). Dazu kommen noch bis zu 35 Tausend Imker, die nicht über einen Verein im DIB gemeldet sind („Schwarzimker“). Ein Imker hält durchschnittlich 6,7 Bienenvölker. Weniger als ein Prozent betreiben die Imkerei erwerbsmäßig.
Die Völkerzahlen verteilen sich wie folgt:
0–25 Bienenvölker: 96 % der Imker
26–50 Bienenvölker: 3 % der Imker
über 50 Bienenvölker: 1 % der Imker
2017 identifizierte top agrar Ansgar Winterhoff als den größten deutsche Imkereibetrieb mit 5000 Bienenvölkern.
Weniger gut ist untersucht, auf wie viele Bienenstände ein Imker jeweils seine Völker verteilt. Ein Bienenstand kann gemäß Verwaltungsvorschriften NRW (2016) zur Bienenseuchenverordnung “ … eine feste oder bewegliche Einrichtung sein. Die Art der Einrichtung ist dabei ohne Bedeutung. Gegebenenfalls sind auch einzelne Bienenkörbe oder -kästen ein Bienenstand.“ Etwas klarer fasst es Zacepins (2015), der einen Bienenstand als ein räumlich abgegrenztes Areal von einigen 10m sieht (Abb. 1)
Eine Mehrzahl von Bienenständen in einer Imkerei kann Auswirkungen auf die Arbeitsweise und auf die Effizienz haben. So nimmt die Anzahl von Fahrten zu den Bienenständen mit deren Anzahl zu. Insbesondere beim digitalen, vernetzten Bienenstockmonitoring ist zu beachten, dass mindestens eine Netzanbindung je Bienenstand erforderlich ist. Bei vielen Bienenstöcken je Bienenstand wird man dann eher ein Gatewaykonzept bevorzugen und den Datenverkehr über Weitverkehrsnetze wie 6G bündeln, anstatt jeden Bienenstock mit einem eigenen Mobilfunkanschluss zu versorgen.
Methodik der Befragung
Befragt wurde Imker und Imkerinnen in vier Communitys, die jeweils eine WhatsApp Gruppe betreiben. Zwei der Communitys, im Folgenden VerA und VerB genannt, gehören zu zwei größeren Imkervereinen am Niederrhein. Eine WhatsApp-Gruppe rekrutiert sich aus einer Interessensgemeinschaft um die Asiatische Hornisse Vespa Velutina, im Folgenden Velutina genannt. Eine WhatsApp Gruppe bildet ein Austauschforum mehrerer Bienensachverständige, im Folgenden BSV genannt.
Die Befragung fand zwischen dem 02.11.2024 und dem 07.11.2024 mit dem Abstimmungstool in WhatsApp statt. Um die Rücklaufquote zu erhöhen, wurde in allen Gruppen nach drei Tagen wiederholt um Teilnahme an der Abstimmung gebeten.
Die Fragen waren Multiple Choice mit Einfachauswahl:
Frage: „Auf wie viele Bienenstände habt Ihr Eure Völker verteilt“
Es gab sechs Antwortmöglichkeiten, die ausgewertet wurden:
1 Stand, 2 Stände, 3 Stände, 4 Stände, 5 Stände, mehr als 5 Stände.
Ergebnisse der Befragung
Tab. 1 gibt die Anzahl der angekreuzten Antworten und zusätzlich einige Begleitdaten zur Untersuchung an: Teilnehmende je Gruppe, mögliche Gesamtzahl, Rücklaufquote.
Prozentangaben sind auf ganze Prozent gerundet.
Abb.2 zeigt die relativen Anzahlen der Bienenstände für alle Gruppen und die kumulierten Anzahlen. Abb. 2 vergleicht die größte Gruppe, die Velutina-Interessierten, gegenüber allen anderen.
Zu sehen ist, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmenden aus den Vereinsgruppen VerA und VerB ihre Bienen auf einem oder zwei Ständen halten. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden aus der Gruppe Velutina hat drei oder mehr Stände. Abb. 3 stellt die Gruppe Velutina den anderen Gruppen gegenüber.
Unterstellt man, dass die Teilnehmenden einen repräsentativen Querschnitt der Imkerschaft in Deutschland bilden, hat etwa die Hälfte aller Imkerinnen und Imker bis zu zwei Ständen.
Aufgrund der geringen Fallzahl von insgesamt 179 und der räumlichen Beschränkung von zwei Imkervereine am Niederrhein wurde auf eine vertiefte statistische Untersuchung verzichtet.
Kritik
Es gibt einzelne Personen, die in mehreren der Untersuchungsgruppen waren. Es wurde nicht geprüft, ob diese mehrfach abgestimmt haben. Insofern ist das Ergebnis unscharf. Durch die Auswahl der WhatsApp-Gruppen wird eher das social-media-affine Klientel aus der Imkerschaft angesprochen. Es ist zunächst unklar, ob die Ergebnisse auf andere Imker übertragen werden können.
Fazit
Mit dieser Vorstudie liegen nun erste Zahlen vor. Mit diesen Zahlen kann ein Gatewaykonzept erstellt werden. Für ein valideres Ergebnis müsste die Studie mit einer größeren Anzahl von Personen und Verein in mehreren Regionen erneut durchgeführt werden.
Tabellen und Abbildungen
Tab. 1: Absolute und relative Anzahlen. In den Spalten sind die vier Untersuchungsgruppen (WhatsApp-Gruppen) angegeben, in den Zeilen die Anzahl der Bienenstände. Die Rücklaufquote ist im Vergleich zu Abfragen über social media mit im Mittel 33% eher hoch.
Abb. 1: Drei Betrachtungsebenen nach Zacepins et al. (2015, S. 61) in eigener Darstellung. Unterschieden werden (1) einzelne Bienen (1,5 cm, engl. bee, honey bee), (2) Der Bienenstock mit dem Bienenvolk oder dem Bien in seiner unmittelbaren Umgebung (0,5-1 m, engl. beehive, bee colony), der gesamte Bienenstand, ggf. eine Imkerei (einige 10 m, engl. apiary). Der Bienenstand wird noch umschlossen vom (4) Nahrungsgebiet (1-6 km, engl. foraging area) der Bienen.
Abb. 2: Relative Häufigkeitsverteilung der Anzahl der Bienenstände differenziert nach Untersuchungsgruppe. Zu sehen ist, dass sich die beiden Vereine in der Struktur augenscheinlich unterscheiden. In der Tendenz ist die Anzahl der Bienenstände in den Vereinen eher niedriger, in den Gruppen der Velutina-interessierten und der Bienensachverständigen etwas höher.
Abb. 3: Vergleich der Verteilungen der Velutina-Interessierten und der zusammengefassten anderen drei Untersuchungsgruppen. Die Anzahlen der Teilnehmenden sind vergleichbar. Dem Augenschein nach betreiben Velutina-Interessierte mehr Bienenstände.
Quellen
Deutscher Imkerbund (2023) Imkerei inDeutschland. online ressource, abrufbar unter https://deutscherimkerbund.de/161-Imkerei_in_Deutschland_Zahlen_Daten_Fakten
top agrar (2017) Der Herr der Honigbienen. online ressource, abrufbar unter https://www.topagrar.com/acker/aus-dem-heft/der-herr-der-honigbienen-9645301.html
Verwaltungsvorschriften zur Bienenseuchen-Verordnung, Runderlass des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen VI-5-2000.16.1vom 25. Oktober 2016
Zacepins, A.; Brusbardis, V.; Meitalovs, J.; Stalidzans, E. (2015) Challenges in the development of Precision Beekeeping, in: Biosystems Engineering Vol. 130, S. 60-71.