Aus der Kooperation mit der Bischöflichen Marienschule Mönchengladbach – Biologielehrer Cornel van Bebber – erwuchs die Idee für eine Nisthilfe für Erdhummeln, die die Beobachtung und – im Idealfall – die Zählung der Ein- und -Ausflüge ermöglicht. Im Frühjahr 2018 werden zwei Prototypen des neue Nistkastens auf Privatgrundstücken in Neuss und Willch-Schiefbahn getestet. Das Beitragsbild zeigt die erste handschriftliche Zeichnung des Hummelkastens.
Webcam in der Hummel Nisthilfe
Die Besonderheit: Die Nisthilfe erhält eine Raspberry-Pi-basierte Internetkamera, eine Temperaturkontrolle und, das ist neu, eine Heizung, um den Stress der Hummeln insbesondere an kalten Frühjahrstagen zu mindern. Die Entwicklung des Prototypen – Work in Progress – wird in diesem Beitrag beschrieben. Dabei wird sich im Frühjahr noch einiges ändern, zum Zeitpunkt der Erstberöffentlichung ist der Nistkasten noch nicht fertig.
Erdhummelvideo im Zeitraffer
Im Rahmen der Schulkooperation mit der Bischöflichen Marienschule ist es gelungen, bei Biologielehrer Cornel van Bebber Zeitrafferaufnahmen von Erdhummeln im Nistkasten von 2018 anzufertigen:
Direkter Link zu youtube:
https://youtu.be/cwHI7sQNxqA
Der Gasbeton-Nistkasten bei Prof. Dr. Claus Brell wurde auch in 2019 nicht angenommen.
Warum Gasbeton?
Grundaufbau ist ein Rahmen aus 5 cm starken Gasbetonsteinen mit 30x40x20 qcm Außenvolumen. Da Gasbeton alkalisch reagiert, hoffen wir bei Durchfeuchtung auf weniger Schimmel. Gasbeton hat eine gute Diffusionsfähigkeit. Daher sollte das Klima in der Nisthilfe weitgehend einer natürlichen Umgebung – einem aufgegebenen Mauseloch – entsprechen.
Deckel
Der Deckel besteht aus 2,9 cm starker OBS-Platte. Das Material bringt die nötige Trittfestigkeit mit und lässt sich gut bearbeiten.
Horizontale Abdichtung
Der Deckel erhält eine Haube aus Teichfolie, um bei Regenfällen große Wassermengen abzuhalten. Nach unten hin ist die Nisthilfe quasi offen, erhält jedoch ein engmaschiges Gitter aus verzinktem Draht, um größere Eindringlige fernzuhalten. Im ersten Prototypen ist das Gitter mit Bausilikon, im zweiten Prototypen mit punktuellem Heißkleber befestigt. Heißkleber ist einfacher, billiger und scheint ausreichend.
Abb.: Haube aus Teichfolie
Abb.: Verzinktes Gitter als Wühlmausschutz
Vertikale Abdichtung
Im Prinzip erhält die Nisthilfe keine vertikale Abdichtung, jedoch eine leichte Drainage und Schutz gegen fließendes Wasser in Form einer Hülle aus sogenannter Bändchenfolie. Bändchenfolie wird im Gartenbau eingesetzt und besteht aus geflochteten Kunststofbändern.
Beobachtungsmöglichkeit
Im Deckel ist ein 15 cm langes HT-Rohr DN 70 eingelassen. In das Rohr kann zu einem späteren Zeitpunkt die Messelektronik und die Kamera eingebracht werden bei minimaler Störung der Hummeln.
Zugang
Die Nisthilfe erhält zwei Zugänge, wobei der aufwändigere als eigentlicher Zugang dienen soll. Der aufwändigere Zugang besteht aus eine Außenhülle aus PVC-Elekroinstallationsroht und Innenleben aus Kabelorganizer, der bis auf die Längsschlitzung genauso aufgebaut ist wie gewelltes flexibles Elektroinsatllatuíonsrohr. Der zweite Zugang besteht nur aus 2 cm starkem flexiblen Elektroinstallationsrohr und kann, wenn das Klima in der Nisthilfe nicht stimmt, zur gezielten Belüftung eingesetzt werden.
Heizung
Direkt unter dem Zugang ist ein Heizpad installiert, das bei 5 V eine Leistung von etwas über 2 Watt abgibt. Im Freifeld wurde eine Oberflächentemperatur von 39 Grad gemessen. Der gesamte Kasten erreicht in freier Luft eine Temperatur von 4 Grad über der Umgebungstemperatur. Über die richtige Auslegung kann erst nach Messungen im Etdreich entschieden werden. Die Leistung kann durch Anlegen von 12 V. auf 12 Watt erhöht werden, wobei das Heizpad eine Oberflächentemperatur von 95 Grad erreicht. Es ist geplant, die Heizung mit einer Temperatursteuerung zu versehen.
Abb.: Heizpad hintere einer Abdeckung unter dem Einflugloch
Befüllung: Die Nisthilfe erhält zunächst eine Drainageschicht aus Blähton. Darauf kommen nebeneinander zwei unterschiedliche Materialien: Moos auf der einen Seite und Baumwoll-Kleintierstreu auf der anderen. Es soll herausgefunden werden, welche Materialien die Hummeln bevorzugen. Direkt amZugang wird ein kleines Vornest aus Polsterwolle modelliert. Das Vornest ist nach oben nicht geschlossen und erhält ein Plexiglasdach, um besser beobachten zu können.
Abb.: Feuchtigkeitskontaktsperre aus Rasenkante
Abb.: Drainageschicht aus Blähton
Abb.: Befüllte Hummelnisthilfe. Moos, Baumwollkleintierstreu, Polsterwolle
Abb.: Nahansicht der Plexiglasabdeckung für die Nisthöhle
Beobachtung: Die Beobachtung erfolgt durch einen Raspberry-Pi mit Infrarotkamera. Die Elektronik wird nach Besiedlung durch das HT-Rohr eingeführt. Die Technik (Hardware, Software, Energieversorgung) ist die gleiche, die auch für die Singvogelnistkästen verwendet wird.
Beleuchtung: Wie bei den Singvogelnistkästen werden Infrarot-Leuchtdioden eingesetzt. Zusätzlich werden weiße Leuchtdioden eingebracht, die aber nur kurzzeitig für besondere Beobachtungssituationen eingeschaltet werden, um die Tiere nicht zu stören. Bienen, Hummeln und Wespen sowie viele andere Insekt haben Sehzellen für Ultraviolettes Licht, aber nicht für rotes Licht (vgl. Werth 1952) . Der Rezeptor im Bienenauge für tieffrequentes Licht hat sein Maximum bei einer Wellenlänge von 530 nm (grünes Licht). Rote Leuchtdioden aus Galliumphosphid haben das Maximum bei 700 nm +- 45 nm, das rote Licht sollte die Hummeln nicht stören. (Spektrum Bienenfarben, Brillux GmbH 2015)
Projekt: naturWatch HN ist ein Projekt der Hochschule Niederrhein, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften mit den Partnern Hegering Vorst, der Bischöflichen Marienschule Mönchengladbach und der Astrid-Lindgren Schule in Willich . Das Projekt wird von der Heinz-Sielmann-Stiftung gefördert und von der Telekom durch eine Spende unterstützt.
Erstmals veröffentlicht: 09.02.2018
Letzte Überarbeitung: 10.02.2018
Prof. Dr.rer. nat. Claus Brell, Dipl. Phys.
claus.brell@hsnr.de
Hochschule Niederrhein, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Webschulstr. 41-43, 41065 Mönchengladbach
Quellen zur Hummel Nisthilfe
Brillux Gmbh (2005) UV statt Rot: Wie Honigbienen Farben sehen. Online verfügbar
unter http://www.farbimpulse.de/UV-statt-Rot-Wie-Honigbienen-Farben-sehen.169.0.html, abgerufen am 09.02.2018
Werth, Emil (1952) Versuche zum Farbsehen und zur Blumenauswahl der Wespen. online verfügbar unter http://www.zobodat.at/stable/pdf/Ber-Naturf-Ges-Augsburg_005_1952_0131-0142.pdf, abgerufen am 09.02.2018
https://aktion-hummelschutz.de, Blog von Cornel van Bebber, Mönchengladbach
http://www.das-hummelhaus.de, Blog von Harry Abraham, Willich
http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/bienenfarben/8399, zuletzt abgerufen am 31.01.2021
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