Vespa Velutina Tagebuch 2025

Eine Vespa Velutina in der Frontalansicht. Das Brell lag in einer Invertzuckerlösung und wurde dann getrocknet. Über viele Wochen ist das Brell für Velutina interessant

Das Vespa Velutina Tagebuch hält die Beobachtungen an einem Bienenstand und an mehreren Locktöpfen fest. Die Bilder und die Bildlegenden sind chronologisch sortiert, die Texte sind teilweise thematisch gruppiert. Die Beobachtungen können als Anregung und Hinweise verstanden werden, sie genügen (noch) keinen wissenschaftlichen Ansprüchen.
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Ersterstellung 16.08.2025
Update 13.10.2025 (neuer Locktopf, Glossarbeiträge)

Ziel

Das Ziel des Vespa Velutina Tagebuchs ist, Beobachtungen – eigene und auch die von Imkerkollegen – festzuhalten und für das Jahr 2025 an einer Stelle zu bündeln.

Beobachtungsstation

Als Beobachtungsstationen dienen

einige Bienenvölker an einer exponierten Stelle (Garagendach),

ein Lockbrett (in Zuckersirup eingelegt und getrocknet) und

zwei Locktöpfe, die am Geländer einesFensters in 4 m Höhe angebracht sind. Die Locktöpfe werden mehrfach täglich durch Sichtkontrolle überprüft.

Bis August 2025 wurde der Bienenstand von Beflug mit Vespa Velutina verschont.
In 2024 (Herbst) erhielt lediglich die Efeuhecke  einmal Besuch von Vespa Velutina.

Im September 2025 wurde ein Exemplar sporadisch an den Bienenstöcken, an den Locktöpfen und am Lockbrett gesehen.

Im Oktober 2025 nahm der Beflug zu, die Hornissen interessierten sich allerdings mehr für meine Locktöpfe als für die Bienen, die direkt daneben stehen. Als Beobachtungsstation kommt ein Bierglas mit einem Aufsatz aus dem 3D-Drucker hinzu.

Experimente

Es werden unterschiedliche Lockstoffe in den Locktöpfen und an Trägermaterialien dargeboten, der Beflug durch Insekten mit Fotos dokumentiert und sporadisch festgehalten.

Lockstoffe

Alkoholfreies Bier gegen Grauburgunder 14.08.2025

Zum 14.08.2025 wurde zum ersten Mal eine Vespa Velutina am Locktopf beobachtet. An den Locktöpfen versammeln sich verschiedene Wespenarten, Fliegen und Honigbienen. Wespen und Honigbienen scheinen das alkoholfreie Bier zu bevorzugen, Fliegen zeigen keine Präferenz.

Alkoholfreies Bier mit Zucker gegen Grauburgunder  mit Zucker 15.08.2025

Zum 15.08.2025 wurden den Lockstoffen jeweils ein Esslöffel Haushaltszucker zugesetzt. Das war zuviel Zucker, die Locktpfe wurden nur noch von Honigbienen belagert.

Invertierter Zuckersirup, pH Wert 4,0 (Zitronensäure), Natriumgehalt 0,05% 05.09.2025

Ein Holzbrett wurde 10 Monate in den Sirup eingelegt und dann getrocknet. Das Brett wird von Wespen und VV beflogen, Honigbienen interessieren sich für das trockene Brett nicht.

Bilder

Abb. 1: Erster beobachteter Beflug der Locktöpfe durch Vespa Velutina am 13.08.2025. Der Locktopf enthält nur Grauburgunder.

Abb. 2: Nahaufnahme von Vespa Velutina am Locktopf vom 13.08.2025.

Abb. 4: Sowohl dem Grauburgunder (links) als auch dem alkoholfreien Bier (rechts) wurde jeweils ein Esslöffel Haushaltszucker zugesetzt. Nach kurzer Zeit haben die Honigbienen die Zuckerquelle entdeckt und ließen auch keine Wespen mehr an die Locktöpfe.

Das Bild zeigt eine bei DM käufliche Insektenfalle. Nicht-selektive Fallen gegen Velutina dürfen nicht aufgestellt werden. Deswegen habe ich sie nicht aufgestellt, sondern mit modifizierter Befüllung einem Pretest unterzogen. Diese Falle hatte sich bereits bei einem Test unter strenger Kontrolle um den 13. Mai 2025 als harm- und wirkungslos erwiesen.

Abb. 5: Vorbemerkung: Nicht-selektive Fallen gegen Vespa Velutina dürfen nicht aufgestellt werden. Deswegen habe ich sie nicht aufgestellt, sondern mit modifizierter Befüllung einem Pretest unterzogen. Diese Falle hatte sich bereits bei einem Vorversuch unter strenger Kontrolle um den 13. Mai 2025 als harm- und wirkungslos erwiesen. So gesehen ist es also eine gute Falle. Nun, bei Velutina Beflug, habe ich sie unter strenger Beobachtung im Oktober noch einmal getestet.

In 48 Stunden hat um den 09. Oktober sie eine Velutina, eine Fliege und eine Wespe gefangen. Damit fängt sie zwar etwas, ist aber nicht effizient und auch nicht selektiv (und damit verboten). Ich verwende Grauburgunder mit etwas alkoholfreiem Weizen als Lockmittel, das funktioniert an einer anderen Lockstelle sehr gut. Drei Lagen Spülschwamm habe ich in dem Topf, so dass die Insekten nicht ertrinken und gerettet werden können – die Wespe habe ich wieder freigelassen. Der Alkoholdampf macht die Tiere übrigens etwas benommen, was ich an Dochttöpfen nicht beobachtet habe. Die Fliege hat da mehr drunter gelitten als die Hautflügler.
Meine Honigbienen ignorieren den Topf.

Den Vorversuch im Mai hatte ich nach mehreren Lockmischungen und Standorten  – ohne Fang-Erfolg – abgebrochen. Außer wenigen winzigen Ameisen und vereinzelten winzigen Käferchen fängt die Falle nichts. So gesehen ist die Falle prima. Der Plan war, es ab Ende August noch einmal zu probieren, wenn es hier viele Wespen und auch Velutina gibt. Das ist nun im Oktober erfolgt. Die Falle gibt es in verschiedenen Variationen auch bei Temu, dieses Exemplar hatte ich bei DM gekauft. Ich halte es nicht für ausgeschlossen: DM hat bei Temu gekauft und nur umgelabelt …

Das Bild zeigt einen Vespa Velutina Locktopf bestehend aus einem Bierglas und einem Aufsatz aus dem 3D-Drucker

Abb. 6: Eine neue Beobachtungsstation für Vespa Velutina. Ein einfaches Bierglas mit einem Aufsatz aus dem 3D-Drucker, geriebenes Bienenwachs gegen das Ertrinken und eine Befüllung mit gezuckertem Grauburgunder. Inspiration für diesen Locktopf lieferte eine Schneckenfalle von Parlkside / Lidl, die sich allerdings nicht in dieser Form zuverlässig beschaffen lässt. Mitte Oktober nahm der Beflug durch Vespa Velutina am Bienenstand zu, die Hornissen interessierten sich allerdings mehr für meine Locktöpfe als für meine Bienen. Das Bild zeigt das Bierglas mit dem Aufsatz, in einer Folgeversion muss das Einflugloch noch etwas verkleinert werden. Im Bild ist die Fluglochverkleinerung durch lila Panzerband realisiert. Ohne die Verkleinerung nimmt die Duftkonzentration der Füllung zu schnell ab und der Anlockerfolg ist geringer.

Wegen Überfüllung geschlossen. Das Bild zeigt den Lockerfolg mit dem neuen Locktopf aus einem Bierglas.

Abb. 7: Wegen Überfüllung geschlossen. Der neue Bierglas-Locktopf ist bei Vespa Velutina sehr beliebt. Durch das Bierglas gelingen auch mit einem Smartphone schöne Bilder von Vespa Velutina. Aufnahme vom 13.10.2025

Anhang

Glossar

Locktopf

Der Locktopf ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Hilfsmittel zur Beobachtung und zum Monitoring der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina). Er dient nur mittelbar der Bekämpfung und lässt sich vor allem der Früherkennung, Dokumentation und Verhaltensbeobachtung von Vespa Velutina einsetzen. Der Locktopf ist ein wertvolles Werkzeug, das Wissenschaft, Imkerpraxis und Bürgerforschung miteinander verbindet. Er ermöglicht es, die Ausbreitung von Vespa velutina besser zu verstehen und gleichzeitig das Bewusstsein für diese invasive Art in der Bevölkerung zu schärfen

Hintergrund zur Vespa Velutina

  • Vespa velutina wurde in Europa erstmals 2004 nachgewiesen und breitet sich seither kontinuierlich aus.
  • Für die Forschung ist es entscheidend, Vorkommen frühzeitig zu erfassen, um Ausbreitungsmuster, Aktivitätszeiten und Nahrungspräferenzen zu dokumentieren.
  • Der Locktopf liefert standardisierte Daten, die mit anderen Regionen vergleichbar sind.

Aufbau und Funktionsweise eines Locktopfes

  • Ein Locktopf entweder aus einem Dochttopf oder aus einem durchsichtigen Gefäß (z. B. Plastikflasche oder Glas), das mit einer für Hornissen attraktiven Flüssigkeit befüllt wird.
  • Typische Lockstoffe sind Mischungen aus Zuckerwasser, Bier, Wein oder Fruchtsäften. Diese Lockstoffe ziehen Hornissen, insbesondere Vespa Velutina, an.
  • Durch Öffnungen gelangen die Tiere an die Lockstelle, können aber nicht sofort wieder dem Locktopf entweichen und so besser beobachtet werden.
  • Es empfiehlt sich ein lebendfangender Locktopf, der die Tiere nicht tötet, sondern eine schonende Freilassung ermöglicht. Die Aufstellung von unspezifischen Fallen ist verboten.

Hinweise zur praktischen Anwendung

  • Standortwahl: Sonnige, windgeschützte Plätze in der Nähe von Blütenpflanzen oder Bienenständen sind besonders geeignet.
  • Beobachtungszeit: Die Hauptaktivität von Vespa velutina liegt zwischen Mai und Oktober, mit einem Höhepunkt im Spätsommer. Im Oktober entwickeln sich vor allem die Jungköniginnen.
  • Dokumentation: Beobachter können Datum, Uhrzeit, Wetterbedingungen und Anzahl der gefangenen Tiere notieren. Fotos unterstützen die Bestimmung von Vespa Velutina.

Bedeutung von Locktöpfen für Laien und Bürgerwissenschaft

  • Der Locktopf ist ein niedrigschwelliges Werkzeug, das auch interessierten Laien den Einstieg in die Beobachtung ermöglicht.
  • Bürgerwissenschaftliche Projekte nutzen Locktöpfe, um Verbreitungskarten zu erstellen und Behörden bei der Einschätzung der Lage zu unterstützen.
  • Der Locktopf dient nicht direkt der professionellen Bekämpfung, sondern ist ein Monitoring-Instrument.

Verantwortlicher Umgang

  • Locktöpfe sollten regelmäßig kontrolliert werden, um unnötiges Leiden der Tiere zu vermeiden.
  • Nicht jede gefangene Hornisse ist automatisch Vespa velutina – Verwechslungen mit heimischen Arten wie der Europäischen Hornisse (Vespa crabro)** sind häufig.
  • Für wissenschaftlich belastbare Daten ist eine sichere Bestimmung durch Fachleute oder anhand von Fotos unerlässlich.

Quellen zum Locktopf:

Dochttopf

Ein Dochttopf ist ein Locktopf in einer speziellen Bauart. Dabei wird ein saugfähiges Material (z. B. Spülschwamm) durch das Loch des Deckels geführt, so dass von der Lockmischung ein kontinuierlicher Strom nach außen dringen kann.

Quellen und Links

Eine unspezifische Sammlung von Vespa-Velutina-Bildern: Vespa Velutina Bilder

 

Kleine Videoserie aus einem Krefelder Schrebergarten zum Versuch, Vespa Velutina anzulocken, zu markieren und durch Triangulation die Nester zu finden. Das erste von 7 Videos ist ein YouTube-Short: https://www.youtube.com/shorts/uD1XSIOx1zE

Youtube-Short: Besuch von Vespa Velutina an der Efeuhecke in 2024: https://youtube.com/shorts/geq7kmqNFRg

Autor und Lizenz

Prof. Dr. Claus Brell

Bienensachverständiger NRW

Obmann für neue imkerliche Betriebsweisen im Kreisverband Viersen

aktuelle Projekte:  Biene40,Steel4Bees

CC BY 
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