Nicht alle Exemplare der Vespa velutina (Asiatische Hornisse) sind gleich groß. Im Oktober 2025 wurden 30 Exemplare mit Hilfen von Locktöpfen gefangen und Vermessen. Im Schnitt beträgt die Körperlänge 21,1 +/-1,4mm, die Flügellänge 18,7 +/- 0,7mm. Der Thorax misst in der Höhe 5,8 und in der Breite 5,4 mm mit einem Minimum von 4,7mm. Fluglochsperren werden, wenn sie kleiner 5,3mm sind, mehr als 75% der Hornissen nicht durchlassen.
Das Titelbild zeigt die Messung der Thoraxhöhe mit der Schieblehre
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Erstellt 21.10.2025
Ziel der Untersuchung
Ziel der Untersuchung ist, bereits bekannte Werte für die Abmessungen von Vespa velutina zu verifizieren, um damit u.a. die Konstruktion von Fluglocheinengungen oder anderer mechanischer Hilfsmittel gegen Vespa velutina und für den Schutz von Honigbienen entwerfen zu können.
Neben den praktischen Erwägungen dient die Untersuchung auch dem reinen Erkenntnisinteresse.
Erwartungswerte aus anderen Quellen
In der Wikipedia finden man, dass die Königinnen eine Körperlänge von etwa drei Zentimetern, Arbeiterinnen von etwa 1,7 bis 2,4 Zentimeter erreichen. Das weist schon auf eine große Variation der Körperlänge hin. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau gibt einen Bereich von 2,5 bis 3,5 cm für die Körperlänge an.
Sipos et. al (2025) finden eine Körperlänge von 19.8 ± 1.4 mm, eine Flügellänge von 18 ± 0.7mm und eine Thorax-Breite von 5.7 ± 0.3mm. Diese Werte werden auch hier erwartet.
Wegen der Bedeutung für Fluglocheinengungen ist auch die Thorax-Höhe interessant. Hierzu wird noch nach anderen Studien gesucht.
Die Probanden, Messtechnik zur Ermittlung der Vespa velutina Größenvariation
An Locktöpfen wurden 30 Vespa velutina gefangen, zunächst mit Alkoholnebel betäubt und dann durch Einlegen über 20 Stunden in Alkohol konserviert. Danach wurden die Insekten 36 Stunden bei 23°C und 47% Luftfeuchte getrocknet.
Alle Insekten wurden von Hand mit einer Schieblehre vermessen. Erhoben wurde die Körperlänge, die Flügellänge, der Abstand zwischen den Flügelansätzen am Thorax, die Höhe und die Breite des Thorax. Insbesondere aus letzterem sollen Erkenntnisse für die Konstruktion von Fluglocheinengungen (Bienenschutz) gewonnen werden.
Abb. 1: Vespa velutina in einer Lockeinrichtung für Beobachtungszwecke.
Abb. 2: Vespa velutina eingelegt in Alkohol
Abb. 3: Vespa Velutine werden nach dem Alkohoholbad wieder getrocknet.
Abb. 4: Vespa velutina auf einem Zählbrett ordentlich aufgereiht. Insgesamt 30 Hornissen werden vermessen, gezählt wird von links nach rechts und von oben nach unten. Der Abstand der waagerechten Striche ist 10mm, der Abstand der Türkisen Linien ist 30mm. Zu sehen ist, dass sich viele der Tiere zusammengerollt hatten.
Abb. 5: Eine der Probanden, Ausschnitt des Bildes des Zählbretts (hier die Nummer 2).
Abb. 6:Länge von Vespa velutina messen mit der Schieblehre. Bei den Tieren, die sich zusammengerollt hatten deren Abdomen und Thorax mit Kopf separat gemessen und die Werte addiert.
Abb. 7: Messung der Thoraxbreite bei Vespa velutina. Die Schieblehre wird diagonal vor dem Flügelansatz und hinter dem zweiten beinpaar eingeschoben.
Abb. 8: Einige wenige Vespa velutina hatten den Stachel ausgefahren. Für eine statistische Auswertung lagen zu wenig Fälle vor.
Rohdaten und Statistik (Ergebnisse Vespa velutina Größenvariation)
Rohdaten
| Nr. | Körper Länge | Flügel Länge | Flügelansatz Breite | Thorax Höhe | Thorax Breite |
| 1 | 20,0 | 18,5 | 5,1 | 6,2 | 5,4 |
| 2 | 22,2 | 19,5 | 5,4 | 6,0 | 5,7 |
| 3 | 17,9 | 17,5 | 4,9 | 5,5 | 5,3 |
| 4 | 21,5 | 18,0 | 5,1 | 6,1 | 5,8 |
| 5 | 19,0 | 19,3 | 5,0 | 6,1 | 5,9 |
| 6 | 23,8 | 18,5 | 5,0 | 6,6 | 5,8 |
| 7 | 20,5 | 19,0 | 4,9 | 5,8 | 5,4 |
| 8 | 19,3 | 17,8 | 4,3 | 5,5 | 4,7 |
| 9 | 23,1 | 18,4 | 5,0 | 6,0 | 5,8 |
| 10 | 21,0 | 19,3 | 5,6 | 5,9 | 5,3 |
| 11 | 20,3 | 18,8 | 5,3 | 5,9 | 5,5 |
| 12 | 20,5 | 19,2 | 5,3 | 6,0 | 5,7 |
| 13 | 20,1 | 18,9 | 4,9 | 5,5 | 5,0 |
| 14 | 20,4 | 18,5 | 5,0 | 5,9 | 5,6 |
| 15 | 20,1 | 17,9 | 4,7 | 5,7 | 4,9 |
| 16 | 22,1 | 18,9 | 4,8 | 6,1 | 5,7 |
| 17 | 20,2 | 19,5 | 5,0 | 6,4 | 5,5 |
| 18 | 20,4 | 17,3 | 5,0 | 5,2 | 5,3 |
| 19 | 20,1 | 18,8 | 4,9 | 5,8 | 5,5 |
| 20 | 21,6 | 19,2 | 4,6 | 5,9 | 5,2 |
| 21 | 21,4 | 17,7 | 4,6 | 5,5 | 5,6 |
| 22 | 19,3 | 18,0 | 5,3 | 5,5 | 5,3 |
| 23 | 21,5 | 18,7 | 5,2 | 5,7 | 5,4 |
| 24 | 21,1 | 19,0 | 4,7 | 6,2 | 5,5 |
| 25 | 21,8 | 18,0 | 5,2 | 5,6 | 5,2 |
| 26 | 23,5 | 19,0 | 4,9 | 5,6 | 5,4 |
| 27 | 22,6 | 18,5 | 5,2 | 5,1 | 5,4 |
| 28 | 22,3 | 19,7 | 5,1 | 5,9 | 5,4 |
| 29 | 21,4 | 20,0 | 4,9 | 6,0 | 5,5 |
| 30 | 22,9 | 19,6 | 5,0 | 5,8 | 5,2 |
Tab. 1: Rohdaten für die Ermittlung der Vespa velutina Größenvariation. Alle Angaben sind in mm. Die Nummerierung entspricht der Reihenfolge auf dem Zählbrett in Abb. 4.
Statistik
| Körper Länge | Flügel Länge | Flügelansatz Breite | Thorax Höhe | Thorax Breite | |
| Max | 23,8 | 20,0 | 5,6 | 6,6 | 5,9 |
| 75% Quantil | 22,0 | 19,2 | 5,2 | 6,0 | 5,6 |
| Mittelwert | 21,1 | 18,7 | 5,0 | 5,8 | 5,4 |
| Streuung | 1,4 | 0,7 | 0,3 | 0,3 | 0,3 |
| Median | 21,1 | 18,8 | 5,0 | 5,9 | 5,4 |
| 25% Quantil | 20,1 | 18,1 | 4,9 | 5,6 | 5,3 |
| Min | 17,9 | 17,3 | 4,3 | 5,1 | 4,7 |
Tab. 2: Statistische Kennwerte. Mittelwerte und Mediane liegen nah beieinander, das deutet darauf hin, dass die Verteilung wenig schief ist und es siech um eine symmetrische Verteilung handelt. Die Normalverteilung wird ohne Beleg angenommen, somit ist die Verwendung des Mittelwertes und die Angabe der Standardabweichung sinnvoll.
| Körper Länge | Flügel Länge | Flügelansatz Breite | Thorax Höhe | Thorax Breite | |
| Körper Länge | 1,00 | 0,31 | 0,13 | 0,20 | 0,30 |
| Flügel Länge | 0,31 | 1,00 | 0,25 | 0,49 | 0,25 |
| Flügelansatz Breite | 0,13 | 0,25 | 1,00 | 0,09 | 0,35 |
| Thorax Höhe | 0,20 | 0,49 | 0,09 | 1,00 | 0,55 |
| Thorax Breite | 0,30 | 0,25 | 0,35 | 0,55 | 1,00 |
Tab. 3: Korrelationsmatrix für alle erhobenen Werte. Angegeben ist Pearson r. Thoraxhöhe und Breite zeigen eine mittlere Korrelation mit r=0,55, die Thoraxhöhe korreliert etwas mit der Flügellänge. Davon abgesehen haben Vespa velutina „unterschiedliche Figur“, die Korrelationen sind alle schwach, selbst die Thorax-Breite und die Flügelansatz-Breite.
Interpretation
Die mittlere Körperlänge entspricht mit 21,1mm annähernd den Literaturwerten, ebenso die Flügellänge mit 18,7mm und die Thoraxbreite mit 5,4mm. Der Literaturwert für die Thoraxbreite ist mit 5,7mm geringfügig größer, was vermutlich einige Hersteller von Schutzgittern zu ungeeigneten (weil für Vespas velutina durchlässig) Maschenweiten veranlasst hat.
Zusätzlich wurde hier die Thoraxhöhe erfasst. Nur in einem Fall von 30 ist die Thoraxhöhe kleiner als die Thoraxbreite, so dass die Thoraxbreite für die Konstruktion von Sperrgittern o.ä. herangezogen werden sollte.
Es überrascht, dass die einzelnen Parameter so schwach miteinander korrelieren, Aus der Länge eines Tieres kann nicht auf die sonstigen Abmessungen geschlossen werden. Lediglich Thoraxhöhe und Thoraxbreite zeigen eine mittlere Korrelation.
Kritische Betrachtung
Messtechnik
Es ist möglich, mit der Schieblehre auf ein Zehntel Millimeter zu messen, allerdings wird das Messverfahren eine Verfahrensbidingte Variation von etwa einem Zehntel Millimeter
Die Hornissen wurden etwa 20 Stunden in Alkohol aufbewahrt. Zu sehen ist, dass sich der Hinterleib bei 8 von 10 Tieren krümmt. Das erschwert eine Bestimmung der Körperlänge mit der Schieblehre. Die Körperlänge wird in dieser Untersuchung dadurch systematisch leicht unterschätzt.
Es handelt sich um Probanden von nur einem Standort und einem eingeschränkten Zeitraum. Vermutlichbstammen alle Tiere aus einem oder zwei Nestern. Dadurch wird die Varianz systematisch unterschätzt.
Ethische Überlegungen
Für diese Untersuchung wurden Insekten getötet. Der Respekt vor dem Tier gebietet, dies nicht grundlos und in einer sorgfältigen Abwägung zu tun und das Leid für das Insekt zu minimieren. Für Folgeuntersuchungen sollten Verfahren konzipiert werden, die auf eine Tötung verzichten können oder noch schnellere und „humanere“ Tötungsverfahren einsetzen.
Fazit
Zum Ergebnis
Das Ziel der Untersuchung, bereits bekannte Werte für die Abmessungen von Vespa velutina zu verifizieren und Hinweise für die Konstruktion von Fluglocheinengungen oder anderer mechanischer Hilfsmittel gegen Vespa velutina und für den Schutz von Honigbienen zu erhalten wurde erreicht.
Weiteres Vorgehen
Zur Absicherung sollte die Untersuchung zu einer anderen Jahreszeit (nicht Oktober) und an einem anderen Ort (nicht Kreis Viersen) wiederholt werden. Alle Velutina in Deutschland stammen zwar von vermutlich einem Muttertier ab, jedoch sollte es schnell regionale Anpassungen der Hornisse geben – durch z.B. Klima oder z.B. jeweils andere regionale Beseitigungsmaßnahmen gegen Vespa velutina.
Empfehlung
Absperrvorrichtungen und imkerliche Betriebsweisen
Bei der Konstruktion von Sperren gegen Vespa velutina sollte in einer Richtung 5,3mm unterschritten werden, um mehr als 75% der Tiere vom eindringen abzuhalten.
Eine Absperrvorrichtung könnte wie in Abb 9 aussehen
Abb. 9: Anti-Velutina-Flugloch-Einengung am Bienenstock. Die lichte Höhe beträgt 5,2mm, das lässt Honigbienen-Arbeiterinnen durch, Vespa velutina jedoch nicht. Die Fluglocheinengung wurde von clabremo research entwickelt und soll Ende 2025 auf den Markt kommen (Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina – Bienenschutz).
Management
Die Untersuchung könnte mit einer geringeren Probandenzahl und damit kostengünstiger regelmäßig in das vorgeschriebene Management von Vespa velutina integriert werden.
Anhang
Quellen
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (o.J) Gesucht: Die asiatische Hornisse, https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/bienen/dateien/bev%C3%B6lkerungsinformation_vespa_velutina_flyera5.pdf, Flyer
Brell, Claus; Brell, Juliana; Kirsch, Siegfried (2017) Statistik von Null auf Hundert.Berlin: Springer-Verlag ; 2. Auflage. ISBN 978-3-6424-1976-8. www.statistik-von-null-auf-hundert.de
Sipos T et. al (2025) Comparative morphological analysis of yellow-legged hornet (Vespa velutina nigrithorax) and European hornet (Vespa crabro) based on modern imaging techniques. Front. Ecol. Evol. 13:1624744. doi: 10.3389/fevo.2025.1624744 (online-resource: https://www.frontiersin.org/journals/ecology-and-evolution/articles/10.3389/fevo.2025.1624744/pdf)
Autor und Lizenz
Prof. Dr. Claus Brell
Bienensachverständiger NRW
Obmann für neue imkerliche Betriebsweisen im Kreisverband Viersen
aktuelle Projekte: Biene40,Steel4Bees
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