Einfacher Bienenfutter-Bereiter für Zuckersirup

Meine kleine Bienenfutter-Zubereitungs-Werkstatt. Mit minimalem Platzbedarf kann hier bis zu 40 Liter Sirup hergestellt und abgefüllt werden.

Eine bebilderte Anleitung für: einfacher Bienenfutter-Bereiter. Haushaltszucker ist  erschwinglich ist, es lohnt es sich für Imker, insbesondere das Winterfutter für Ableger selbst herzustellen. Das geht mit minimalem Platzbedarf.
In 2024 wurde ein quasi automatischer Bienenfutter-Bereiter vorgestellt. Hat man nur wenige
Bienenvölker (Anzahl kleiner sieben), so ist dieser im Jahresablauf ggf. unpraktisch. Die hier vorgestellte Lösung stellt eine Vereinfachung dar.

Das Titelbild zeigt die kleine Bienenfutter-Bereiter-Werkstattt mit minimalem Platzbedarf. Zu sehen ist der Hobbock mit Abfüllhahn in der Schutzkiste, darin ein Mörtel-Rührer mit Akkuschrauber, davor ein Milcheimer mit Trichter.

Stand: 19.09.2025

Aufbau und Funktionsweise für: einfacher Bienenfutter-Bereiter

Der Bienenfutter-Bereiter ermöglicht in Verbindung mit der hier vorgestellten Rezeptur in Liste 1 die (relativ) spontane Bereitstellung einer gesättigte Zuckerwasserlösung bis zu 73% Zuckergehalt als Bienenfutter. Das Bienenfutter kann über einen Quetschhahn bequem abgenommen werden.

Zeichnung folgt ….

Abb. 1: Schematische Zeichnung des Bienenfutter-Bereiters. in einer Schutzkiste für das kleckerfreie arbeitenEs bedeuten: (1) Behältnis für Sirup (Wasser und Zucker, Invertase, Kochsalz, Zitronensäure),  (2) Quetschhahn, (3) Gestell für das Behältnis, hier realisiert durch einen Ikea.Hocker

Material

Diese Materialien werden benötigt (einige Beschaffungslinks weiter hinten):

  1. Ein Gefäß mit Ablaufhahn (das kann ein Maischebottich sein oder wie in diesem Beitrag ein Honig-Abfüll-Hobbock (Abb. 2)).
  2. Ein Gestell, so dass bequem ein Sirupkanister mit großem Einfülltrichter untergestellt werden kann.
  3. Eine Eurobox 40cm x 60cm x 40cm als „Kleckerschutzkiste“
  4. Ein Akkuschrauber (es wird kein Profiwerkzeug benötigt, hier kommt einkleiner alter Bosch-Schrauber zum Einsatz)
  5. ein Mörtelrührer (hier einer von Parkside / Lidl). Alternativ kann mit einem Kunststoff-Schaumlöffel (Kodi) von Hand gerührt werden.

Für die Montage des Quetschhahns

  1. ein sehr großer Innensechkant

oder für die Selbstfertigung

  1. eine Handsäge (z. B. ein Fuchsschwanz)
  2. ein Kantholz 4cm x 4 cm

Zusammenbau des Hobbocks und des Quetschhahns

Der Quetschhahn besteht aus zwei Teilen, einem Außenteil mit Verschluss und Dichtung, sowie einem Innenteil, dessen Bohrung als Sechskant ausgestaltet ist (Abb. 5). Innenteil und Außenteil werden durch die Bohrung in der Außenwand des Behältnisses verschraubt. Der hier verwendete Hobbock weist das passende Loch schon auf. Verwendet man ein anderes Gefäß, z.B. ein Maischefass, wird für die Bohrung ein entsprechender Topfbohrer benötigt.

Das Verschrauben erfordert ein Werkzeug in Form eines großen Innensechskants. I.d.R. wird ein solches Werkzeug nicht vorhanden sein, in diesem Fall sägt man sich aus einem Vierkantholz ein passendes Werkzeug zurecht. Wie man den Quetschhahn montiert, ist in einem anderen Blogbeitrag beschrieben: Bienenfutter-Bereiter selber bauen – Zuckersirup ohne rühren

Inbetriebnahme

  1. Füllen Sie die gewünschte Wassermenge, in meinem Fall 6 Liter, ein. Das Wasser kann bis auf 40°C an.
  2. Streuen  Sie 13 Pakete Zucker ein.
  3. Rühren Sie 45 Sekunden mit dem Mörtelrührer durch..
  4. Geben Sie Invertase, Zitronensäure und Kochsalz hinzu
  5. Rühren Sie nun noch einmal 60 Sekunden.
  6. Lassen Sie die Lösung 48 Stunden stehen, rühren Sie nach 24 Stunden und nach 48 Stunden, als noch zwei Mal. Falls sich ein Satz bildet, nehmen Sie für einen Folgefüllung nur 12kg Zucker auf 6 Liter Wasser (

Erfahrungsberichte aus der Nutzung

Erster Feld-Test: Der erste Test für Mini Plus Völker erfolgte Anfang September  (es hat sich bei meiner Betriebsweise in Mini Plus Überwinterungssystem am Niederrhein bewährt, Völker mit Buckfast Bienen behutsam und spät einzufüttern). Die Bienen in ins Plus nehmen den Sirup im Adam-Fütterer (siehe hierzu und das Video ) mit mehr als 300ml pro Stunde ab.

Listen

Sacharose, Fruktose und Glukose sowie die enzymatische Aufspaltung sind in einem anderen Blogbeitrag beschrieben: Zucker, Sirup, Bienenfutter – was ist das und warum soll Imker das wissen

Immer 5 Liter Wasser:

11 kg Zucker: 68,75% (16 kg Futter)

12 kg Zucker: 70,6% (17 kg Futter)

13 kg Zucker: 72,2 % (18 kg Futter)

Invertase: 1ml bis 2 ml je kg Zucker - 15 ml sind immer genug für alle Mischungen. Weniger funktioniert auch, die Investierung dauert nur länger.

Salz: Brackwasser entspricht 0,1%, gewünscht: 0,05%=0,5 Promille

auf 5 Liter Wasser:  2,5g, d.h 1/2 bis 1 Teelöffel

Zitronensäure: empirisch: 1/2 Teelöffel auf 5 Liter Wasser

Liste 1: Rezeptur, Futtersirup aus Haushaltszucker, Mischungsverhältnisse Zucker und Wasser

Bilder

Abb. 2: Material: Der Hobbock mit montiertem Quetschhahn. Wie man den Quetschhahn montiert, ist in einem anderen Blogbeitrag beschrieben: Bienenfutter-Bereiter selber bauen – Zuckersirup ohne rühren

 

Bild eines Quetschhahns

Abb. 2:  Der Quetschhahn aus der Nähe. Zu sehen ist der Innensechskant des inneren Bauteils.

 

Das Bild zeigt einen Schutz gegen ausgelaufenen Zuckersirup

Abb. 5: Eine Schutzkiste für den Bienenfutter-Bereiter. Das Gefäß wird frostsicher im Keller aufgestellt. Damit ein Missgeschick nicht zum GAU – 40 Liter Zuckersirup ausgelaufen im Keller – wird, kommt der Bienenfutter-Bereiter auf ein Ikea-Höckerchen (32 Jahre alt) und in eine Eurobox (140 Liter, 40 x 60 x60). Ein Abfüllkanister hat darin auch noch Platz.  Wer Platz hat, kann auch eine größere Kiste wählen. Es funktioniert so, der Platz für den Kanister ist allerdings begrenzt und erfordert Aufmerksamkeit beim Öffnen des Quetschhahns.

 

Das Bild zeigt einen Liter Invertase, Im Handel oft Invertier genannt.

Abb. 6: Ein Liter Invertase, ausreichend für 500kg bis 1000kg Zucker. Die Invertase ist ein Enzym, das Haushaltszucker (chemisch Saccharose) teilweise in Fruchtzucker (Fruktose) und Traubenzucker (Glukose) aufspaltet. Wird der Zuckersirup in der Warmen Stube bereitet, schaffen 1-2ml pro kg Zucker das schon in eineinhalb Tagen. Bei kühlen Temperaturen hat Zuckerwasser hoher Konzentration nicht mehr die Gelegenheit, teilweise in Glukose und Fruktose aufzuspalten. Das von den Bienen eingelagerte Futter hat dann einen hohen Sachcharoseanteil und kann über den Winter auskristallisieren. Als Folge können die Bienen ihr Futter nicht aufnehmen und „Verhungern auf der vollen Wabe“. Das kommt zumindest am Niederrhein selten vor, aber es kommt vor. Vorinvertiertes Futter verhindert das, da Sirup mit einem höheren Fruktoseanteil so gut wie nicht auskristallisiert. Invertase hat ein Aktivitätsoptimum bei einem PH-Wert von 4,5 bis 5 (Schafer 2012, S.47) und einer Temperatur von etwa 40°C. Daher lohnt es sich, den Sirup mit angewärmten Wasser und der Zugabe von Zitronensäure anzusetzen.

Das Bild zeigt eine Kiste mit 25 Paketen Haushaltszucker

Abb.7 : Haushaltszucker ist Ende September 2024 mit 0,89€ wieder erschwinglich. Damit lohnt es sich für Imker, das Winterfutter selber anzumischen. Das Bild zeigt eine Kiste mit 25 kg-Pakete Haushaltszucker. Chemisch ist Haushaltszucker reine Saccharose. Die Bienen fügen bei der Verarbeitung Invertase aus körpereigenen Drüsen hinzu, damit das eingelagerte Futter teilweise in Fruktose und Glukose umgewandelt wird. Durch den Zusatz von Invertase bei der Sirup-Bereitung wird das schon ein wenig vorweggenommen. Die Vorteile: Es sind höhere Zuckerkonzentrationen und damit eine stabile, schimmelfreie Zuckerlösung möglich, das endokrine System der (vielleicht schon Winter-) Bienen wird entlastet, das eingelagerte Futter kann schneller verdeckelt werden.

 

Anhang

Quellen und weiterführende Informationen

Materialien:

Hobbock (40L) mit Quetschhahn:  https://www.holtermann-shop.de/Honigernte/abfuell-eimer-haehne/Abfuell-Hobbock-40-kg.html 

Eurobox als Kleckerschutzkiste: https://www.auer-packaging.com/de/de/Eurobeh%C3%A4lter-geschlossen/EG-6442.html

Hocker (das gezeigte Modell ist 35 Jahre alt und so nicht mehr erhältlich): https://www.ikea.com/de/de/p/domsten-hocker-lila-kiefer-60554380/#content

Mörtel-Rührstab bei Lidel / Parkside oder Amazon: bei google suchen mit „Mörtel Rührstab Lidl Parkside“

Zur Invertase-Aktiviät:

Schäfer, Barbara (2012) Untersuchungen zur Regulation der Invertaseaktivität und zu Invertaseinhibitoren aus Pflanzenextrakten. Würzburg, Dissertation. online Ressource: https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/5924/file/Promotion_Schaefer_2012.pdf

Zitronensäure beim Lebensmittelchemischen Institut in Köln:

https://www.lci-koeln.de/deutsch/veroeffentlichungen/lci-focus/organische-saeuren-teil-ii-citronensaeure.

Glossar

Hobbock

Ein Hobbock ist ein Eimer ohne Henkel und mit zwei seitlichen Tragegriffen. Hobbocks werden für den Transport und die Lagerung z.B. chemisch-technischer Füllgüter oder Lebensmittel wie Honig verwendet und aus Blech oder Kunststoff gefertigt. Der Begriff „Hobbock“ geht auf das Fischerdorf Hoboken nahe New York zurück – . Die Fischer sollen die Fische in Metallbehältern mit seitlichen Griffen  zu den Märkten getragen haben. Der Duden hingegen leitet die Bezeichnung von der englischen Firma Hubbuck (landwirtschaftliche Geräte) ab.

Quetschhahn

Ein Quetschhahn ist eine Vorrichtung zur Regelung des Abflusses von Flüssigkeiten wie Wasser, Sirup oder Honig. In der Imkerei findet man Quetschhähne an Honig-Abfüllbehältern.

Saccharose

Saccharose (auch: Sucrose) ist ein Zweifachzucker oder Disaccharid. Handelsüblicher Zucker (Haushaltszucker, Kristallzucker) besteht aus 100% Saccharose.. Saccharose besteht aus chemisch aus gleichen Anteilen von Glukose und Fruktose. Saccharose wird in Deutschland meist aus der Zuckerrübe gewonnen, kann aber auch mit Zuckerrohr erzeugt werden.

Glukose

Glukose (auch: Dextrose, Glucose, Traubenzucker) ist ein Einfachzucker oder Monosachcharid. Glukose ist die Hauptenergiequelle für das Gehirn und wesentlicher Bestandteil im Muskel-Stoffwechsel. Glukose kann durch Investierung aus Saccharose gewonnen werden. Bei Menschen und Tieren wird Glukose in Form von Glykogen gespeichert, bei Pflanzen als Stärke.

Fruktose

Fruktose ist, so wie Glukose, ein Monosaccharid oder Einfachzucker. Gemeinsam bilden ein Fruktose- und ein Glukose-Molekül Haushaltszucker (Saccharose). Fruktose schmeckt sehr süß und wird daher in der Getränkeindustrie eingesetzt. Einige Studien lassen vermuten, dass hohe Aufnahmen von Fruktose nachteilige Veränderungen im Energiestoffwechsel des Körpers verursachen können. Fruktose wird als ein Auslöser für Diabetes verdächtigt. Die meisten Menschen vertragen größerer Mengen von Fruktose schlecht. Fruktose hat technisch günstige Eigenschaften, so wird es als Feucwhthaltemittel in Lebensmitteln eingesetzt.

Invertase (Invertin, E1103)

Das Enzym Invertase spaltet Haushaltszucker (Saccharose) in Fruchtzucker und Traubenzucker auf. Der so gebildete Invertzucker neigt im Gegensatz zu Haushaltszucker in Lösungen nicht zur Kristallbildung. Invertzucker ist hygroskopisch und wird z.B. als Feucwhthaltemittel in Marzipan eingesetzt. Invertase gilt als gesundheitlich unbedenklich. In der EU ist Invertase als Lebensmittelzusatzstoff mit der Nummer E 1103 für alle Lebensmittel, die für Zusatzstoffe zugelassen sind, ohne Höchstmengenbeschränkung zugelassen. Die Invertaseaktivität von Honig ist ein Qualitätsmerkmal und weist auf nicht wärmebehandelten Honig hin.

Zitronensäure (E330, Summenformel: C6H8O7)

Zitronensäure gehört zu den Fruchtsäuren und wurde 1784 zum ersten Mal von Carl Wilhem Scheele isoliert, die Struktur wurde 1838 durch Justus Liebig aufgeklärt. Kristalline Zitronensäure schmilzt  bei 100 °C. In Wasser ist Zitronensäure  leicht löslich (Löslichkeit 145 g/100 g Wasser).  Zitronensäure löst sich  auch in Alkohol, nicht in organischen Lösungsmitteln wie Ether oder Chloroform. Zitronensäure wird von Bienen leicht verstoffwechselt, im Citratcyclus bei Menschen werden bis zu 2kg pro Tag umgesetzt. In geringen Mengen eingenommen fördert Zitronensäure indirekt das Knochenwachstum, in größeren Mengen wirkt sie jedoch toxisch (LD50 bei Ratten: 3 g/kg). Zitronensäure wird als Säuerungsmittel für Lebensmittel eingesetzt. Zitronensaft enthält 5–7 % Zitronensäure.

 

Autor und Lizenz

Prof. Dr. Claus Brell

Bienensachverständiger NRW

Obmann für neue imkerliche Betriebsweisen im Kreisverband Viersen

aktuelle Projekte:  Biene40,Steel4Bees

CC BY 
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