Das Titelbild zeigt eine Asiatische Hornisse (Vespa Velutina, VV) auf einem Holzbrett, dass als Lockstelle 10 Monate in Sirup eingelegt war und dann getrocknet wurde. Dadurch ist es teil-selektiv – Wespen und Vespa velutina fliegen es an, meine Honigbienen nicht. Auch bei Versuchen, durch Triangulation der Flugbahnen Nester zu finden, entstanden viele Vespa Velutina Bilder. Vespa Velutina oder Asiatische Hornisse ist eine invasive Art, deren Nester gemeldet werden sollen. Bislang waren Gemeinden verpflichtet, die Nester zu entfernen.
Ersterstellung 04.10.2024
Update 07.09.2025
Abb. : Ein Vespa Velutina Nest. Hinter drei Schichten dünnen Papiers vergibt sich das Brutnest. Über das Zerlegen des Nests gibt es ein YouTube Video: https://youtu.be/TC6lcFPPwJc. Aufgenommen in Viersen am 07.09.2025
Abb. : Ein Puppe aus dem Vespa Velutina Nest. Sie ist 28mm lang und 7,5 mm im Durchmesser. Aufgenommen in Viersen am 07.08.2025
Abb.: Ein in Sirup(*) eingelegtes und dann getrocknetes Holzbrett als Lockstelle für Wespen. Nur drei Meter entfernt steht ein Bienenvolk – für die Bienen ist das Brett wohl wenig effizient, sie besuchen es nicht. Die Löcher Sicht für die Vespa velutina offensichtlich interessant – immer wieder schlüpfte sie hindurch. Aufgenommen am 05.09.2025 in Willich.
* Der Sirup wird sonst zum Füttern der Bienen verwendet und besteht aus mit Invertase umgewandelten Haushaltszucker (in Glukose und Fruktose, Gesamtzuckergehalt 72%), Wasser, ist mit Zitronensäure auf PH 4 eingestellt und mit Kochsalz auf 0,05 Volumenprozent Natrium. Die Bienen verstoffwechseln Zitronensäure sehr gut, Untersuchungen zeigen, dass Bienen leicht gesalzenes Wasser bevorzugen.
Abb. : Eine Vespa Velutina am kandierten Holzbrett in der Frontalansicht. Mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen kann die Asiatische Hornisse das Holz abschaben und kommt so an den in den oberen Holzschichten befindlichen getrockneten Sirup. Aufgenommen am 05.09.2025 in Willich
Abb. : Eine Asiatische Hornisse besucht einen Locktopf mit Bier und Zuckersirup. Aufgenommen am 13.08.2025 in Willich

Abb. 2: Vespa Velutina gefangen in einem Honigglas. Das macht den Tieren nichts aus, ist etwas Zuckerteig (Fondant) im Glas, beschäftigen sich die Hornissen damit und flieget auch nicht direkt los, wenn das Glas geöffnet wird. Mit diesem Glas werden die Hornissen an einen etwa 50 m entfernten Standort gebracht und freigelassen. Fliegen die Hornissen zurück zum Nest und zeichnet man die Flugbahn in eine Karte ein, so kann, bei mehreren Startpunkten, durch die Schnittpunkte der Linien der ungefähre Standort des Nestes ermittelt werden.
Abb. 3: Das Bild zeigt einen Teil des „Messaufbaus“ für die Ermittlung des Standortes für ein Vespa Velutina Nest. Eine Krefelder Imkerin notiert gewissenhaft die Abwesenheit der markierten Hornissen vom Lockplatz. Aus der Abwesenheitsdauer kann grob die Entfernung zum Nest abgeschätzt werden, wenn man unterstellt, dass die Vespa Velutina geradewegs dort hin fliegt, knapp unter einer Minute im Nest verweilt und dann mit etwa 6m/s wieder zurück kommt. Unsere Beobachtungen litten aber unter dem ersten Punkt: Die Hornissen wussten offensichtlich nicht, dass sie in direkter Linie zu ihrem Nest fliegen sollten.
Abb. 4: Ein Imkerkollege aus dem Kreis Viersen hat eine Vespa Velutina archiviert und vermessen – den Größenvergleich zeigt ein Zollstock.
Abb. 5: Zwei Vespa Velutina am Futterteig. Die Aufnahme ist ein Einzelbild aus einem Video, das mit einem WLAN-fähigen Mikroskop angefertigt wurde. Der grüne Hinterleib ist grün aufgrund der Markierung mit einem Lackstift.
Abb. 6: Varroa geht, Velutina kommt. Ein Volk, dass Anfang Oktober keinen Flugbetrieb zeigt. Wenn der Haupteingang noch bewacht wird, nimmt Velutina halt den Nebeneingang. So werden Löcher für den Oxalsäureverdampder gleich einer Zweitnutzung zugeführt. Bild mit Genehmigung von LuMa König, persönliche Mitteilung am 04.10.2024
Abb. 7: Velutina inspiziert das kleine Flugloch. Diese asiatische Hornisse hat einen unterdurchschnittlich bewachten Eingang gefunden. Nach Auskunft der Fotografin gehen die Hornissen in die Beute und kommen derzeit noch ohne Beute wieder heraus. Derr Fortgang bleibt abzuwarten. Bild mit Genehmigung von LuMa König, persönliche Mitteilung am 04.10.2024
Abb. 8: Eine Vespa Velutina zu Besuch in der Efeuhecke. Die zwei Bilder zeigen jeweils das gleiche Tier aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Hornisse interessierte sich nicht für die vielen Wespen und Schwebfliegen, die ebenfalls Nahrung in der Efeuhecke suchten. Direkt hinter der Efeuhecke steht ein Bienenenvolk in Mini Plus – auch dafür interessiert sich die Velutina nicht.
Abb. 9: Hornissen-Schwebfliege. Zwei Tagen nach Besuch der Vespa Velutina in der Efeuhecke ließ sich dieses Tier fotografieren. Zunächst dachte ich, die Velutina sei zurückgekehrt. Sowohl Größe als auch Färbung der Hornissen-Schwebfliege sind schon gut gelungen.
Abb. 10: Ein kleines Locktöpfchen für Vespa Velutina mit Bienen-Futterteig (Hier Ambrosia von Nordzucker, Apifonda von Südzucker funktioniert auch sonst auch gut.) . Das Locktöpfchen steht direkt auf einem Bienenvolk an einer Efeuhecke. Es hat sich keine Velutina eingefungen, aber die Wespen schaffen es, das Töpfchen in 10 Stunden leerzuschlecken. Das Töpfchen ist ein einfaches 3d_Modell und wurde mit Tinkercad erstellt und in PETG mit einem Bambulab gedruckt.
Anhang
Glossar
Informationen zur Vespa velutina:
Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax)
Systematik:
- Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
- Familie: Faltenwespen (Vespidae)
- Gattung: Vespa
- Art: Vespa velutina
- Unterart in Europa: Vespa velutina nigrithorax
Merkmale
- Größe: Arbeiterinnen bis ca. 24 mm, Königinnen bis ca. 30 mm.
- Färbung: Schwarze Brust, überwiegend dunkler Hinterleib mit schmalen gelb-orangen Binden; Endsegment gelb-orange gefärbt. Beine schwarz mit gelben Enden („Gelbfuß-Hornisse“).
- Abgrenzung zur Europäischen Hornisse (Vespa crabro):** Diese ist größer, rotbraun gefärbt an Kopf und Brust, mit gelbem Hinterleib und schwarzen Binden.
- Flugaktivität: Tagaktiv, im Gegensatz zur Europäischen Hornisse nicht nachtaktiv.
Sie ist ein geschickter Flieger und kann „in der Luft stehen“ wie eine Libelle. Bei Attacken auf Honigbienen wird beobachtet, dass die Angriffe oft fehlschlagen.
Verbreitung
- Ursprung: Süd- und Südostasien (Afghanistan bis Indonesien).
- Einschleppung nach Europa: Vermutlich 2004 über den Seeweg nach Frankreich (Bordeaux).
- Ausbreitung: Heute in weiten Teilen Westeuropas verbreitet (u. a. Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Niederlande, England, Schweiz).
- Deutschland: Erstnachweis 2014 in Baden-Württemberg; seither Nachweise in mehreren Bundesländern, u. a. Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg, Saarland, NRW, Berlin, Niedersachsen, Bayern.
Lebensweise
- Nestbau:
- Frühjahr: Jungkönigin baut ein kleines Gründungsnest (oft bodennah, z. B. in Hecken oder unter Dächern).
- Später: Ausbau zu großen, meist hoch in Bäumen hängenden Sekundärnestern.
- Ernährung:
- Allesfresser, Schwerpunkt auf Insektenfang zur Brutversorgung.
- In urbanen Gebieten bis zu 66 % Honigbienenanteil in der Jagdbeute (ungesicherte Schätzung). Berichte, dass Vespa Velutina in starke, gesunde Bienenvölker eindringt, entbehren i.d.R. des Nachweises oder entziehen sich der Überprüfung durch den BSV.
- Weitere Beutetiere: andere Hautflügler, Zweiflügler, Käfer, Schmetterlinge.
- Jahreszyklus: Kolonie stirbt im Spätherbst ab; nur begattete Jungköniginnen überwintern.
Ökologische Bedeutung und Gefährdungspotenzial
- Invasive Art: Man nimmt an, dass sie Bestände auch von Wildbienen lokal dezimieren kann.
- Bestäubungsleistung: Studien zeigen Rückgang der Bestäuberaktivität an bestimmten Pflanzenarten in Gebieten mit hoher V. velutina-Dichte.
- Konkurrenz: Potenzielle Verdrängung heimischer Hornissenarten denkbar, aber Auswirkungen auf Ökosysteme noch nicht abschließend erforscht.
Bedeutung für den Menschen
- Stiche: Vergleichbar mit heimischen Hornissen; Imkerkollegen berichten, dass Hornissen-Stiche nicht „schlimmer“ sind als Bienen-Stiche.
- Bekämpfung: In Deutschland nicht geschützt; Nester sollten von geschultem Personal entfernt werden.
Quellen und Links zum Weiterlesen
Boecking, Otto (2021) Biologie der asiatischen Hornisse
Zur Hemmung des Sammelfluges durch Vesa Velutina gibt es Arbeiten bereits aus 2019, z.B.:
Requier, F., Rome, Q., Chiron, G. et al. Predation of the invasive Asian hornet affects foraging activity and survival probability of honey bees in Western Europe. J Pest Sci 92, 567–578 (2019). https://doi.org/10.1007/s10340-018-1063-0
auf Researchgate Volltext unter https://www.researchgate.net/publication/329111215_Predation_of_the_invasive_Asian_hornet_affects_foraging_activity_and_survival_probability_of_honey_bees_in_Western_Europe/citations
Kurzvideos:
Vespa Velutina ist eine schöne Hornisse und ein eleganter Flieger. Allerdings sind Imker beunruhigt, wenn die Velutina gehäuft am Bienenstand auftritt. So trafen sich ein paar Krefelder Imker und versuchten sich an der Flugbahntriangulation.
Das erste von sieben Kurz-Videos zeigt das Markieren der Hornissen mit einem Lackstift. Die Hornissen sind erstaunlich gelassen dabei.
1(7) Markieren von Vespa velutina (Aktion der Krefelder Imker)
Das zweite von sieben Kurz-Videos zeigt den ersten Versuch, mit einer mit einem Locktopf arrestierte Hornisse Flugrichtiungen e zu delektieren.
2(7) Vorversuch „fangen und fliegen lassen“
Das dritte von sieben Kurz-Videos zeigt die Personen bei der Aktion und den „Messaufbau“ mit (gut funktionierenden) Lockangeboten für die asiatische Hornisse.
3(7) die Nestsuchaktion der Krefelder Imker
Das vierte von sieben Kurz-Videos die Situation nach Verstellen des „Locktisches“ Velutina orientiert sich offensichtlich – ebenso wie Honiigbienen – an „gelernten“ Orten..
Das fünfte von sieben Kurz-Videos, es zeigt ein Nahaufnahmen der markierten Hornissen
5(7) Nahaufnahmen der Hornissen
Das sechste von sieben Kurz-Videos zeigt, wie man Vespa Velutina an der Lockstelle mit einem Honigglas fangen kann. Nach dem Fangen (nicht mehr im Video) gehen wir sofort zu einer anderen Stelle, lassen die Hornisse wieder frei und beobachten, in welche Richtung sie fliegt.
6(7) Hornissen fangen mit Honigglas
Das siebte von sieben Kurz-Videos zeigt noch einmal die Lockstelle mit Futterteig (einfacher invertierter Zuckerteig, in einer Bäckerei wäre das Fondant) und daneben eine Velutina-spezifische Falle mit einem speziellen Lockstoff … Wir waren mit dem Futterteig recht zufrieden.
7(7) Zuckerteig (+++) und professioneller Lockstoff (???)
Imkervereine:
Autor und Lizenz
Prof. Dr. Claus Brell
Bienensachverständiger NRW
Obmann für neue imkerliche Betriebsweisen im Kreisverband Viersen
aktuelle Projekte: Biene40,Steel4Bees
CC BY
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