Vespa velutina geht nicht mehr weg, ebenso wenig wie andere Wespen und Mäuse. Mini Plus Bienenvölker sind kleiner als Völker in großen Magazinbeuten und daher noch eher gefährdet, durch Vespa velutina Schaden zu erleiden. Insgesamt sind Imker nun gehalten, Konzepte gegen Vespa velutina in ihre Betriebsweise zu integrieren. Früherkennung (durch Beobachtung), gezielte Prävention am Bienenstand (um diese Maßnahmen geht es konkret in dem Beitrag) und koordiniertes Nestmanagement sind nach (OÖ Landesverband), (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten) die Handlungsfelder für Imkerliche Maßnahmen. „Mini Plus Bienenvölker vor Vespa velutina schützen“ ist ein Beitrag in der Reihe „Erlebnisorientiert Imkern in Mini Plus“
Links auf weiter Vespa Velutina Beiträge:
Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina – Bienenschutz
Vespa Velutina Locktopf Halterung
Erstellt 10.10.2025
Maßnahmen gegen Vespa velutina in vier Bereichen
Übersicht
Gezielte Prävention gegen Schäden durch Vespa velutina am Bienenstand ist ein Maßnahmenbündel, mit der Imker die eigenen Bienenvölker vor Vespa velutina schützen. Das gliedert sich in die vier Bereiche
I) Maßnahmen am Bienenvolk (nur starke und gesunde Völker)
II) Maßnahmen an der Beute (Flugloch-Einengung, Maulkorb)
III) Maßnahmen im Flugbereich vor der Beuten (Störung des Jagdverhaltens)
IV) Reduktion des Beflugs durch Vespa velutina (Früherkennung und Nestmanagement)
I) Maßnahmen am Bienenvolk
Für erwerbsorientierte Imkereien sind starke Völker eine Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Arbeiten. Schwache Völker sind anfälliger für Krankheiten und gefährden dadurch auch andere Völker in der Umgebung. Ideell orientierte Imker mit wenig Völkern neigen ggf. dazu, schwache Völker durch intensive Pflege im Bestand zu halten. Diese Völker werden eher Opfer für Vespa Velutina. Durch schwache Völker verbessert sich die Nahrungssituation für Vespa Velutina, die Ausbreitung insbesondere in Folgejahren wird damit unterstützt. Mit der Asiatischen Hornisse gibt es einen weiteren Grund auch für ideell orientierte Imker, nur starke Völker zu halten und sich von Schwächlingen zu trennen. Dies mindert auch die Wahrscheinlichkeit für Räuberei.
II) Maßnahmen an der Beute
Maßnahmen an der Beute dienen dazu:
a) Eine Anflugzone für startende und heimkommende Bienen zu schaffen, die nicht durch jagende Vespa Velutina besetzt ist. Hierzu gibt es sog. Maulkörbe. Bauanleitungen hierzu finden sich Internet, der Imkereifachhandel bietet solche an.
b) Ein Eindringen von Vespa Velutina in die Beute zu verhindern, wenn die Bienen schon in der Wintertraube hängen und das Flugloch weniger bewachen. Das gelingt durch vorgesetzte Gitter oder spezielle Fluglochkeile, die im Grundsatz eine Fluglocheinengung darstellen. Die Schutzmaßnahmen sind ähnlich denen gegen eindringende Mäuse und gegen Räuberei. (Pohl S. 158 „Eindringlinge“, Bruder Adam S. 92 „Verteidigungssinn“)
Abb. 1: Einige von den Imkereibedarfsfirmen angebotene Hilfsmittel zur Fluglocheinengung. Einige sind umbenannte Mäusegitter und zu groß. Andere streifen den Pollen an. Das grüne Nicot Gitter (eigentlich ein Mäuseschutz) funktioniert bei großen Velutina, kleine kommen allerdings nachweislich hindurch. Der blaue Fluglocheinsatz (unten) ist eine Fluglocheinengung zur Erstellung eines Fluglochkeils und eine Neuentwicklung von clabremo, derzeit im Test und wird auf der eurobee 2025 vorgestellt.
III) Maßnahmen im Flugbereich vor der Beuten
Vespa velutina zeigt ein spezifisches Jagdverhalten, das sich z.B. von dem der Vespa crabro (Europäische Hornisse) unterscheidet. Gerne hat Vespa velutina ein freies Flugfeld. Reihenaufstellung von Bienenstöcken und freie Fluglöcher kommen ihr entgegen. Maßnahmen im Flugbereich zielen darauf ab, das Jagdverhalten zu stören und dadurch den Jagderfolg deutlich zu senken. Laut Erfahrungsberichten gelingt dies mit einem Pflanzen-Bewuchs vor und zwischen den Beuten. Ebenso können störende Netze oder sog. Harfen (die zumindest technisch zugleich als Lebend-Hornissenfallen dienen können) eingesetzt werden.
IV) Reduktion des Beflugs durch Vespa velutina
Diese Maßnahmen reduzieren die möglich Anzahl der Vespa velutina, die den Bienenstock aufsuchen können. Die Reduktion erfolgt durch Identifizierung und Entfernung der Nester in der Umgebung des Bienenstandes.
Ist dies nicht möglich, sollte der Bienenstand an einen anderen Ort verlegt werden.
Vespa velutina erkennen: Vespa velutina lauert häufig am Bienenflugloch und fängt die Bienen im Flug. Eine Beobachtung und das Finden von Nestern kann mit Locktöpfen und Triangulation erfolgen
Vespa velutina am Bienenstand manuell jagen: Erprobte Taktiken wie das gezielte Entfernen einzelner Hornissen mit Schlägern wurden von Imkern in betroffenen Regionen angewandt; dies erfordert Übung und Schutzmaßnahmen, ist aber kein Ersatz für systematische Maßnahmen (Kreisimkerverband Krefeld Viersen).
Vespa velutina Nester entfernen: Gefundene Nester sind den zuständigen Behörden oder Meldeplattformen zu melden; viele Regionen haben koordinierte Aktionspläne und geschulte Nestentferner. Die sichere Entfernung von Nestern sollte durch geschulte Menschen erfolgen; fachgerechte Ausrüstung und Vorgehensweisen minimieren Risiken für den Nestentfernter und z.B. Passanten im Umfeld der Entfernung..
Eigene Entfernung durch Ungeübte: Unzureichend geschulte Personen sollten keine Nester entfernen und stattdessen Kontakt zu Nestentfernern herstellen.
Anhang
Glossar
Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax)
Systematik:
- Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
- Familie: Faltenwespen (Vespidae)
- Gattung: Vespa
- Art: Vespa velutina
- Unterart in Europa: Vespa velutina nigrithorax
Merkmale
- Größe: Arbeiterinnen bis ca. 24 mm, Königinnen bis ca. 30 mm.
- Färbung: Schwarze Brust, überwiegend dunkler Hinterleib mit schmalen gelb-orangen Binden; Endsegment gelb-orange gefärbt. Beine schwarz mit gelben Enden („Gelbfuß-Hornisse“).
- Abgrenzung zur Europäischen Hornisse (Vespa crabro):** Diese ist größer, rotbraun gefärbt an Kopf und Brust, mit gelbem Hinterleib und schwarzen Binden.
- Flugaktivität: Tagaktiv, im Gegensatz zur Europäischen Hornisse nicht nachtaktiv.
Sie ist ein geschickter Flieger und kann „in der Luft stehen“ wie eine Libelle. Bei Attacken auf Honigbienen wird beobachtet, dass die Angriffe oft fehlschlagen.
Verbreitung
- Ursprung: Süd- und Südostasien (Afghanistan bis Indonesien).
- Einschleppung nach Europa: Vermutlich 2004 über den Seeweg nach Frankreich (Bordeaux).
- Ausbreitung: Heute in weiten Teilen Westeuropas verbreitet (u. a. Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Niederlande, England, Schweiz).
- Deutschland: Erstnachweis 2014 in Baden-Württemberg; seither Nachweise in mehreren Bundesländern, u. a. Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg, Saarland, NRW, Berlin, Niedersachsen, Bayern.
Lebensweise
- Nestbau:
- Frühjahr: Jungkönigin baut ein kleines Gründungsnest (oft bodennah, z. B. in Hecken oder unter Dächern).
- Später: Ausbau zu großen, meist hoch in Bäumen hängenden Sekundärnestern.
- Ernährung:
- Allesfresser, Schwerpunkt auf Insektenfang zur Brutversorgung.
- In urbanen Gebieten bis zu 66 % Honigbienenanteil in der Jagdbeute (ungesicherte Schätzung). Berichte, dass Vespa Velutina in starke, gesunde Bienenvölker eindringt, entbehren i.d.R. des Nachweises oder entziehen sich der Überprüfung durch den BSV.
- Weitere Beutetiere: andere Hautflügler, Zweiflügler, Käfer, Schmetterlinge.
- Jahreszyklus: Kolonie stirbt im Spätherbst ab; nur begattete Jungköniginnen überwintern.
Ökologische Bedeutung und Gefährdungspotenzial
- Invasive Art: Man nimmt an, dass sie Bestände auch von Wildbienen lokal dezimieren kann.
- Bestäubungsleistung: Studien zeigen Rückgang der Bestäuberaktivität an bestimmten Pflanzenarten in Gebieten mit hoher V. velutina-Dichte.
- Konkurrenz: Potenzielle Verdrängung heimischer Hornissenarten denkbar, aber Auswirkungen auf Ökosysteme noch nicht abschließend erforscht.
Bedeutung für den Menschen
- Stiche: Vergleichbar mit heimischen Hornissen; Imkerkollegen berichten, dass Hornissen-Stiche nicht „schlimmer“ sind als Bienen-Stiche.
- Bekämpfung: In Deutschland nicht geschützt; Nester sollten von geschultem Personal entfernt werden.
Quellen und Links zum Weiterlesen
Boecking, Otto (2021) Biologie der asiatischen Hornisse
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und … :(Aktionsplan Vespa velutina, Lagebewertung, Regionalstrategie) https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/bienen/dateien/aktionsplan_vespa_velutina_20.08.2025.pdf
Bruder Adam (2019 ) Meine Betriebsweise. Stuttgart. 8. Auflage.
Deutscher Imkerbúnd e.V.: Management- und Maßnahmenblatt (Kommentare und Empfehlungen) https://deutscherimkerbund.de/kommentierung-des-management-und-massnahmenblatts-zu-vo-eu-nr-1143-2014-durch-den-d-i-b/
Diaz, Adriana, Grünewald, Sophie, Proková, Helena, Wimmer, Wolfgang (2022): Technischer Leitfaden zur Überwachung, Kontrolle und Prävention der invasiven asiatischen Hornisse Vespa velutina in Europa https://www.imker.ag/wp-content/uploads/2023/08/DE_GUIDE_BOOK_VESPA_VELUTINA.pdf
Kreisimkerverband Krefeld Viersen (KIVKV)(o.J.): Empfehlungen für Imker (Hilfestellung, Erfahrungen aus Frankreich) https://kivkv.de/wp-content/uploads/Hilfestellung-Vespa-velutina.pdf
Oberösterreichischer Landesverband, Informationsseite „Das sollte ich als Imkerin oder Imker über Vespa velutina wissen“ https://bzv-ooe.at/das-sollte-ich-als-imkerin-oder-imker-ueber-die-vespa-velutina-wissen/
Pohl, Friedrich(2019): Handbuch Bienenkrankheiten. Stuttgart
ehrenamtliches Gemeinschaftsprojekt gegen die Ausbreitung der Vespa velutina, Velutina Army Webseite https://velutina-army.de/willkommen-auf-velutina-army-de/
Bilder zur Vespa Velutina auf brell.de: https://cbrell.de/blog/vespa-velutina-bilder/
Autor und Lizenz
Prof. Dr. Claus Brell
Bienensachverständiger NRW
Obmann für neue imkerliche Betriebsweisen im Kreisverband Viersen
aktuelle Projekte: Biene40,Steel4Bees
CC BY
Inhalte des Beitrages können Sie entsprechen der Lizenz verwenden. Unter dieser Lizenz veröffentlichte Werke darf jedermann für private, gewerbliche und sonstige Zwecke nutzen verändern und auch neu ohne CC-Lizenz vermarkten. Als Urheber mache ich keine Rechte geltend. Über eine namentliche Nennung würde ich mich freuen.