Marshall Bassamp Hack für draußen

Das Bild zeigt den umgebauten Marshall Kofferverstärker und einen Ibanez Micrtoscale Bass

Der kleine Marshall E-Bass Kofferverstärker hat lange Jahre gute Dienste geleistet – zuhause und auch im Probenraum. Die Feuchtigkeit hat den Kondensatoren jedoch nicht gut getan. Aber der Speaker – vermutlich ein Jensen – klingt noch gut und ist zu schade zum Entsorgen. Mit einem kleinen Elektronik-Hack bekommt der Marshall-Bassamp noch ein zweites Leben: als Outdoor-Verstärker.
Gitarristen und Schlagzeuger haben es leicht, im Park zu Jammen, sie nehmen halt die Akustik-Klampfe und ein Cachon mit. Der Ebassist braucht kräftige Elektrik. Mit einem 12 Volt Motorrad-Akku, einer billigen Digitalendstufe und einem kleinen selbstgelöteten Impedanzwandler wird der Marshall unabhängig von der Steckdose.

Ein Umbau-Bericht in Bildern.

Das Titelbild zeigt den fertigen Outdoor-Amp und einen gut tragbaren Microscale Ebass.

Erste Erstellung 08.07.2025
Komponenten 10.07.2025

Bilder Marshall Bassamp Hack

Abb.: Dort, wo die vorige Elektronik des Marshall MB15 saß, wird nun der neue Verstärker eingebaut. Alle Teile sind aus dem 3D-Drucker, wegen des begrenzten Druckraums ist die Frontplatte geteilt. Rechts ist der Einschalter und eine kleine Spannungsanzeige zur Kontrolle des Ladezustands zu sehen.

Abb.: Die neue Elektronik von oben. größtes Bauteil ist der Motorradakku (eigentlich ein AGM-USV-Akku, der sowohl liegend als auch stehend eingebaut werden kann.) Ein Bleiakku ist robust und verzeiht auch eine ruppige Behandlung. Alle Komponene sind mit 3D-Druck-Halterungen auf einer 4mm Pappelsperrholzplatte fixiert. Das ganze Konstrukt wird an die Stelle eingeschoben, an der der alte Verstärker saß.

Abb.: Der Impedanzwandler bzw. Vorverstärker. Es wird ein halber TL072 verwendet, Das IC ist rauscharm und kommt in viele Verstärkern, z.B. auch im Orange Gitarrencombo Crusch 20, zum Einsatz. Die Verstärkung ist nur etwa dreifach, wichtig ist die hohe Eingangsimpedanz von 10MOhm. Damit entfaltet die Klangregelung am Bass eine eine ungeahnt große Wirkung, Die Pickups gewinnen deutlich an Höhen. Links sind zwei Schalter, der eine schaltet zwischen dreifacher und zehnfacher Verstärkung der Eingangsstufe, der andere hebt die Höhen ab 1200 Hz um 20 db an. Dadurch dengelt auch ein Bass mit Flatwound Seiten sehr ordentlich, einen angeschlossene Gitarre bekommt den typischen Strat-Twang. Das Poti dient zur Lautstärkeanpassung an die Endstufe.

Abb.: Blick auf die Endstufe. Sie ist robust, in China gefertigt, rauscht nicht, bringt schon mit 12 Volt an 8 Ohm eine Über-Zimmer-Lautstärke. Parallel zum Lautsprecher ist noch eine Klinkenbuchse eingelötet, so dass einfach ein Hochtöner oder eine zweite „erwachsene“ Box mit 8 Ohm angeschlossen werden kann.

Abb.: Die Endstufe von Nahem. Sie bringt praktische Schraubterminals mit. Die Befestigung an der 3D-Druck-Schale erfolgt einfach mit Kabelbindern.

Abb.: Geladen wird der Akku mit einem einfachen Auto-Ladereät vom Discounter. Sobald die Anzeige unter 12 Volt anzeigt, sollte man übers Aufladen nachdenken.

Komponenten

Endstufe:
DollaTek DC 12V-24V TPA3116 D2 100W Mono Kanal Digital Audio Endverstärker https://www.amazon.de/dp/B07DKBGXVP

 

Vorüberlegungen zum Eingangsverstärker – Entwicklungsstufen

Entwicklungsstufe 1: Nur Impedanzwandler:

Eine deutliche Klangverbesserung und Lautstärkeerhöhung bei Endstufen und „Brüllwürfeln“ mit vergleichsweise geringer Eingangsipedanz lässt sich mit einem einfachen Impedanzwandler erreichen. Die Schaltung eignet sich auch als „Zwischenstand“, um die grundsätzliche Funktionsfähigkeit auszuprobieren und als „DI“ bezeichnete Schaltung für Aufnahmen, bei der man zwecks späterer digitaler Weiterverarbeitung den unverfälschten Klang des Instrumentes haben möchte.

Es befindet sich nur ein einziger Kondensator im einen Nebenzweig des Tonsignals. Werden qualitativ hochwertige Metallschichtwiderstände und keine Kohleschichtwiderstände eingesetzt, erhält man so eine quasi rauschfreie und robuste Schaltung, die mit allen Pickups und Eingangsspannungspegeln klarkommt. Die untere Grenzfrequenz ist 0 Hz, die obere weit über 100 kHz. Es ist anzunehmen, dass die Schaltung durch die Gleichstromkopplung nicht mit dem sogenannten „groundlift“ von hochwertigen Studiomischern zurechtkommt. Beim groundlift wird zur Brummunterdrückung die Gehäüsemasse von der Leitungsmasse getrennt (https://en.wikipedia.org/wiki/Ground_lift, https://www.analog-forum.de/wbboard/index.php?thread/147778-ground-lift-schalter/). Das wurde nicht getestet, für diesen Anwendungszweck muss man der Schaltung evtl. einen (Folien-) Ausgangskondensator ab 1,5 Mikrofarad spendieren.

Entwicklungsstufe 2: Klanggebende Elemente: 

Twang: Ein Kondensator parallel zum Eingang bildet mit dem Pickups einen Schwingkreis und zeigt eine Resonanzüberhöhung im Mittelbereich. Klang geht in Richtung Fender Stratocaster. Weniger gut ist das geeignet, wenn der Bass in Zusammenhang mit einer massiver Gitarrenwand gespielt wird. Bei zurückhaltenden E-Gitarren oder Akkustikgitarren kommt so ein Bass-Solospiel gut zur Geltung.

Dängel: eine insbesondere bei härteren Gangarten (Metal) beliebte Anhebung der Höhen ab 1200 Hz. In Verbindung mit ungeschliffenen Saiten (Round Wound), insbesondre stainless steel, bietet das den Sound, um sich auch ohne infernalische Lautstärken gegen eine Gitarrenwand durchsetzen zu können. „Clacky“ Techniken, bei denen die Saite beim Spielen auf das Griffbrett geschlagen wird, kommen besonderes zur Geltung, auch bei Nickel-plated Saiten. Diese Anhebung braucht bei mir zukünftig keinen Schalter, ich verwende sie immer. Bewährt hat sich die Schaltung auch in Verbindung mit Ernie Ball Kobalt-Saiten (geschliffen). Durch den Kobaltanteil sind diese Saiten erstaunlich brilliant und reduzieren durch den Schliff Finger- und Sliding-Nebengeräusche.

Zerr: ein sanfter asymmetrische Overdrive bietet recht unaufdringlich mehr Sustain und einen knurrigen Bass. Zu. Einsatz kommen wie üblich parallel und gegeneinander geschaltete Dioden im Gegenkoppligszweig. Das Ausmaß der Begrenzung wird jedoch durch in Reihe geschaltete, unterschiedliche Widerstände asymmetrisch gemildert. Die Asymmetrie kommt einem Röhrenklang näher.

Muff: Ein RC-Glied schneidet die Höhen mit 6db/Oktave ab 5000 Hz ab. Das lässt den Bass inkl. aller vorigen Effekte etwas weicher klingen. Ich selber verwende das RC Glied nicht bei meinem 12 Zoll Eminence Lautsprecher, aber gerne bei Visaton Breitbändern oder einem Marshall 8 Zoll Gitarrenlautsprecher. UPDATE 15.08.2025: Der Kondensator am Ausgang verträgt sich nicht mit einem dahinter geschalteten Kompressor Ibanez CL9. Das Gesamtsystem zeigt dann Aussetzer. Woran das genau liegt, muss ich noch untersuchen.

Bei der oben gezeigten Mobilen Variante kommt nur „Dängel“ als Klangbeeinflussung zum Einsatz

 

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