Königin verjüngen, Varroalast senken, Schwarmlust mindern – Konzept drei in eins

Titelbild, das Königin verjüngen, Varroalast mindern, Schwarmes senken symbolisiert

Königin verjüngen, Varroalast senken, Schwarmlust mindern – in vier einfachen  Schritten werden in einem Arbeitsablauf gleich drei imkerliche Ziele verfolgt. Das Konzept – mit mehreren BSV-Kollegen im Vorfeld diskutiert – wird in 2025 erstmals an drei Alt-Völkern erprobt. Das Konzept ist auch Teil der Betriebsweise für „Erlebnisorientiert Imkern in Mini Plus“.

Ersterstellung  07.07.2025
Update 15.08.2025

Ziel

Ein Altvolk ersetzt seine Königin  durch eine junge selbsttätig. Zusammen mit einem aus dem gleichen Altvolk vier Wochen vorher gebildeten Ableger stünden zwei junge Königinnen zur Auswahl, von denen man im Herbst (oder im darauffolgenden Frühjahr) die „schönere“ aussucht. 

Drei und mehr Vorteile

Die Ablegerbildung vermindert die Schwarmlust, die Entnahme der alten Königin vereitelt sie. Durch die Brutunterbrechung wird die Varroalast gesenkt (****), man könnte auch behandeln. Und: Zum Schluss hat man nicht mehr Völker als vorher.  Macht man das jedes Jahr, hat man immer eine junge Königin im Volk. Es fände weiterhin und als vierter Punkt eine rudimentäre Auslese statt (Basiszucht).

Das Prozedere sollte anfängertauglich sein.

Voraussetzung

starkes, gesundes Volk.

Vier Schritte im Zeitplan / Ablauf

  1. Ab Ende April bzw. nach der Apfelblüte: Vorbereitende Bildung eines Ablegers je Altvolk.
  2. Etwa eine Woche vor Sommersonnenwende (so ab 15. Juni) UND laufender Lindenblüte UND bei Vorhandensein von Brut jeden Alters sowie Stifte: Entnahme der Königin aus dem Altvolk(*).
  3. Die Altvolk-Bienen ziehen sich eine neue(**). Es folgt eine Brutunterbrechung. Nach 30 Tagen kann man mit Eilage der neuen Königin im Ex-Wirtschaftsvolk rechnen
  4. Danach können Königinnen im Ableger und Altvolk hinsichtlich der gewünschten Eigenschaften bewertet werden und man entscheidet, welche der beiden Königinnen man behalten will.(***)

Test und Durchführung im Sommer 2025

Völkerverdopplung

Mit drei Völkern (zwei Buckfast Promenadenmischungen, eine Carnica F1) wurde das Konzept überprüft. Die Ableger wurden im April 2025 erzeugt.Von einem Buckfast-Volk wurden zwei Ableger gezogen, einer im frühen April, einer Ende April. Die Buckfast Ableger sind Anfang Juli  alle annähernd gleich stark und brüten fleißig. Die Ableger der Buckfast-Völker sitzen auf zwei Zargen Mini Plus-Styro, der Carnica-Ableger kam mit zwei Zargen = 12 Rähmchen nicht aus ud wurde auf 3 Zargen geführt. Allerdings war zu beobachten, dass ab Mitte Juli die Carnica-Königin nur noch die oberen beiden Zargen gestiftete und die untere Zarge von den Bienen in Folge nicht mehr belegt wurde.

Mitte Juli (aus Zeitgründen deutlich (drei Wochen) später als geplant) wurden die drei Muttervölker von ihren Königinnen befreit und ab dann viereinhalb Wochen sich selbst überlassen. Die beiden Buckfast-Völker haben Königinnen nachgezogen. Ein Buckfast-Volk steht an einem Stand, dessen Umgebung von Buckfast-Drohnen dominiert wird. Dieses Volk hat eine ausgesprochen große, trotzdem flinke junge Königin. Das andere Buckfast-Volk steht in einer Gegend, in der viele überzeugte Carnica-Imker sitzen. Die Königin stiftet und das Volk funktioniert, allerdings habe ich die Königin bis 15.08.2025 noch nicht gefunden.

Über Ende Juli / Anfang August wurde an beiden Stränden das Futter etwas knapp. Die Buckfast-Völker haben sich davon wenig beeindrucken lassen, in den Carnica-Völkern sind Stand 15.08.2025 keine Stifte.

Bewertung der Völker

Zum 08.08.2025 wurde mt der Bewertung der Völker begonnen. Die Kriterien sind: Verhalten des Volks beim Öffnen und Bearbeiten, Aussehen des Brutnests, Lagerung des Futter.

Der erste Test erfolgt durch öffnen den Volks ohne Rauchgabe

Zum 15.08.2025 sind alle Völker beim Öffnen ruhig, nur wenige Bienen fliegen auf. Beim Wabenziehen sitzen die Bienen auf den Waben.

Erst ab dann wird etwas Rauch gegeben.

Es ist geplant, in der ersten Septemberwoche zu einer Entscheidung zu kommen und dann die Völker geeignet zusammenzulegen.

 

Anmerkungen

(*) Es gibt Literaturstellen, die sagen, dass der Nektar-Eintrag auch bei Weisellosigkeit erst einmal nicht sinkt und sogar steigen kann.

(**) In dieser Form ausschließlich für Standvermehrung geeignet.

(***) Basiszucht light, dafür ist die Entscheidungsfindung paarweise zwischen zwei Königinnen einfach. Zur Entscheidung: Ich überlege mir eine Bewertungsschema (bei mir steht Friedlichkeit oben auf der Agenda.) Mit meiner Checkliste gehe ich 4 Mal an den Stand und vergleiche jeweils paarweise die beiden Töchter. Gewinnt die Königin im Altvolk, muss die Königin im Ableger weichen, der Ableger wird über Zeitung aufgesetzt oder sonst wie vereinigt. Gewinnt die Königin im Ableger, muss die Königin im Altvolk weichen und der Ableger wird aufgesetzt. Will ich keine Entscheidung treffen, setze ich auf und überlasse das dem Spiel der Kräfte – der Punkt Basiszucht entfällt dann. Folge ich Patrizia Beinert, tue ich das erst nach der Auswinterung. Ich würde schon Herbst bevorzugen, da ich ein Volk weniger durch den Winter bringen muss.

(****) Zur Schwarmlust: Dieses Jahr habe ich das dritte Jahr in Folge ausprobiert: massiver Eiweißentzung durch 1-2 Drohnenrahmen und Entnahme von 3-6 Arbeiterinnenrahmen für Ableger. Die Bienen müssen viel bauen, sie bekommen nur Vertikalstreifen. Sie werden eng geführt (nach Guido Eich) und haben im Brutraum keine geschlossene Futterkappe, sie lassen einen Halbmond im Honigraum frei, wo die Königin nie hinkommt – außer bei Unfall. Die Bienen sollen der Meinung sein „wir sind nich nicht fertig“ … Das hat genügt. Bei einer Carnica musste ich mal Weiselzellen zerstören, die Buckfast legen so erst gar keine an.

Abbildungen

 

Wenige Tage nach Entfernen der Königin erstellen die Bienen aus jüngster Brut zahlreiche Nachschaffungszellen

Abb.: Wenige Tage nach Entnahme der Königin aus dem Altvolk haben die Bienen zahlreiche Nachschaffungszellen angelegt. Sie sind überall auf den Waben zu finden – wo gerade junge Brut war. Die Position hier -am Rand – ist eher typisch für Schwarmzellen, aber es gibt auch Weiselzellen mitten auf den Waben.

 

Nach Entnahme der Königin läuft die Brut langsam aus. Es gibt mehr leer Zellen.

Abb.: Die Brut läuft nun langsam aus. Da keine Königin zum Stiften da ist, sehen sich die Pflegebienen vermehrt leeren Zellen gegenüber. Nun ist auch wichtig, dass die Bienen noch Platz im Honigraum haben, sonst könnten sie das ehemalige und zukünftige Brutnest verhonigen.

Bild zeigt: Eine geöffnete Nachschaffungszelle im weisellos gemachten Altvolk. Wenn das Wetter mitspielt und kein Missgeschick geschieht, sollte das Volk bald wieder eine legende Königin haben.

Abb.: Eine geöffnete Nachschaffungszelle im weisellos gemachten Altvolk. Wenn das Wetter mitspielt und kein Missgeschick geschieht, sollte das Volk bald wieder eine legende Königin haben.

Bild zeigt: Die Nachschaffungszelle in der Nahansicht. Sauber ist das Deckelchen aufgetrennt und hängt an einer Stelle noch an der Zelle.

Abb.:  Die Nachschaffungszelle in der Nahansicht. Sauber ist das Deckelchen aufgetrennt und hängt an einer Stelle noch an der Zelle.

Bild zeigt: Seitlich aufgefressene Weiselzellen. Aus diesen sind wohl keine lebenden Jungköniginnen gschlüpft.

Abb.: Seitlich aufgefressene Weiselzellen. Aus diesen sind wohl keine lebenden Jungköniginnen gschlüpft.

Eine Königin, die nicht weiter als Stockmutter vorgesehen wird, hier schonend in Alkohol untergetaucht.

Abb.: Eine wenig angenehme, aber im Rahmen der Basiszucht unabdingbare Tätigkeit ist die Auswahl der geeigneten Königin – und damit das Entfernen der weniger geeigneten Königin, die nicht weiter Stockmutter sein soll. Ethische Überlegungen sind hier durchaus sinnvoll, da immerhin die Entscheidung über den Fortbestand eines Tieres getroffen wird. In der Triage wiegt das Wohlergehen des gesamten Volkes schwerer. Ein Königin, die nicht von Ammenbeinen gepflegt wird, ist  dem Untergang geweiht, wer nicht gut „abdrücken“ kann, kommt vielleicht mit dieser Methode besser klar: Die Königin wird mit dem Fangklipp in 100% Alkohol eingetaucht. So dauert es nur Bruchteile von Sekunden, bis sie nichts mehr spürt.Da die Königin so nicht verletzt wird, kann sie zu Schulungszwecken noch weiter verwendet werden und ist gleich desinfiziert.

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Anhang

Glossar

 

Quellen und Links

Autor und Lizenz

Prof. Dr. Claus Brell

Bienensachverständiger NRW

Obmann für neue imkerliche Betriebsweisen im Kreisverband Viersen

aktuelle Projekte:  Biene40,Steel4Bees

CC BY 
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Making of …

Bei der Erstellung des Titelbildes schlug Microsoft Copilot vor, eine Geschichte zum Bild des Klapperstorchs mit der Königin zu erzählen. Das Ergebnis möchte ich nicht vorenthalten:

Anmut auf Flügeln: Die Reise der jungen Bienenkönigin

1. Die Ankunft im Morgengrauen

Der Klapperstorch schwebt lautlos über endlose Wiesen, während die ersten Sonnenstrahlen den Tau in Diamanten verwandeln. In seinem Schnabel hält er behutsam eine kleine, mit zartem Schleier umhüllte Kiste. Darin ruht eine junge Bienenkönigin, ihre Flügel noch feucht und glänzend wie frisch gegossenes Gold.

2. Ein besonderer Empfang

Unten im Tal hat sich ein reger Empfang formiert: Hunderte von Arbeiterbienen tanzen in perfekten Achterlinien, ihre Flügel summen wie ein Chor. Als der Storch landet, schweigt das Summen und weicht ehrfürchtigem Staunen. Die Königin wird von einer ehrenvollen Patin abgeholt, die sie sanft auf einen Blütenkelch setzt.

3. Der erste Flug

Nachdem sie ihre Schwestern begrüßt hat, breitet die junge Königin die Flügel aus. Ihr erster Flug führt sie hoch über die Wiesen, vorbei an Kornfeldern und kleinen Teichen. Unter ihr entdecken die Bienen endlich ihr neues Zuhause: eine hohle Eiche, in deren Rinde sich eine goldene Pforte verbirgt.

4. Ein neues Reich erwacht

In der Eiche öffnet sich ein Bienenstaat voller Summen und emsiger Arbeit. Die Arbeiterinnen bereiten Wabenzellen vor, Polsternüssen und Pollen füllen die Luft mit süßem Duft. Die Königin nimmt Platz in der höchsten Kammer, und sogleich pulsiert ein neues Leben durch den Stock. Ein Königreich aus Honig und Harmonie beginnt zu blühen.

 

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