Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina – Bienenschutz

Titelbild Flugloch-Einengung gegen Vespa velutina

Imker befürchten, dass die invasive asiatische Hornisse (Vespa velutina) durch das Flugloch in die Bienenstöcke eindringt und im besten  Falle Honig, eher aber Bienen und Brut raubt. Daher wird hier als Bienenschutz eine Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina vorgeschlagen, die das Eindringen verhindert.

Erste Erstellung 05.10.2025
UPDATE 06.10.2025 Montageskizze

Wie funktioniert die Flugloch-Einengung gegen Vespa velutina?

Das Flugloch wird auf eine Breite von 30mm und eine Höhe von exakt 5,2mm begrenzt. Damit können Bienen und die Königin noch hinein und hinaus, Vespa Velutina aber passt nicht mehr hindurch. Die Flugloch-Einengung verhindert also nicht das Jagen vor dem Bienenstock, verhindert aber das Eindringen von Vespa velutina in den Bienenstock.

Zugleich erleichtert die Flugloch-Einengung den Bienen die Verteidigung ihres Stocks gegen z.B. Wespen und Räuberei. Auch stellt die Flugloch-Einengung einen Schutz gegen Mäuse im Bienenstock dar.

Wie ist die Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina aufgebaut?

Die Flugloch-Einengung besteht aus einem Kunststoffblock mit einer Durchgangs-Aussparung von 30mm mal 5,2mm und zwei gelochten „Ohren“, um sie an Holz-Quadratstäbe 20mm x 20 mm oder an einer Ecke des Fluglochs festzuschrauben. Für die Schrauben sind gesenkte Löcher von 4mm Durchmesser angebracht. Verwendet werden 25mm lange Senkkopf-Schrauben („Spanplatten-Schrauben“) von 4mm Durchmesser verwendet. Wenn man die Quadratstäbe nicht vorbohren möchte, funktionieren auch Schrauben mit 3mm Durchmesser.

Die Kanten rund um die Durchgangs-Aussparung sind abgeschrägt. Dadurch können die Bienen einfacher hinein krabbeln. Insbesondere die Bienen, die gerne an der Beuten-Front landen und dann kopfüber ins Flugloch krabbeln, profitieren von der Abschrägung.

Die Flugloch-Einengung ist zweifarbig. Die Grundfarbe ist hellblau, eine Farbe, die von Bienen grundsätzlich bevorzugt wird. Die Frontfläche ist schwarz oder sie ist fluoreszierend. Die schwarze Frontfläche ist etwas wärmer bei Sonnenbestrahlung und hat damit eine zusätzliche Signalwirkung auf die Bienen – die Bienen finden das Flugloch leichter. Die fluoreszierende Frontfläche erleichtert dem Imker die Beobachtung der Bienen aus größerem Abstand und Dämmerung.

Vorteile gegenüber anderen Methoden der Flugloch-Einengung

Mäusegitter: Mäusegitter haben eine etwas größere lichte Weite und lassen ggf. Vespa velutina durch.

Lochbleche: Lochbleche behindern den Polleneintrag. Es wurde beobachtet, dass Bienen den Pollen beim Eintreten in die Beute abstreifen. 

Streifen von Absperrgitter: Lassen die Königin nicht durch – das kann bei Ablegern im späten Frühjahr, die noch keine begattete Königin haben, problematisch werden. Zudem ist die Breite nicht eingeengt und die Bienen können den Eingang schlechter verteidigen (z.B. gegen Wespen oder gegen Räuberbienen).

Streifen von Drohnensperrgitter: Die Breite ist nicht eingeengt und die Bienen können den Eingang schlechter verteidigen (z.B. gegen Wespen oder gegen Räuberbienen).

Wie und wo wird die Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina montiert?

Die Flugloch-Einengung kann an beliebiger Stelle des Fluglochs angebracht werden. Dazu baut man sich mit Hilfe eines Quadratstabes einen Fluglochkeil, den man in das Flugloch einlegt.

Andere Ideen, die von Imkerkollegen geäußert wurden, sind

Montage der Flugloch-Einengung an einer Ecke des Fluglochs, dann mit Schaumstoffstreifen den Rest des Fluglochs verschließen.

Montage der Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina

Benötigte Materialien

1 Flugloch-Einengung aus Kunststoff

2 Senkkopf-Schrauben (20mm – 25mm lang, 4mm oder 3mm Durchmesser)

1 Holz-Quadrat-Stab 20mm x 20 mm, etwa so lang wie das Flugloch breit ist

Benötigte Werkzeuge

Schraubendreher

Puk-Säge oder Eisensäge

Bohrmaschine zu Vorbohren (nur 4mm Schrauben)

Etwas Schleifpapier 80er Körnung

Vorgehen

  1. Ablängen des Quadratstabes. Zunächst wird der Quadratstab auf die geeignete Länge gekürzt. Dazu wird die Breite des Fluglochs gemessen (z.B. 38,0 cm bei Zander).
    Soll die Flugloch-Einengung in die Mitte, so werden zwei Holzstücke benötigt. Jedes Stück ist z.B. (38,0 – 4,5)/2-0,1= 16,6cm lang. Dabei ist ein Puffer on 1mm eingerechnet.
    Soll die Flugloch-Einengung an eine Seite, so wird nur ein Holzstück benötigt. Das Stück ist z.B. (38,0 – 4,5-0,2=33,2cm lang.
  2. Vorbohren. Vorbohren ist nur bei Verwendung von 4mm Schrauben erforderlich. Die Flugloch-Einengung wird als Bohr-Schablone verwendet. Flugloch-Einengung und Quadratleiste werden auf einer Tischkante so zusammengehalten, dass die Durchgangs-Aussparung plan und in einer Flucht mit der Quadratleiste aufliegt.
  3. Verschrauben. Die Schrauben werden eingedreht. Dabei darf achten, dass die Durchgangs-Aussparung n einer Flucht mit der Quadratleiste liegt, damit später die 5,2mm Höhe exakt eigehalten werden. Flugloch-Einengung und Quadaratstab (-stäbe) bilden zusammen einen Einengung-Fluglochkeil.
  4. Einsetzen des gesamten Konstruktes, des Einengung-Fluglochkeils, in das Flugloch.

Das Kind zeigt die Konstruktion der Flugloch-Einengung gegen Vespa-Velutina und gibt Hinweise zur Montage des gesamten Flugloch-Keils

Abb. 1: Skizze zum Aufbau und zur Montage der Flugloch-Einengung. Es wird empfohlen, das Bild auszudrucken und mit in die Werkstatt zu nehmen. Es bedeuten: Darstellung der Flugloch-Einengung: A) Perspektivische Ansicht der Flugloch-Einengung, (B) Ansicht der Flugloch-Einengung von unten (C) Front-Ansicht der Flugloch-Einengung, Konstruktionshinweise: (1) „Ohren“ für die Montage der Fluglocheinengung an den Quadratleisten (2) Bohrungslöcher, gesenkt (3) Durchlassöffnung für Bienen (4) Kantenabschrägung Montageskizzen für den gesamten Fluglochkeil: (I) Flugloch-Einengung (II) Schrauben (III) Quadratleisten

Hinweise

Sollte es im späten Herbst noch schöne Tage mit sehr viel Bienenflug geben, so kann man einfach die Fluglocheinengung tagsüber herausnehmen und so den Bienen den Einflug erleichtern.

Sollte das Flugloch deutlich höher sein als 20mm (so gesehen an einer Zander Beute einer Imkerkollegin mit einer Fluglochhöhe von 27mm), so kann der Spalt oberhalb der Flugloch-Einengung mit einer zusätzlichen Rechteck-Leiste von 20mm x 5mm oder mit einem schmalen Streifen von einer alten Iso-Matte geschlossen werden.

Tests

Die Flugloch-Einengung wird derzeit (Oktober 2025) in mehreren Imkervereinen getestet.

Wie kommt man dran?

Die Flugloch-Einengung soll noch vor Weihnachten 2025 von clabremo GmbH in den Markt gebracht werden.

Bilder zur Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina

Abb. 1: Flugloch-Einengung gegen Vespa Velutina Test in Dadant 12er, Willich, bei Krefelder Imker Christoph Grund

Abb. 2: Montage und Produktion: Kleinserie für die ersten Tests im 3D-Drucker

Abb. 3: Test in einem Mini Plus Überwinterungssystem, Willich, Versuchs-Volk von Claus Brell. Die kleine Kiste auf dem Deckel ist ein Sender für die Temperaturüberwachung einer Brutwabe.

Abb. 4: Test Einbau in einen Mini Plus Ableger in Viersen

Abb. 5: Nachtaufnahme mit Rotlicht. Die Bienen halten auch im Dunkeln Wache am Flugloch – niemand darf hinein.

Abb. 6:Test  Einbau in Zander bei Krefelder Imkerin Petra Jacobs.

 

Anhang

Glossar

Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax)

Systematik:

  • Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
  • Familie: Faltenwespen (Vespidae)
  • Gattung: Vespa
  • Art: Vespa velutina
  • Unterart in Europa: Vespa velutina nigrithorax

Merkmale

  • Größe: Arbeiterinnen bis ca. 24 mm, Königinnen bis ca. 30 mm.
  • Färbung: Schwarze Brust, überwiegend dunkler Hinterleib mit schmalen gelb-orangen Binden; Endsegment gelb-orange gefärbt. Beine schwarz mit gelben Enden („Gelbfuß-Hornisse“).
  • Abgrenzung zur Europäischen Hornisse (Vespa crabro):** Diese ist größer, rotbraun gefärbt an Kopf und Brust, mit gelbem Hinterleib und schwarzen Binden.
  • Flugaktivität: Tagaktiv, im Gegensatz zur Europäischen Hornisse nicht nachtaktiv.

Sie ist ein geschickter Flieger und kann „in der Luft stehen“ wie eine Libelle. Bei Attacken auf Honigbienen wird beobachtet, dass die Angriffe oft fehlschlagen.

Verbreitung

  • Ursprung: Süd- und Südostasien (Afghanistan bis Indonesien).
  • Einschleppung nach Europa: Vermutlich 2004 über den Seeweg nach Frankreich (Bordeaux).
  • Ausbreitung: Heute in weiten Teilen Westeuropas verbreitet (u. a. Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Niederlande, England, Schweiz).
  • Deutschland: Erstnachweis 2014 in Baden-Württemberg; seither Nachweise in mehreren Bundesländern, u. a. Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg, Saarland, NRW, Berlin, Niedersachsen, Bayern.

Lebensweise

  • Nestbau:
    • Frühjahr: Jungkönigin baut ein kleines Gründungsnest (oft bodennah, z. B. in Hecken oder unter Dächern).
    • Später: Ausbau zu großen, meist hoch in Bäumen hängenden Sekundärnestern.
  • Ernährung:
    • Allesfresser, Schwerpunkt auf Insektenfang zur Brutversorgung.
    • In urbanen Gebieten bis zu 66 % Honigbienenanteil in der Jagdbeute (ungesicherte Schätzung). Berichte, dass Vespa Velutina in starke, gesunde Bienenvölker eindringt, entbehren i.d.R. des Nachweises oder entziehen sich der Überprüfung durch den BSV.
    • Weitere Beutetiere: andere Hautflügler, Zweiflügler, Käfer, Schmetterlinge.
  • Jahreszyklus: Kolonie stirbt im Spätherbst ab; nur begattete Jungköniginnen überwintern.

Ökologische Bedeutung und Gefährdungspotenzial

  • Invasive Art: Man nimmt an, dass sie  Bestände auch von  Wildbienen lokal dezimieren kann.
  • Bestäubungsleistung: Studien zeigen Rückgang der Bestäuberaktivität an bestimmten Pflanzenarten in Gebieten mit hoher V. velutina-Dichte.
  • Konkurrenz: Potenzielle Verdrängung heimischer Hornissenarten denkbar, aber Auswirkungen auf Ökosysteme noch nicht abschließend erforscht.

Bedeutung für den Menschen

  • Stiche: Vergleichbar mit heimischen Hornissen; Imkerkollegen berichten, dass Hornissen-Stiche nicht „schlimmer“ sind als Bienen-Stiche.
  • Bekämpfung: In Deutschland nicht geschützt; Nester sollten von geschultem Personal entfernt werden.

Quellen und Links zum Weiterlesen

Boecking, Otto (2021) Biologie der asiatischen Hornisse

Schüler, Dennis (2009) Flugloch im Winter – je kleiner, desto besser. In: Deutsches Bienenjournal, 10/2009, S. 14-15

ehrenamtliches Gemeinschaftsprojekt gegen die Ausbreitung der Vespa velutina, Velutina Army Webseite https://velutina-army.de/willkommen-auf-velutina-army-de/

Bilder zur Vespa Velutina auf brell.de: https://cbrell.de/blog/vespa-velutina-bilder/

Autor und Lizenz

Prof. Dr. Claus Brell

Bienensachverständiger NRW

Obmann für neue imkerliche Betriebsweisen im Kreisverband Viersen

aktuelle Projekte:  Biene40,Steel4Bees

CC BY

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